Freitag, 09. September 2022

'mi'-Brief an Robert Habeck: Verhinderung von Insolvenzen im Mittelstand (Update+)

Blogeintrag | Kommentare (1)

Weitere Beiträge zum Thema:

29.9.2022, Dörte Fleischhauer ausführlich in ihrer Ausgabe EI 39/22: https://www.markt-intern.de/infobriefe/bauen-wohnen/elektro-installation/ei-2022-39/offener-brief-das-bundeswirtschaftsministerium-antwortet

8.9.2022, Dr. Schweizer-Nürnberg im Mittelstandsblog: https://www.markt-intern.de/blog/archives/537-Habeck-bringt-die-gesamte-deutsche-Wirtschaft-gegen-sich-auf.html

Updates:

Update 27.9.2022 (1) - Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat auf den Brief reagiert und uns eine Antwort zukommenlassen. Diese finden Sie hier dokumentiert: https://www.markt-intern.de/blog/archives/550-Habeck-Brief-von-Olaf-Weber-Antwort-aus-dem-BMWK.html

Update 27.9.2022 (2) - Auch Olaf Weber hat noch einmal reagiert und kommentiert die Antwort des BMWK: https://www.markt-intern.de/blog/archives/551-Habeck-Brief-von-Olaf-Weber-Kommentar-des-markt-intern-Herausgebers-zur-Antwort-des-BMWK.html

Nachfolgend dokumentieren wir den Brief, den 'mi'-Herausgeber Olaf Weber am 8.9.20022 an Dr. Robert Habeck versandt hat:


Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
Herrn Dr. Robert Habeck
Platz der Republik 1
11011 Berlin

- Per E-Mail an: ministerbuero@bmwk.bund.de -

Verhinderung von Insolvenzen im Mittelstand

Sehr geehrter Herr Minister Habeck,

mit großer Bestürzung haben wir und unsere Leser in den letzten Tagen wahrnehmen müssen, dass die Erfahrungen aus Ihrer "alten Welt" (Ihr Zitat aus der Maischberger-Sendung; Sie wissen, welche ich meine) sowie jene Ihrer gegenwärtigen Berater und Fachexperten nicht darauf schließen lassen, Sie oder Ihr Ministerium könnten die Geschäftssituation eines typischen Bäckers, Handwerkers oder überhaupt jedweden Kleinbetriebs, Einzelhändlers, Gastronomen oder Dienstleisters in seiner ganzen Dimension nachvollziehen. Umgekehrt verstehen wir aber immer besser, dass Sie offenbar - selbst gemeinsam - keinerlei Verständnis (im Sinne eines Wissens) dafür besitzen, was es seit 2020 bedeutet, ein Familienunternehmen erfolgreich zu führen, trotz der Lockdowns sowie der vielen unsere Kunden und uns einschränkenden Coronaschutzverordnungen. Hinzugekommen sind die durch die weltweiten pandemiegetriebenen Gegenmaßnahmen entstandenen massiven Lieferkettenprobleme, die neue Energiesparverordnung sowie eine inflationäre Steigerung der Energie- und Rohstoffpreise. Die Kombination des von uns vermuteten Unwissens mitsamt unseren Wahrnehmungen stürzt Hunderttausende mittelständische Unternehmer samt ihrer Familien in große Ängste und Sorgen.

Haben unseren Lesern früher die zunehmend wuchernde Bürokratie mit immer weiteren Auflagen mehr und mehr Entscheidungsfreiheiten genommen, das Unternehmen im Sinne eines Tuns immer komplexer gemacht, sind Sie und Ihr Fachpersonal mutmaßlich dabei, on top zunächst scheibchenweise, dann aber in sehr großen Schritten, ihnen jegliche Geschäftsgrundlagen zu entziehen. Wir weisen Sie darauf hin, dass davon nicht ein paar, sondern eine sehr große Zahl mittelständischer Betriebe betroffen sind. Es handelt sich dabei nicht nur um unzählige Kleinbetriebe des Facheinzelhandels und Fachhandwerks aus unserem Leserkreis, die bisher unsere Innenstädte generationenübergreifend, substanzerhaltend und kulturprägend bereicherten, sondern auch um sonst absolut solide und verantwortungsvoll agierende Top-Unternehmen aus dem Großhandel und der herstellenden Markenindustrie mit Weltruf und jeweils vielen Dutzend, Hunderten oder sogar Tausenden Mitarbeitern.

Bitte spielen Sie den Ball nicht zu uns zurück und fragen, wie wir oder unser Leser die Dinge angehen würden, wenn wir sie zu entscheiden hätten. Die Verantwortung tragen Sie und Ihre Kabinettskollegen alleine. Wir möchten auch nicht mit Ihnen tauschen. Da Sie aber die Verantwortung übernommen haben, erwarten wir von Ihnen 'nur', dass Sie die Probleme lösen, und zwar am besten schnell und insbesondere marktwirtschaftlich. Glauben Sie uns, wenn sich jemand mit Lösungen für immer wieder neue Probleme des Geschäftsalltags auskennt, dann unsere Leser des Mittelstandes. Ohne Ihnen weitere Empfehlungen geben zu wollen, aber eines scheint unabdingbar: Stellen Sie in der Energie- und Treibstoffversorgung wieder Marktwirtschaft her, lassen Sie Alternativen in diesem Segmenten wieder jenen Raum, den sie benötigen, um dadurch zu den notwendigen und für den Mittelstand lebensnotwendigen Preissenkungen beizutragen. Da die derzeitigen Preise erfahrungsgemäß zu einem größeren Teil von Erwartungen sämtlicher Beteiligter abhängig sind, werden sie mutmaßlich sinken, sobald Sie das passende (marktwirtschaftliche) Signal zu einer solchen Lösung geben.

Wichtig zu erwähnen ist, dass das, was mittelständische Unternehmen normalerweise am allerwenigsten benötigen, neben den ohnehin immer weiter steigenden Eingriffen in unsere Geschäftsführung, Solidaritätsappelle und Unterstützungsleistungen sind, so wie sie in den vergangenen Jahren aufgrund der Coronaeinschränkungen stattfanden bzw. angeboten wurden. In einer sich so abrupt ändernden Situation sagt natürlich niemand Nein, die Hilfen haben auch Schlimmstes verhindert. Die meisten Unternehmer und -familien haben aber nur überlebt, weil die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt wurde, während sie einen Großteil oder sämtliche ihrer Reserven und Altersvorsorgerücklagen aufgebraucht haben. Die staatlichen Hilfen waren für viele, insbesondere kleinere Unternehmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein, zweitens haben sie die Steuerberater des Mittelstandes über jedes Maß hinaus fast in den Wahnsinn getrieben (was weitere Kosten verursacht hat), drittens sind Mittelständler Macher, keine Unterlasser und viertens die besten Steuerzahler, die die Bundesrepublik hat. Der Mittelstand verdient es, dass die auch von Ihnen getroffenen Entscheidungen zuallererst auf Folgen für ihn abgeklopft werden, so schwer es Ihnen auch fallen mag. Lassen Sie es stattdessen zu, dass der Mittelstand an der von Ihnen miterzeugten Situation zugrunde geht, wird die Bundesrepublik, wie wir sie kennen, insgesamt zugrunde gehen. Sehr geehrter Herr Dr. Habeck, Sie haben es in der Hand, das zu verhindern!

Mit freundlichen Grüßen
Olaf Weber

Herausgeber/Geschäftsführer


Verfasst von: Olaf Weber | Kommentare (1)

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#1 Leserkommentar
von Arvid Feuerstack, 11.09.2022 10:41

<p>Ganz schwer verständlich!<br /> Wenig Inhalt!</p>
AW: Leserkommentar
von Olaf Weber, 12.09.2022 14:24

<p>Lieber Herr Feuerstack, besten Dank für Ihren Kommentar, der mich ein wenig ins Grübeln bringt. Tatsächlich erwartete ich nicht, dass Herr Habeck oder seine Vasallen den Brief jemals lesen werden, sich höchstens ein Tendenzurteil leisten würden. Genau darauf spekulierte ich mit meinen Zeilen, ein weiterer Tropfen mit anderen, der das Fass zum Kippen in eine konstruktive Richtung bringen könnte. Dass ich meine Gedanken auch in etwas kürzeren Sätzen ausdrücken könnte, um die Dinger einfacher zu halten? Ja, Sie haben recht, manchmal entgleitet mir das etwas.&nbsp;&nbsp;Ich wollte jetzt aber nicht noch weitere Tage ins Land gehen lassen, um die Zeilen zu perfektionieren...<br /> <br /> Ich hatte auch keine Neigung, in die 'Falle' zu gehen, von ihm konkrete Schritte zu fordern, z.B. die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, oder Entfristung des Kohletagebaus, noch weniger den Stopp der Sanktionen gegen Moskau, denn der eigentliche, viel ältere Fehler ist das planwirtschaftliche Programm der Erneuerbaren Energien, das rückabgewickelt gehört, aber dessen komplettes Scheitern einzugestehen derzeit kaum jemand in der Politik in den Mund nehmen würde (bis auf die AfD) und was ich deshalb auch nicht explizit erwähnte.<br /> <br /> Nochmals Danke für Ihre Kritik sowie herzliche Grüße, Olaf Weber</p>
AW: Leserkommentar
von E. Assmann, 16.09.2022 13:04

<p>Sehr geehrter Herr Weber,<br /> herzlichen Dank für Ihre klare Darstellung der gegenwärtigen Situation. Es erübrigt sich zu Ihren Aussagen noch Stellung zu beziehen. Ich hoffe nur, dass Sich unsere Politiker Ihren Brief "hinter den Spiegel" stellen. Wir brauchen wieder eine konzertierte Aktion, an der der Mittelstand beteiligt wird. Zur Zeit wird der Mittelstand mit Bürokratie immer stärker belastet, ohne dass ein großer Anteil der Maßnahmen hilfreiche Auswirkungen hätte. Aber mit der Diskussion um 9 € -Tickets bzw. Nachfolger davon, wird offenbar der Staat gerettet! Milliarden fließen in Kanäle, die dem Mittelstand sehr gut tun würden. Aber man hält mit derartigen Geschenken das Wählervolk bei der Stange. Die nächsten Wahlen drohen bereits und wir werden sicher noch mehr derartige, nicht wirklich helfende, Ausgaben zu finanzieren haben. Die Konsequenzen: Inflation, Insolvenzen, Arbeitslosigkeit.<br /> Ihr Schreiben sollte von den Entscheidungsträgern gründlich gelesen werden.<br /> Ihre Dienste beziehe ich schon lange und bin immer wieder erfreut über die Fachkompetenz und die klaren Stellungnahmen zu Trends in der Öffentlichkeit. Weiter so!<br /> Mit freundlichen Grüßen<br /> E. Assmann</p>
AW: Leserkommentar
von Olaf Weber, 19.09.2022 18:58

<p>Sehr geehrter Herr Assmann,<br /> vielen herzlichen Dank für Ihre offenen Zeilen, über die ich mich sehr gefreut habe und welche meine volle Zustimmung finden. Wir prüfen derzeit, in wie weit wir uns an gemeinsamen Aktionen beteiligen können bzw. welche sich zu initieren oder zu bewerben lohnt. Eigentlich könnte man guten Gewissens sagen, alle, denn es gibt niemanden mehr im Mittelstand, der nicht auch berechtigt große Sorgen und eine eindeutige Adresse für seine Beschwerden hat.<br /> Ich danke Ihnen ebenso herzlich für Ihr Lob sowie die langjährige Lesertreue, verspreche Ihnen zudem, dass 'markt intern' auf jeden Fall zeitgeistunabhängig bleiben wird.<br /> Mit herzlichen Grüßen<br /> Ihr Olaf Weber</p>
AW: Leserkommentar
von Stefanie Schumm, 21.09.2022 14:38

<p>Lieber Herr Weber,<br /> vielen Dank dass Sie "die Sache" in Ihre Hand genommen haben! Als Familienunternehmen sehr emotional an den Themen dran, und nach diesen schwierigen Jahren etwas ausgelaugt, würden mir die Worte nicht so leicht fallen! Zwar habe ich hier in Bayern schonmal einen Versuch über die sozialen Medien ins Ministerium gestartet, leider bekam ich keine Rückantwort. Ich hoffe dass Sie als Vertreter Ihrer Leserschaft und des Mittelstandes eher Gehör finden!<br /> Sie haben die Themen auf den Punkt gebracht! Der Regierung sollte klar sein...etwas überspitzt gesagt...wer den Laden am Laufen hält, Werte hoch hält und Verantwortung übernimmt, sollte nicht kaputt gemacht werden und die entsprechende Wertschätzung erhalten! Wir leisten einiges was hinterher schwer vermisst würde! Daher hoffe ich dass viele Abonnenten Sie bei Ihren Bemühungen für uns unterstützen!</p>
AW: Leserkommentar
von Olaf Weber, 22.09.2022 08:55

<p>Liebe Frau Schumm,<br /> <br /> auch Ihnen danke ich herzlich für Ihren Kommentar, der mich sehr gefreut hat. Wie Sie und Ihr Familienunternehmen sind bundesweit viele Ihrer Kollegen nach den vergangenen Jahren abgekämpft, egal ob die Betriebe/Geschäfte zeitweise schließen mussten oder auftragsseitig der Krise sogar etwas abgewinnen konnten. Einfach so weggesteckt hat die letzten Jahre so gut wie niemand, sie haben in jeder Hinsicht viel gekostet.<br /> Bestürzend ist, dass die sich langsam ankündigende Erholung so leichtfertig durch die Politik auf's Spiel gesetzt wurde, (nicht nur) der Mittelstand offenbar mit einem gewissen Vorsatz an die Wand gefahren zu werden scheint. Gabor Steigart sprach dieser Tage in der ARD sogar von einem "Wirtschaftskrieg gegen die eigene Bevölkerung", ich sehe das ebenso. Dass das alles geschehen könnte, damit haben sicher nur wenige gerechnet, da es jeder (ökonomischen und gesellschaftlichen) Vernunft widerspricht.<br /> Ganz unabhängig vom Kriegsverlauf in der Ukraine, den Sanktionen und den Importstopps ist zu konstatieren, dass die Damen und Herren in Berlin nicht zuhören wollen, sondern eher darauf zu sinnen scheinen, den Schaden zu maximieren. Das muss sich unbedingt und schnell ändern!<br /> 'markt intern' wird nicht innehalten, den Finger in die Wunde zu legen, Frau Schumm. Wir freuen uns sehr, kritische Mittelständler wie Sie und viele Weitere, hinter uns zu wissen.<br /> Ich hoffe, Sie (und alle anderen Leser) kommen gut über diese Zeit, herzliche Grüße, Ihr Olaf Weber</p>

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