Donnerstag, 30. März 2023

IfM Bonn besteht seit 65 Jahren

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Seit nunmehr 65 Jahren steht das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn für Forschung rund um den Mittelstand. Seitdem suchen die Forscherinnen und Forscher in Bonn Antworten auf die Fragen, mit welchen Herausforderungen sich mittelständische Unternehmen aktuell und in Zukunft konfrontiert sehen oder wann Unterstützungsmaßnahmen seitens der Politik für den Mittelstand sinnvoll und wichtig sind. „Die interdisziplinäre und praxisnahe Forschungsweise unseres Instituts“, betont seine aktuelle Präsidentin Prof. Dr. Friederike Welter, „hat in den vergangenen 65 Jahren dazu geführt, dass sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wirtschaftspolitik das Bewusstsein für mittelstandsrelevante Themen wie beispielsweise Gründungen oder Nachfolgeverhalten gestiegen ist. Auch haben unsere Forschungsarbeiten dazu beigetragen, dass die Belange des Mittelstands in einer Vielzahl von Gesetzen nachhaltig Berücksichtigung gefunden haben.“

Zu Beginn der Forschungstätigkeit des IfM Bonn habe die definitorische Einordnung des Mittelstands und die Erarbeitung von statistischen Daten im Mittelpunkt gestanden. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard habe in der Gründung „kein politisches, sondern ein wirtschaftliches Anliegen, die Mittelstandsfrage von einem besonderen Institut durchleuchten zu lassen“, gesehen, da der Mittelstandsbegriff bis dahin keinen soziologischen Inhalt gehabt habe, resümiert das IfM Bonn seine Gründungsgeschichte. Die mittelständischen Unternehmen hätten zwar im wirtschaftlichen Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er Jahren eine wesentliche Rolle gespielt. Bei der wirtschaftspolitischen Gestaltung der Rahmenbedingungen habe es aber zu diesem Zeitpunkt viele verschiedene Auffassungen davon gegeben, was unter gewerblichem Mittelstand zu verstehen sei – und wer hierzu zähle.

Man kann durchaus feststellen, dass sich die Datenlage und die Definition, wer oder was unter Mittelstand zu fassen ist, seitdem grundlegend verbessert hat. Nicht geändert hat sich aber die Situation, dass im politischen Alltag die Entscheidungen der wichtigen Rolle des Mittelstands häufig nicht gerecht werden. Insoweit bleibt nicht nur für das IfM Bonn, sondern vor allem auch für die politisch Handelnden noch viel Arbeit, der Satzung des IfM Bonn gerecht zu werden, wonach es die Lage, Entwicklung und Probleme des Mittelstandes zu erforschen habe, um damit zur Verbesserung der allgemeinen Rahmenbedingungen beizutragen.

Aktuell, so betont das IfM Bonn, befassten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neben den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für den Mittelstand unter anderem mit den Herausforderungen und Chancen, die sich für mittelständische Unternehmen aus der grünen und der digitalen Transformation ergeben, aber auch mit den wirtschaftlichen Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine. Ein weiterer Schwerpunkt liege auf der Frage, welchen gesellschaftlichen Beitrag der Mittelstand in Deutschland leistet.

Die Verdienste des IfM Bonn sind aller Ehren wert und die Tätigkeit des Instituts ist mehr als wichtig. Dennoch kommen wir nicht umhin, daran zu zweifeln, ob die Politiker, die regelmäßig das IfM Bonn loben (s. dazu unseren Bericht zur Festveranstaltung zum 60. Geburtstag), bei ihrer täglichen Arbeit dessen Erkenntnisse auch ernsthaft umzusetzen versuchen. Dass dies nicht einfach ist, sollte jedem klar sein. Es ist immer einfacher, Probleme theoretisch zu lösen als die Lösung im Diskurs unterschiedlicher Interessen praktisch durchzusetzen. Dennoch bleibt der Befund, es wäre trotzdem mehr zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Mittelständler möglich, als sich seit Jahren – egal unter welcher Regierung – für den Mittelstand tut.

Wer sich für die Chronik ‘65 Jahre IfM Bonn’ interessiert, findet sie auf der Homepage des Instituts hier.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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