Dienstag, 14. März 2023

MDR hat neuen Intendanten gewählt

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Der MDR-Rundfunkrat hat auf seiner gestrigen Sitzung Ralf Ludwig zum neuen Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks gewählt. Der 54-jährige Ludwig erhielt nach Angaben des MDR im ersten Wahlgang 33 Stimmen und „übertraf damit die notwendige Zweidrittelmehrheit der anwesenden Rundfunkratsmitglieder“. Dies ist eine zutreffende, aber nicht ganz vollständige Information. Denn bei 48 anwesenden Mitgliedern betrug die erforderliche Zweidrittelmehrheit 32 Stimmen. Ludwig hat also gerade mal eine Stimme mehr erhalten als notwendig war. Aber das muss ihn nicht grämen, auch wenn es keinen Gegenkandidaten hatte. Denn gewählt ist gewählt.

Das enge Ergebnis mag mit der Art und Weise seiner Auswahl zu erklären sein. So hatte der Verwaltungsrat des MDR nach einem intensiven Bewerbungs- und Auswahlverfahren am 13. Januar 2023 einstimmig Ludwig, den bisherigen Verwaltungschef des Senders, als Kandidat für die Wahl empfohlen. Immerhin hatte es 29 Bewerbungen gegeben. Der MDR-Gesamtpersonalrat hatte das Procedere kritisiert und seine mangelnde Einbindung beklagt.

Für uns bedeutsamer ist, wie sich Ludwig in der Pressemitteilung des MDR hat zitieren lassen. Er wolle sich mit ganzer Kraft für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einsetzen, heißt es dort wenig überraschend. Das darf man von einem Intendanten eines solchen Senders erwarten. Sodann lobt Ludwig seine noch bis Ende Oktober amtierende Vorgängerin Prof. Dr. Karola Wille. Die habe den MDR „seit 2011 als Intendantin neu aufgestellt und ins digitale Zeitalter geführt. Sie hat den MDR zu einem modernen crossmedialen Medienhaus für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geformt. Diesen Weg werde ich gemeinsam mit der MDR-Geschäftsleitung sowie mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konsequent fortsetzen.“

Nun ja, das verheißt für die Gebührenzahler nicht unbedingt Gutes. Denn Anfang Dezember letzten Jahres hatten wir bereits darauf hingewiesen, dass der MDR für dieses Jahr einen beachtlichen Verlust von 33 Millionen Euro plant. Sollte Ludwig diesen Weg fortsetzen, dann wird das vielleicht die Chefetage des MDR erfreuen, aber wohl kaum die einfachen Mitarbeiter des MDR. Denn früher oder später geht es dann um deren Stellen. Denn nicht einmal Ludwig wird annehmen, dass es in näherer Zukunft Mehrheiten für massive Rundfunkgebührenerhöhungen geben wird. Entsprechend hat er auch noch vor der Wahl verkündet, das strukturelle Defizit des Senders müsse behoben werden. Fragt sich halt nur: wie? Sein Hinweis, als Mitglied der ARD-Familie werde der MDR „auch weiterhin den begonnenen Reform-Kurs aktiv unterstützen und mitgestalten“, ist schon noch erklärungsbedürftig. Wer oder was bisher in der ARD reformiert wurde, bleibt einstweilen sein Geheimnis. Oder sollte er die Einsetzung des vom NRW-Medienminister Nathanael Liminski, der zugleich Chef der dortigen Staatskanzlei ist, ersonnenen ‘Zukunftsrats’ der Rundfunkkommission meinen?


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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