Dienstag, 06. Dezember 2022

MDR plant erneut ein Defizit von mehr als 30 Millionen Euro

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Obwohl den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mehr als acht Milliarden Euro jährlich zur Verfügung stehen, reicht das Geld nicht, um zumindest ausgeglichene Haushalte vorzulegen. Aktuell hat gerade der Rundfunkrat des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) den Wirtschaftsplan des MDR für 2023 gebehmigt. Er sieht ein Defizit in Höhe von 33 Millionen Euro vor. 2019 betrug das Defizit erst 4,1 Millionen Euro. 2020 ‘erzielte’ der MDR ein Minus von gut 15 Millionen Euro, nd 2021 betrug es dann schon 39,3 Millionen Euro (trotz gestiegener Erlöse). Für 2022 hat der MDR laut Geschäftsbericht 2021 ein Minus von stolzen 41,4 Millionen Euro geplant. Vor diesem Hintergrund mag es nachvollziehbar klingen, dass Intendantin Prof. Dr. Karola Wille betont, „der Wirtschaftsplan 2023 beinhaltet zudem eine konsequente Ausrichtung an den Prinzipien von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit in der Mittelverwendung“.

Wir sehen das gänzlich anders. Schon bei der Kommentierung des 2019er-Ergebnisses hatten wir festgestellt, der MDR könne leicht sparen, sofern er das Management entschlackt. Der Sender gönnte sich neben Intendantin Wille gleich acht Direktoren. Wie die entlohnt wurden, darüber verweigerte der MDR im Geschäftsbericht seinerzeit unter Hinweis auf § 286 Abs. 4 HGB die Angaben.

Um zu verstehen, woher das Defizit des MDR kommt, genügt eigentlich diese Passage des Geschäftsberichts 2021 zu zitieren: Der Gesamtansatz der Rückstellungen hat sich im Berichtsjahr um EUR 62,5 Mio. auf EUR 679,5 Mio. erhöht. Demgemäß ist auch der Anteil an der Bilanzsumme von 54,5 % im Vorjahr auf nunmehr 59,0 % gewachsen. Die Entwicklung ist insbesondere auf den Anstieg der hierunter ausgewiesenen Pensionsverpflichtungen, welche auch Altersversorgungsansprüche für Mitarbeiter von Gemeinschaftseinrichtungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten enthalten, zurückzuführen.“ Wem das nicht reicht, hier noch eine Ergänzung: Die beim Personalaufwand zu verzeichnende Erhöhung gegenüber dem Vorjahr um EUR 27,8 Mio. resultiert insbesondere aus den um EUR 26,0 Mio. gestiegenen Aufwendungen für die Altersversorgung.“

Inzwischen teilt der MDR sogar mit, was seine Intendantin und die acht Direktorinnen und Direktoren kassieren (S. 48 des Geschäftsberichts). Dies ist aufgrund des geänderten MDR-Staatsvertrages notwendig geworden. Von allein hätte es der MDR wahrscheinlich nicht gemacht. Demnach erhielt Wille Jahresbezüge von knapp 300.000 Euro, mit Sachbezügen und Aufwandsentschädigung kam sie auf 310.426 Euro. Die Direktorinnen und Direktorengehälter bewegen sich (inklusive Aufwandsentschädigung und Sachbezügen) zwischen 195.998 Euro und 274.935 Euro. Die Gehälter der festangestellten tariflichen Mitarbeiter liegen dagegen zwischen 2.693 Euro und 9.825 Euro. Kleines Schmankerl: Für Wille sind derzeit 4.600.557 Euro  „für den Fall einer vorzeitigen Beendigung der Tätigkeit“ zurückgestellt.

Ach ja, wie setzt sich eigentlich das Programm des MDR zusammen? ÖRR ist ja vermeintlich demokratiestiftend. Den höchsten Anteil am Programm mit 26,8 Prozent hatte tatsächlich der Bereich „Politik und Gesellschaft“. Allerdings standen 84.409 Minuten neuen Programms stolze 61.346 Minuten Wiederholungen gegenüber. Kultur, Bildung und Wissenschaft kamen nur auf 8,0 Prozent Sendeanteil. Dabei übertrafen hier die Wiederholungen mit 26.346 Minuten bei Weitem das neue Programm mit 17.162 Minuten. Spielfilme schafften 15,7 Prozent und Unterhaltung 13 Prozent des Programmangebots. Allerdings waren von insgesamt 86.293 Minuten Spielfilmen unglaubliche 82.190 Minuten Wiederholungen!

Sorgen muss man sich aber letztlich nicht um den MDR machen, denn „eine Insolvenzfähigkeit für den MDR besteht nach § 1 Abs. 3 MDR-Staatsvertrag nicht“, weiß der Sender mitzuteilen. Es ist immer gut, Freunde in der Politik zu haben.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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