Dienstag, 14. März 2023

Der Untergang von GALERIA geht weiter

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So bitter es für die Beschäftigten von GALERIA ist, aber der Untergang des Unternehmens geht leider unverändert weiter. Darüber kann auch die grotesk anmutenden Pressemitteilung des Essener Konzerns nicht hinwegtäuschen, der gestern angesichts der beschlossenen Schließung von 52 (!) Filialen ernsthaft titelte: „GALERIA stellt mit neuer Filialstruktur Weichen für eine sichere Zukunft“. Wir wissen wirklich nicht, was man in Essen unter einer sicheren Zukunft versteht, aber wir sind uns sicher, dass auch die Mehrheit der 77 nun übrig bleibenden Filialen nicht wirklich eine sichere Zukunft hat.

Sicher, das KaDeWe mag eine sichere Zukunft haben, aber schon bei der weitergeführten Filiale an der Düsseldorfer Kö würden wir mal Fragezeichen machen, wie lange die wohl noch besteht. An der Düsseldorfer Schadowstraße jedenfalls verabschiedet sich der Konzern im Januar nächsten Jahres. Wer von den Beschäftigten sich auf die Aussage verlässt, 77 Filialen blieben erhalten, rund 11.000 Arbeitsplätze würden „gesichert“, könnte in fernerer Zukunft noch eine böse Überraschung erleben. Aber realistisch betrachtet, wissen die meisten Mitarbeiter des Konzerns ja, was sie von den Versprechungen der diversen Unternehmensleitungen zu halten haben.

Schaut man sich das Konzept an, dass nach Angaben der Geschäftsleitung die Rettung bringen soll, kann man sich nur wundern. ein „Sortiment, das stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse ausgerichtet“ werde, soll also die Zukunft gesichert werden. „Dazu zählt eine kundenfreundliche Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten“, heißt es. „Galeria plane, so wird verkündet, „in den kommenden drei Jahren alle weiter betriebenen Filialen umfassend zu modernisieren“. Attraktive Gastronomie-Angebote und „sinnvolle Ergänzungen wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services“ sollen GKK künftig „zum beliebten Treffpunkt in der Innenstadt“ machen. Wer jetzt meinen sollte, diese Sprüche schon bei der ersten Insolvenz, bei den staatlichen Rettungspaketen eins und zwei sowie den zuvor beschlossenen Sanierungskonzepten gehört zu haben, liegt, genau, richtig. Was hat es gebracht? Nichts.

Und was ist von der tollen Idee zu halten, Online und Offline besser zu verzahnen? Nun ja, die Düsseldorfer Konkurrenz auf dem Bekleidungssektor Peek&Cloppenburg – die derzeit ebenfalls versucht, seine Pleite abzuwenden – hat sich davon gerade verabschiedet. Dort soll wieder auf die Filiale, nicht das Netz gesetzt werden. Reichlich erhellend ist auch ein Blick auf die Startseite von GALERIA. Dort wird gerade ein „FINAL SALE BIS ZU 70 %“ beworben. Noch Fragen?

Geradezu makaber ist die Ankündigung, die noch übrig bleibenden Filialen sollten „umfassend“ modernisiert werden. Das versprechen sämtliche Eigentümer seit dem unsäglichen Nicolas Berggruen. Passiert ist es nie und man wird wohl fragen dürfen, woher denn das Geld dafür kommen soll. Von René Benko?

„Das ist zweifellos heute für uns alle ein schwerer Tag. Wir haben in den vergangenen Wochen intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen und sind in harte interne wie externe Gespräche gegangen“, lässt sich Arndt Geiwitz, Generalbevollmächtigter GALERIA, in der Pressemitteilung zitieren. Das stimmt nicht ganz. Geiwitz wird für die Entwicklung dieses Konzeptes fürstlich entlohnt und er verliert auch anschließend seinen Job als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer nicht. Das sieht für die von den Schließungen betroffenen 4.000 GALERIA-Mitarbeitern ganz anders aus.

„Um die lokalen Strukturen zu stärken, geben wir den Filialen mehr Eigenständigkeit“, wird am Ende der Pressemitteilung GALERIA-CEO Miguel Müllenbach zitiert. „Sie sollen stärker über Sortimente, Schwerpunkte und Abläufe vor Ort entscheiden können“, betont er dort. Künftig sollen „fünf neue Regionaleinheiten helfen, auch die Prozesse mit dem Service Center in Essen optimal zu verzahnen“. Was man halt so sagt, wenn am Ende andere die Verantwortung für das Scheitern auch dieses Plans tragen sollen.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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