Donnerstag, 18. November 2021

Linnemann gibt Vorsitz der Mittelstands- und Wirtschaftsunion auf

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Gestern Abend hat die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) ihre Mittelstandspreise im Rahmen eines parlamentarischen Abends vergeben. Es war im Vergleich zu den vorherigen Preisverleihungen eine besondere Veranstaltung. Zunächst einmal hat die aktuelle Corona-Entwicklung die Zahl der präsenten Teilnehmer reduziert. Zudem wurden 2020 wegen der Pandemie gar keine Preise vergeben. Die letzte Preisverleihung hatte es zuvor im November 2019 gegeben. Und zum Dritten war es die letzte Preisvergabe unter der Ägide des MIT-Vorsitzenden Dr. Carsten Linnemann. Der hatte zuvor angekündigt, den Vorsitz der MIT abzugeben.

Zur Begründung hatte er gegenüber dem Westfalen-Blatt gesagt: „Den Gedanken, den Vorsitz der Mittelstandsvereinigung abzugeben, habe ich schon länger im Kopf.“ Er habe immer gesagt, die Kanzlerschaft solle auf acht Jahre begrenzt werden. „Gleiches muss auch für Spitzenämter in der Partei gelten – also auch für mich. Deshalb gehe ich jetzt diesen Schritt.“ Linnemann ist seit 2013 Vorsitzender der MIT. Hinzu komme, dass Friedrich Merz ihm im Falle seiner Wahl zum Parteivorsitzenden die Führung der neuen Grundsatz- und Programm-Kommission übertragen wolle„Ich wäre also für die inhaltliche Neuaufstellung der CDU verantwortlich. Und das dürfte ein Fulltime-Job werden.“

Es ehrt Linnemann, dass er sich an seinen eigenen Aussagen auch persönlich misst. Da gibt es andere Beispiele in der Politik. Es ist für die MIT dennoch ein herber Verlust. Noch größer wäre der Verlust, sollte Friedrich Merz auch im dritten Anlauf zur Wahl des Parteivorsitzenden der CDU scheitern. Denn weder Norbert Röttgen noch Dr. Helge Braun würden Linnemann wie Merz für den Vorsitz der Grundsatzprogrammkommission der CDU vorschlagen.

Die Veranstaltung selbst hielt auch einige Überraschungen bereit. So trug Armin Laschet eine ausgesprochen launige Laudatio auf den Preisträger (Kategorie Gesellschaft) Hans-Joachim Watzke vor, die einige Spitzen in Richtung Süden enthielt. So verständlich dies aus Sicht Laschets auch ist, sie kommen zu spät. Watzke, der als Geschäftsführer von Borussia Dortmund ebenfalls ein besonderes Verhältnis zu Bayern (in Form des FCB) hat, revanchierte sich für die sehr menschliche Würdigung durch Laschet seinerseits mit der Feststellung, wäre er der Kanzlerkandidat der Union gewesen, hätten nach diesem Wahlkampf „mindestens fünf Leute blaue Augen gehabt, nicht nur im Süden, aber auch im Süden“. Es muss sich übrigens niemand in der Union Sorgen machen, demnächst mit Watzke aneinanderzugeraten. Denn er bekannte auch, ließe er sich zum CDU-Vorsitzenden wählen, „würde sich meine Frau scheiden lassen“.

Eine ganz andere, sehr nachdenkliche Laudatio hielt Bundespräsident a.D. Christian Wulff auf die Preisträger Politik. Drei Kommunalpolitiker nahmen stellvertretend für das Engagement der Kommunalpolitiker den Preis entgegen: Maria Becht, langjährige Kommunalpolitikern aus Rödermark in Hessen, Stefan Rößle, Landrat von Donau-Ries, und Octavian Ursu, Oberbürgermeister von Görlitz. Gespickt mit Anekdoten, die bis zu Dr. Helmut Kohl zurückreichten, analysierte Wulff tiefgründig eine in Teilen beängstigende Entwicklung, die sich zuletzt noch einmal massiv verschärft habe: die Spaltung der Gesellschaft und ein zunehmend unsolidarisches, aggressives Verhalten.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (1)

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#1 Leserkommentar
von Dieter Bischoff, 20.11.2021 10:05

<p>Es ist schade, dass Carsten Linnemann den Vorsitz der MIT abgibt. Ich war viele Jahre sein Stellvertreter. Carsten ist ordnungspolitisch klar strukturiert und obendrein ein Pfundskerl. Es war zu jedem Zeitpunkt die helle Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Friedrich Merz und Carsten Linnemann - das wäre ein Dreamteam. So stelle ich mir die CDU der Zukunft vor. Alles andere wäre zweite Wahl.</p>

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