Donnerstag, 15. Juli 2021

Habeck verteidigt Baerbock und profiliert sich selbst

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Schon letzte Woche hatte Markus Lanz im ZDF sichtlich Vergnügen daran, den unzulänglichen Umgang von Bündnis 90/Die Grünen und Annalena Baerbock eigene Rolle im Umgang mit ihrer Vertrauenskrise zum Gegenstand seiner Sendung am 6. Juli zu machen (s. dazu unseren Beitrag vom 8. Juli). Da Baerbock aber noch Kanzlerkandidatin der Grünen ist, versuchte Lanz am Mittwoch nachzulegen. Diesmal hatte er sich dafür keinen geringeren als Robert Habeck und die Journalistin Dr. Helene Bubrowski (Parlamentsjournalistin der FAZ) eingeladen, die zufälligerweise im Völkerrecht promoviert hat, eingeladen.

Um es gleich vorwegzunehmen: Lanz dürfte seinem Ziel des Rücktritts von Baerbock zwar näher gekommen sein, er wird es aber kaum erreichen. Unbestritten hat Habeck die bisher beste Rolle der Grünen in ihrer aktuellen Vertrauenskrise abgegeben und er hat den Grundstein dafür gelegt, dass die Grünen selbst verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen könnten.

Aber selbst Habeck weiß, dass es einem ‘Todesurteil’ Baerbocks gleichkäme, sollte diese jetzt von der Kandidatur zurückzutreten. Zwar ließ Lanz nichts unversucht, Habeck dazu zu bringen, einen solchen Rollentausch auszusprechen. Doch der widerstand der Versuchung, indem er beispielsweise erklärte, er halte einen solchen Schritt für falsch und werde ihn Baerbock auch nicht empfehlen. Und dennoch bewies Habeck eindrucksvoll, dass er der bessere Kandidat der Grünen gewesen wäre.

Nonchalant räumte er nicht nur die Grüne-Verteidigungslinie ab, die Kritik an Baerbock sei eine Kampagne oder gar Rufmord. Diese Strategie sei falsch gewesen und inzwischen korrigiert worden, auch von Baerbock selbst. Er erklärte mal eben das Urheberrecht als elementar wichtig für Künstler und entgegnete Baerbocks Satz, wonach niemand ein Buch alleine schreibe, mit der Aussage, ein Buch zu schreiben sei eine sehr einsame Tätigkeit. Dass er Lanz-Fragen, die ersichtlich nur Baerbock selbst beantworten könnte, damit beantwortete, dies möge Lanz bitte Baerbock selbst fragen, bot eine weitere Möglichkeit, Baerbock neue Schwierigkeiten zu bereiten.

Erwartungsgemäß erwiderte Lanz, Baerbock habe bisher alle Einladungen abgelehnt, weil sie keine Zeit habe. Dies wiederum beantwortete Habeck mit dem 'vergifteten' Satz, sie werde sicher bald zu ihm kommen. Davon kann man ihr nur abraten. Lanz würde sie nur vorführen wollen und sie könnte dabei kaum gewinnen. Allerdings steht sie nun dumm da, sollte sie weitere Einladungen von Lanz ablehnen. Ob das nun eine gezielte Bosheit von Habeck war oder schlicht der Situation geschuldet war, seiner Co-Vorsitzenden nicht offensiv in den Rücken zu fallen, kann nur er selbst beantworten. Doch so viel steht heute schon fest: Die Zeit bis zur Bundestagswahl wird für Baerbock keine leichte!


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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