Donnerstag, 08. Juli 2021

Annalena Baerbocks Reue kommt zu spät

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Nun zeigt sich Annalena Baerbock also doch noch reumütig, was den Umgang mit fremden Quellen in ihrem Buch ‘Jetzt. Wie wir unser Land erneuern’ betrifft. Sprachen maßgebliche Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen noch zu Beginn der Kritik von Rufmord, so klingt es bei Baebock jetzt ganz anders. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung betont sie: „Rückblickend wäre es sicherlich besser gewesen, wenn ich doch mit einem Quellenverzeichnis gearbeitet hätte.“

Doch diese Einsicht kommt zu spät und sie greift erneut zu kurz. Denn es geht nicht darum, dass Baerbock Quellen verschwiegen hat, sondern dass sie fremde Gedanken als eigene ausgegeben hat und damit bis jetzt kein Problem hat. Die jetzige halbherzige Einsicht ist zudem wahrscheinlich auch weniger einem eigenen Erkenntnisgewinn geschuldet als der Tatsache, dass selbst Wohlmeinende an der Krisenbewältigung der Grünen und der Umsetzung ihres Projekts Kanzlerkandidatin verzweifeln. Besonders anschaulich war dies diese Woche Dienstag bei Markus Lanz zu sehen. Dort versuchte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer verzweifelt, die Kritik an Baerbocks Umgang mit der Wahrheit zu verteidigen. Nur, wie will man beispielsweise verteidigen, dass jemand, der von eigenen Reiseerfahrungen spricht, diese dann durch ein ein Jahr altes fremdes Zitat, das als solches nicht kenntlich gemacht ist, ausdrückt?

Und so musste sich Krischer, und damit das gesamte Wahlkampfmanagement der Grünen vom Leiter des Parlamentsbüros der taz, Ulrich Schulte, sagen lassen, es sei sinnlos, Dinge zu leugnen, die offensichtlich seien. Kampagnen- und Strategieberater Julius van de Laar, der auch bereits für Barack Obama gearbeitet hat, verwies wie Schulte darauf, das gesamte Krisenmanagement der Partei habe beim Umgang mit den Vorgängen komplett versagt. Er bestätigte, was auch wir schon den wahlkämpfenden Grünen vorgehalten haben: Noch nie habe ein Buch eines Kandidaten eine Wahl entschieden. Schon deshalb stelle sich die Frage, warum das Buch überhaupt im Wahlkampf vorgelegt wurde. Wir wissen es nicht. Wir könnten uns aber vorstellen, dass die Autorin und der Verlag (Ullstein) gedacht haben, es sei ein günstiger Zeitpunkt das Buch auf den Markt zu bringen, um damit ordentlich Geld zu verdienen.

Das ist überhaupt nicht zu kritisieren, rechtfertigt aber nicht den schlampigen Umgang mit den Fremdzitaten. Auch dass alles am Ende ganz schnell gehen musste, wie Baerbock schon bei der Buchvorstellung betonte, hilft als Erklärung für einen zweifelhaften Umgang mit fremden Meinungen ebenso wenig wie die merkwürdige Feststellung des Ullstein-Verlages, man habe alles sorgfältig geprüft. Kommt halt immer darauf an, was man unter sorgfältig versteht.

Doch die Ursachenforschung, wie es zu dem Buch und seinem Umgang mit Fremdzitate gekommen ist, nutzt nichts mehr, denn dabei handelt es sich um die berühmte verschüttete Milch. Das Buch ist erschienen und es wimmelt von Fremdzitaten, die als eigene Erkenntnis der Autorin ausgegeben wurden. Das ist nicht mehr zu ändern und das haben offenbar viel zu spät Annalena Baerbock und das Management der Grünen erkannt. Daher jetzt die Kehrtwende. Ob sie Baerbock und den Grünen im Wahlkampf noch hilft? Kann sein, muss aber nicht sein. Sie kommt halt reichlich spät und erzwungen daher.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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