Mittwoch, 21. Juni 2023

Söder hat Bayerischen Verdienstorden an Merkel verliehen

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„Aller guten Dinge sind drei“, meint der Volksmund. Doch auch der Volksmund kann irren. Jedenfalls wirkt es zunehmend skurril, mit welcher Geschwindigkeit inzwischen Bundeskanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel Verdienstorden erhält. Begonnen hat der Reigen mit Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, der Merkel am 17. April den ‘Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Großkreuz in besonderer Ausführung’ verliehen hat. Danach sonnte sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst am 16. Mai im Glanze Merkels, indem er sie für ihre sechzehnjährige Regierungszeit und ihren Erfolg, als erste Frau Bundeskanzlerin geworden zu sein, mit dem ‘Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen’ auszeichnete. Da konnte und wollte Dr. Markus Söder natürlich nicht zurückstehen.

Und so erhielt Merkel heute zum dritten Mal innerhalb von nur zwei Monaten den jeweils höchsten Orden, den die Verleihenden zu vergeben haben. Der Bayerische Verdienstorden, den Söder im Antiquarium der Münchner Residenz an Merkel aushändigte, „wird seit 1957 jedes Jahr als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk“ vom Ministerpräsidenten verliehen, heißt es dazu. Und wie schon bei Steinmeier und Wüst fragt man sich, inwieweit Merkels Wirken eigentlich den Voraussetzungen der Verleihung entsprochen hat. Speziell die Bayern und Merkel hatten in den sechzehn Jahren keine besonders harmonische Beziehung. Höhepunkt des oft eher angespannten Verhältnisses war Horst Seehofers legendäre Standpauke auf dem CSU-Parteitag im November 2015.

Aber so etwas fischt Söder nicht an. Was Wüst kann, kann er schon lange. Seine von der Staatsregierung verbreitete Begründung für die Auszeichnung: „Angela Merkel war sechzehn Jahre Bundeskanzlerin und hat unser Land und ganz Europa gut durch schwerste Krisen geführt. Gerade in der Coronakrise hat sie unser Land beschützt und durch größte Herausforderungen geleitet. Der Verdienstorden ist Bayerns exklusivster Club mit maximal 2000 lebenden Ordensträgern. Auch die Bundeskanzler Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und Helmut Kohl waren dabei. Willkommen in diesem besonderen Kreis!“

Da mag jeder mit sich selbst ausmachen, inwieweit ihn dies überzeugt. Sich im Kreise Konrad Adenauers und Helmut Kohls wiederzufinden, kennt Merkel schon vom Verdienstorden der Bundesrepublik. Den hatten vor ihr nur Adenauer und Kohl erhalten. Beim Bayerischen Verdienstorden sieht dies dagegen ganz anders aus. Der zählt derzeit etwa 1.600 Ordensträger. Das ist eigentlich für Merkel eine Nummer zu klein. Aber in Zeiten, in denen kräftig an ihrem Erbe gekratzt wird, das andere dafür umso heller zum Strahlen bringen wollen, ist ihr das wohl egal. Sie hat ihn angenommen und sich mehrfach dafür bedankt. Erst die nächste Generation der Historiker wird dann wohl einreihen, wie es um ihre Leistung bestellt und wie berechtigt diese ‘Ordenssammlung‘ war.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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