Dienstag, 28. März 2023

Vermeintliche Galeria-Rettung war doch kein „gutes Geschäft für den Steuerzahler“

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Im Februar 2021 haben wir im Zusammenhang mit dem damaligen Kredit des Wirtschaftsstabilisierungsfonds für Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) dessen seinerzeitigen Chef Miguel Müllenbach mit seiner Aussage zitiert, für den Steuerzahler sei der Kredit über 460 Milliarden Euro ein gutes Geschäft, weil GKK den Kredit samt seiner Zinsen zurückzahlen werde. Wir hatten dazu die Frage gestellt, warum dann nicht GKK-Eigner René Benko den Kredit zur Verfügung stellt (vgl. Mi 03/21). Seit gestern hat sich bestätigt, was seinerzeit schon nahezu sicher war: GKK zahlt nichts zurück. 680 Milliarden Euro muss der Steuerzahler abschreiben! Nimmt man die von der Bundesagentur für Arbeit gezahlten Insolvenzgelder für die Beschäftigten (knapp 100 Millionen Euro) hinzu, hat sich der Steuerzahler mit fast 800 Millionen Euro zuletzt an diesem Desaster beteiligt.

Mit welcher Dreistigkeit Arndt Geiwitz nunmehr erklärt, die neue Galeria werde zu einem Erfolgsmodell, ist beeindruckend. Verhelfen soll ihr dazu jemand als neuer Chef, der schon einmal gescheitert ist: der frühere Kaufhof-Chef Olivier van den Bossche. Der bisherige Chef Müllenbach, der mit dem Faible für gute Geschäfte für die Steuerzahler, rückt in die Geschäftsführung der Benko-Firma Signa Retail auf und soll künftig im Galeria Aufsichtsrat sitzen. Belohnung dafür, dass er Benkos Vermögen zulasten des Steuerzahlers geschont hat? Man muss sich schon kneifen, um sich zu vergewissern, ob dies alles nur Satire oder traurige Realität im Jahre 2023 in Deutschland ist. Ach ja, Renè Benko beteiligt sich angeblich mal wieder mit 200 Millionen Euro an den notwendigen Investitionen in die weitergeführten Filialen. Dabei sollten die doch alle schon saniert sein!

Ergänzung vom 28. März 2023:

Handelsexperte Prof. Dr. Gerrit Heinemann von der Universität Niederrhein macht uns darauf aufmerksam, das von der BA gezahlte Insolvenzgeld für beide Galeria-Insolvenzverfahren habe nach seiner Schätzung rund 330 Millionen Euro betragen (rund 180 Millionen Euro bei der ersten Insolvenz und rund 150 Millionen Euro bei der aktuellen Insolvenz). „Damit hat der Staat“, so Heinemann, „insgesamt eine Milliarde Euro in ein Fass ohne Boden gesteckt hat, das nach dieser zweiten Insolvenz wahrscheinlich nicht mal mehr als eine Milliarde Waren-Umsatz machen wird“.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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