Mittwoch, 22. März 2023

Was begeistert Schweizer an Sahra Wagenknecht?

Blogeintrag | Kommentare (0)

Derzeit sieht sich Dr. Sahra Wagenknecht Vorwürfen zu ihren hohen Nebeneinkünften als Bundestagsabgeordnete ausgesetzt. Und in der Tat, über 740.000 Euro in 2022 sind schon eine Hausnummer. Die Summe relativiert sich insofern etwas, weil allein knapp 721.000 Euro davon auf Honorare für ihr im Campus-Verlag erschienenes Buch „Die Selbstgerechten“ entfallen. Ein Buch, das in der ‘Zeit’ von Jens Jessen so charakterisiert wurde: „Das Skandalbuch der klugen Marxistin gegen die postmarxistische Lifestyle-Linke. Skandalös Scharfsinnig!“ Nun mag man trefflich darüber streiten, ob es Wagenknecht, die sich gerne als einzig wahre Vertreterin der ausgebeuteten armen Durchschnittsbürger darstellt, die von Linken verraten würden, gut zu Gesicht steht, derart hohe Einkünfte neben ihrer Abgeordnetentätigkeit zu erzielen. Aber die Mehrheit derer, die dies kritisieren, würden im Zweifel die gleichen Honorare einstreichen, so sie sie erhalten würden.

Bemerkenswert an den offengelegten ‘Nebeneinkünften’ ist aus unserer Sicht vielmehr, das offenbar starke Interesse der Schweizer Wirtschaft an Wagenknecht. So erhielt sie ● 2022 vom Efficiency Club/Zürich (Selbsteinschätzung: „Begegnen Sie den klügsten Köpfen aus Wirtschaft, Politik und Kultur“) 4.042,42 Euro für die Teilnahme am Symposium „Let's Talk – Wirtschaft im Dialog“ ● 2023 war sie für 10.000 Euro Referentin beim Schweizerischen Institut für Auslandforschung (SIAF) zum, ausgerechnet, Thema „Warum wir wieder mehr Zusammenhalt und Gemeinsinn brauchen“ ● Der SMH Verlag Zürich zahlte ihr 2023 für die Teilnahme an einem Salon-Abend des Unterstützerkreises des Debattenmagazins „Schweizer Monat“ 9.985,02 Euro. ● 2022 war die Swiss Rock Asset Management AG für 10.000 Euro Auftraggeber für Wagenknecht als Keynote-Rednerin beim Swiss Rock Anlagesymposium und ● 2021 wiederum verpflichtete sie die Unternehmertag AG Wollerau/Schweiz als Rednerin einer Diskussionsrunde „Missbrauchen die Tec. Giganten ihre Marktmacht?“ für deren Unternehmertag.

Uns entzieht sich, weshalb man in der Schweiz so gerne Wagenknecht reden hört. Ihr marginaler Einfluss auf die deutsche Politik kann es eigentlich nicht sein, ihre Thesen auch eher weniger. Sei’s drum, das müssen die Auftraggeber und die Zuhörer jeweils für sich beantworten. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings schon, warum die Kapitalismuskritikerin Wagenknecht meint, ausgerechnet in der Schweiz dankbare Abnehmer ihrer Thesen zu finden. Oder ist es profaner und lockt sie nur das Geld? Wäre es so, dann wäre es ziemlich heuchlerisch, ständig Kritik an den maßlosen Gewinnen der Unternehmer zu äußern. Ohne deren Gewinne gäbe es ihre Honorare nicht.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

Zurück zum Blog

Kommentar verfassen

Bitte beachten Sie bei Ihren Kommentaren unsere Netiquette