Mittwoch, 18. Januar 2023

Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex für Selbständige belegt hohe Unsicherheit unter Kleinstunternehmern

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Einzelunternehmen und Kleinstunternehmen stellen, so das Münchner ifo Institut, mit rund 83 Prozent den größten Teil der Unternehmen in Deutschland dar. Bis August 2021 gab es dennoch praktisch keine spezielle Konjunkturerhebung für diese Gruppe. Doch seitdem berechnet das ifo Institut auch Konjunkturindikatoren für diese Betriebe. So wird monatlich nunmehr auch der ‘Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex für Selbständige’ veröffentlicht. Dieser lag, wie das Institut aktuell berichtet, Ende des Vorjahres merklich im negativen Bereich. Während sich bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage die positiven und negativen Einschätzungen die Waage hielten, überwögen bei den Erwartungen für die kommenden Monate die skeptischen Stimmen klar.

Zwar habe die Zufriedenheit im Vergleich zum Höchststand im Juni in der zweiten Jahreshälfte 2022 abgenommen, die aktuelle Situation werde jedoch positiver beurteilt als zu Jahresbeginn 2022. Mit einem Saldo von –44,7 hatte der Erwartungsindikator der Selbständigen im Oktober 2022 seinen bisherigen Tiefststand. Der Pessimismus habe inzwischen merklich abgenommen, die skeptischen Erwartungen überwögen aber nach wie vor deutlich. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft falle auf, dass die Selbständigen ihre Geschäftslage durchgehend zurückhaltender bewerteten.

Sehr deutlich unterscheide sich die Beurteilung hinsichtlich der Überlebensfähigkeit des eigenen Unternehmens. Überdurchschnittlich viele Selbständige fühlen sich in ihrer Existenz bedroht. Während im Dezember 2022 unter allen Teilnehmern an den ifo Konjunkturumfragen 7,1 Prozent angaben, sie sähen ihre Existenz bedroht, lag dieser Anteil unter den Selbständigen mit 16,7 Prozent mehr als doppelt so. Im Verarbeitenden Gewerbe sprecht sogar fast ein Drittel der Selbständigen von einer Existenzgefährdung.

Als Einzelunternehmer gelten Unternehmer, die keine weiteren Mitarbeiter beschäftigen. Als Kleinstunternehmen werden seit 2005 laut EU-Definition diejenigen Unternehmen bezeichnet, die bis zu neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz oder eine jährliche Bilanzsumme von zwei Millionen Euro nicht überschreiten. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts für 2021 gab es 2,95 Millionen Selbständige, die als Einzelunternehmen bzw. Kleinstunternehmen klassifiziert werden können. Allerdings fehlen in dieser Statistik wichtige Wirtschaftsbereiche wie Land- und Forstwirtschaft inklusive Fischerei, öffentliche Verwaltung und Verteidigung sowie private Haushalte. Laut Hochrechnungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) dürfte die Anzahl der Selbständigen in Deutschland bei 3,96 Millionen liegen, darunter 2,15 Millionen Soloselbständige und 1,81 Millionen Kleinstunternehmen.

Die Anzahl der Selbständigen in Deutschland ist laut ifo Institut in der letzten Dekade deutlich rückläufig. Ausgehend von einem Höchstwert von 4,32 Millionen im Jahr 2011 hat sich die Zahl konstant verringert. Dieser Rückgang verläuft zudem entgegengesetzt der steigenden Erwerbsquote der 15- bis 64-Jährigen in Deutschland. Der Anteil der Selbständigen an allen Erwerbstätigen fiel im Zuge dessen von 11,1 Prozent (2011) auf 9,3 Prozent (2019).

Die am Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex für Selbständige teilnehmenden Soloselbständigen und Kleinstunternehmen sind im Dezember 2022 primär dem Sektor der Dienstleister zuzuordnen, in denen rund 1 000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen verzeichnet wurden, davon 450 Soloselbständige und 550 Kleinstunternehmer. Die Unterbereiche Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros, IT-Dienstleistungen sowie freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen sind am stärksten vertreten. Der nächstgrößte Sektor Handel umfasst den Einzel- sowie Großhandel mit insgesamt etwa 380 Teilnehmern, hiervon verfallen knapp 10 Prozent auf die Soloselbständigen. Die Sektoren Bau (134 Teilnehmer) sowie Verarbeitendes Gewerbe (65 Teilnehmer) sind nur gering vertreten.


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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