Dienstag, 15. November 2022

EKD empfiehlt Tempolimit in der evangelischen Kirche

Blogeintrag | Kommentare (1)

Manche Meldungen wirken auf den ersten Blick wie Satire, sind es aber nicht. In diese Kategorie fällt der Beschluss der dritten Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für ein innerkirchliches Tempolimit. So hat die Synode am 9. November zunächst beschlossen, „sich auf der kommenden 4. Tagung der 13. Synode 2023 intensiv mit den Herausforderungen des Klimaschutzes für die Mobilität zu befassen“. Inwieweit dies zur Kernkompetenz einer christlichen Kirche gehört, kann man wohl mit guten Gründen bezweifeln. Aber selbstverständlich kann sich die EKD damit befassen, auch wenn es möglicherweise drängendere Fragen für die Zukunft einer der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland und deren Mitglieder gibt. Denn nicht nur die katholische Kirche sieht sich einer Austrittswelle gegenüber, auch der evangelischen Kirche laufen ihre Mitglieder weg.

Möglicherweise kehrt ein nicht unbeachtlicher Teil der Mitglieder der evangelischen Kirche wegen der Art der Glaubenslehre den Rücken, wie sie in dem zitierten Beschluss und vor allem der nachfolgenden Empfehlung der EKD zum Ausdruck kommt: „Um dem Auftrag der Kirche für die Bewahrung der Schöpfung gerecht zu werden, hält sie es für geboten, bei allen PKW-Fahrten im kirchlichen Kontext ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen einzuhalten, um Treibhausgas-Emissionen spürbar zu reduzieren. Sie bittet das Kirchenamt, eine öffentlichkeitswirksame Kampagne für eine entsprechende Selbstverpflichtung zu initiieren. Zudem unterstützt sie politische Bemühungen um ein zeitnahes allgemeines Tempolimit von höchstens 120 km/h.“

Liebe EKD, bei allem Respekt, aber wie viele Treibhausgase stoßt ihr denn insgesamt bei „PKW-Fahrten im kirchlichen Kontext“ aus? Und glaubt ihr wirklich, dass diese Selbstverpflichtung die Schöpfung, die sonst offenbar dem Untergang geweiht ist, rettet? Und soll das auch für Elektroautos gelten oder gibt es die in der klimabesorgten EKD nicht? Dazu passt dann auch, dass ihr zugleich außerhalb der Kirche nur ein Tempolimit von 120 km/h fordert. Haben Nicht-Christen umweltfreundlichere Fahrzeuge? Das alles wirkt arg wie Symbolpolitik, die zudem praktisch niemand kontrollieren kann.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (1)

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#1 Leserkommentar
von Brigitte Schwarz, 15.11.2022 14:32

<p>Ich kann immer wieder nur mit dem Kopf schütteln. Hat die evangelische Kirche denn nichts Besseres zu tun, als sich um politisch motivierte Klimaprobleme zu kümmern? Ihr Kerngeschäft ist doch, die Worte Jesu glaubwürdig weiterzugeben. Das geht m. E. am besten, wenn sie sich in Nächstenliebe übt. Probleme gibt es doch - weiß Gott - genug in ihrer Kirche: Alleinerziehende, Obdachlose, zunehmend verarmende Familien aufgrund von Inflation und Energiekrise. Da sollte die Synode die Missstände zur Sprache bringen und diesenMenschen zeigen, dass sie, die Kirche, an ihrer Seite ist. Damit würde sie vielleicht in der Öffentlichkeit nicht Punkten, aber bestimmt Kirchenaustritte reduzieren</p>

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