Mittwoch, 28. September 2022

Bayerische FDP-Landtagsfraktion überrascht mit öffentlichkeitswirksamem Transfer

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Wäre die bayerische FDP ein Fußballverein, würde wahrscheinlich die Sport Bild von einem aufsehenerregenden Transfer berichten. Sie ist aber kein Fußballverein, gleichwohl ist der jüngste Fraktionswechsel im Bayerischen Landtag schon bemerkenswert. Ob er allerdings die damit wahrscheinlich verbundenen Hoffnungen der Beteiligten erfüllt, steht auf einem anderen Blatt. Rein faktisch hat sich heute jedenfalls die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag um eine Person verkleinert und die der FDP ist um eben jene Person angewachsen.

Es geht um den früheren bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer, der dem Landtag fast 30 Jahre angehört und heute seinen Wechsel zur FDP-Landtagsfraktion erklärt hat. Sehr zur Freude der FDP. Die CSU reagiert eher bayerisch derb. Tobias Reiß, Landtagsabgeordneter der CSU, etwa twitterte: „Offensichtlich hat da einer seinen Charakter in der Ministerlimousine vergessen.“ Das sei, so Reiß, „erbärmlich“. Die Freien Wähler, Koalitionspartner der CSU in Bayern, können sich eine gewisse Häme nicht verkneifen. „Die FDP scheint jeden Strohhalm zu ergreifen, um von ihrem bundespolitischen Versagen abzulenken“, sagt der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Dr. Fabian Mehring. Ob ausgerechnet Pschierer, der von der CSU bereits aussortiert worden sei, dazu einen Beitrag leisten könne, bleibe abzuwarten.

In der Tat waren Pschierers Aussichten auf einen Wiedereinzug in den Landtag für die CSU eher gering. Pschierer war zehn Jahre Staatssekretär, zunächst für Finanzen, dann für Wirtschaft und schließlich 2018 Wirtschaftsminister, bevor das Ressort nach der Landtagswahl an die Freien Wähler überging. Dass er nicht besonders gut mit Markus Söder, oder besser Söder mit ihm harmoniert, ist allein aufgrund seiner früheren Nähe zu Horst Seehofer keine Überraschung. Eine gewisse Pikanterie birgt der Wechsel, weil Pschierer auch Vorsitzender der Mittelstandsunion ist, des bayerischen Ablegers der MIT. Man darf gespannt sein, wie diese Personalie gelöst wird.

Es ist übrigens nicht der einzige medienwirksame Coup, den die FDP verbuchen kann. Zuletzt gab Horst Seehofers Tochter Susanne Seehofer bekannt, für die FDP bei der Landtagswahl zu kandidieren. Ob dies alles für die FDP reicht, um im kommenden Jahr die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden, ist damit noch nicht gesagt. Seit 1978 scheiterte die FDP immer, wenn es darum ging, zwei Legislaturperioden hintereinander dem Landtag anzugehören. Um zum Fußball zurückzukehren: Dort pflegen Trainer bei solchen Statistiken meist zu erklären, irgendwann müsse die Serie ja reißen …


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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