Donnerstag, 15. September 2022

Wechsel im ARD-Vorsitz verdeutlicht Realitätsverweigerung der ARD

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Wer wissen will, wie abgehoben in der ARD unverändert mit der Kritik an dem derzeitigen Niveau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Gremien umgegangen wird, muss nur lesen, wie die ARD den Wechsel in ihrem Vorsitz kommuniziert. Gestern hatten die Intendanten und Gremienvorsitzenden der ARD-Rundfunkanstalten beschlossen, dass der SWR ab Januar den Vorsitz in der ARD vom kommissarisch agierenden WDR übernimmt.

Zwar wird der amtierende kommissarische Vorsitzende, WDR-Intendant Tom Buhrow, damit zitiert, es seien „herausfordernde Zeiten für die ARD, die wir nur gemeinsam angehen können. In diesen Tagen zeigt sich ganz besonders: Die Menschen im Land erwarten von uns als öffentlich-rechtlichem Rundfunk, dass wir Konsequenzen aus Fehlern ziehen, transparent handeln, uns weiterentwickeln und ein zeitgemäßes, innovatives Programm für die ganze Gesellschaft anbieten.“ Doch der ab Januar agierende neue Vorsitzende, SWR-Intendant Kai Gniffke, macht unmissverständlich klar, welche Hybris in den Gremien der ARD herrscht. „Die ARD“, so lässt er sich zitieren, „gehört allen Menschen in Deutschland, denn sie wird von der ganzen Gesellschaft getragen. Das ist ein großes Privileg. Wir werden noch deutlicher herausstellen, dass wir unabhängig und der journalistischen Qualität verpflichtet sind.“ Hinzugefügt hat er, Auftrag der ARD sei es, „allen Menschen in Deutschland ein umfassendes Medienangebot zu machen, das sie interessiert und im persönlichen Alltag relevant ist“.

In der Theorie ist es richtig, dass die ARD allen Menschen in Deutschland gehört, aber davon haben sie wenig. Denn ihre Forderungen an das Programm und deren Macher und Verwalter werden meist schlicht ignoriert. Wer dann auch noch vor dem Hintergrund der massiven Kritik der Nutzer behauptet, der ÖRR werde „von der ganzen Gesellschaft getragen“, zeigt entweder seine Verkennung der Realitäten oder deren bewusste Verdrängung. Beides ist inakzeptabel.

Wenn denn die ARD tatsächlich mal wieder ein Programm erstellt für „alle Menschen in Deutschland, das sie interessiert und im persönlichen Alltag relevant ist“, dann wäre tatsächlich viel erreicht. Aber davon ist die ARD weit entfernt. Dafür genügt ein Blick in eine x-beliebige Fernsehzeitschrift. Dass beispielsweise dem größten ARD-Sender WDR dienstags nichts anderes mehr einfällt, als über Stunden Wiederholungen alter Tatort-Folgen zu senden, ist nur ein besonders anschauliches Beispiel, wozu die Aufblähung in unzählige Sender und sonstigen Angebote bei der ARD führt. Auch die seit Jahren übliche Aneinanderreihung unzähliger Wiederholungen in den Sommermonaten im Ersten ist ein Beispiel für die Unterschiede in der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Qualität des ARD-Programms.

Kai Gniffke hat sich dann auch noch mit dem Satz zitieren lassen, der Fokus für das bestmögliche Programm müsse „dabei immer auf den Bedürfnissen des Publikums liegen“. Nur zu, es kann nur besser werden.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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