Mittwoch, 23. März 2022

ifo Institut korrigiert Konjunkturerwartungen nach unten

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Die Hälfte der Wirtschaftsleistung beruht auf Psychologie, das wusste schon der Vater des Wirtschaftswunders Ludwig Erhard. Insofern ist es nicht unbedingt ratsam, allzu düstere Zukunftsszenarien zu verbreiten, bergen sie doch die Gefahr, die Konjunktur erst recht abzuwürgen. Gleichwohl ist es auch keine gute Vorgehensweise, die Augen vor bevorstehenden Entwicklungen zu verschließen. Wer die Augen vor einem herannahenden Unglück verschließt, wird ihm mit Sicherheit nicht ausweichen können. Insofern brachten wir es als Teil unserer Aufklärungspflicht, unseren Lesern auch unangenehme Prognosen zu vermitteln, soweit sie als seriös zu betrachten sind.

Eine solche unangenehme Prognose ist die aktuelle Frühjahrs-Konjunkturprognose des ifo Instituts. Genau genommen sind es gleich zwei Prognosen, denn angesichts der unsicheren Lage haben die Münchner Forscher ein Basisszenario und ein Alternativszenario veröffentlicht. Noch zu Jahresbeginn sah es für die Forscher für die deutsche Wirtschaft gut aus. Zwar brach die Wirtschaftsleistung am Jahresende 2021 in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen ähnlich stark wie in den vorherigen Corona-Wellen ein“, heißt es. Doch: „Die Umsätze konnten sich jedoch bereits im Januar 2022, und damit deutlich früher als noch ein Jahr zuvor, erholen. Daher standen die Chancen zunächst gut, dass die deutschen Wirtschaft mit einem kräftigen Auftakt in das Jahr startet. Dazu trug auch die deutsche Industrie bei, die den Wachstumskurs, den sie im vierten Quartal 2021 nach einer längeren Durststrecke eingeschlagen hatte, bis in den Februar fortsetzen konnte.

Am 24. Februar begann jedoch der Krieg in der Ukraine und seitdem ist nicht nur politisch als anders als vorher. Erneute Störungen von Lieferketten, teilweise exorbitante Preisanstiege und die Belastungen der Weltwirtschaft durch die Sanktionen gegenüber Russland sind die Zutaten einer drohenden erneuten Wirtschaftskrise. Die Ergebnisse ihrer zweigeteilten Prognose fassen die Münchner so zusammen: „Um den Unwägbarkeiten im Hinblick auf den weiteren Verlauf des Krieges Rechnung zu tragen, wurden für die Prognose zwei Szenarien in Betracht gezogen. Das Basisszenario geht nur von einer vorübergehenden Zunahme der Rohstoffpreise, Lieferengpässe und Unsicherheit aus. Im Alternativszenario verschärft sich die Situation zunächst noch, bevor ab der Jahresmitte eine allmähliche Entspannung einsetzt. Unter diesen Annahmen dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nur noch um 3,1 Prozent (Basisszenario) bzw. 2,2 Prozent (Alternativszenario) zulegen und damit spürbar weniger als bislang erwartet (3,7 Prozent). Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum dann mit 3,3 Prozent (Basisszenario) bzw. 3,9 Prozent (Alternativszenario) höher liegen als in diesem Jahr. Die Verbraucherpreise werden in diesem Jahr mit 5,1 Prozent (Basisszenario) bzw. 6,1 Prozent (Alternativszenario) deutlich schneller steigen als bislang erwartet (3,3 Prozent). Im kommenden Jahr wird sich die Inflationsrate zwar wieder verlangsamen, aber mit etwa 2 Prozent immer noch deutlich höher sein als in den Jahren vor der Coronakrise.“


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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