Montag, 08. November 2021

Stimmungsbild im Einzelhandel dreigeteilt

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Ein nach Feststellung des Handelsverbands Deutschland (HDE) insgesamt durchaus optimistisches Stimmungsbild des Handels im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft ist nach Meinung des HDE-Hauptgeschäftsführers Stefan Genth differenziert zu betrachten. Es müsse immer beachtet werden, dass es im Handel drei Gruppen gebe: Zum einen die Lebensmittel- und die reinen Onlinegeschäfte, die nicht vom Lockdown betroffen waren, und die stationären bzw. hybriden Läden, die teilweise massive Umsatzverluste aufgrund der unterschiedlichen Lockdowns zu verzeichnen hatten. Gleichwohl erwartet auch der Nonfood-Einzelhandel ein insgesamt positives Weihnachtsgeschäft. Dabei gibt es aber branchenspezifische Unterschiede. So sind beispielsweise die Textil-, Spielwaren und Uhren/Schmuck-Branche überproportional optimistisch, während Sport-, Unterhaltungselektronik- und Möbelhändler nach einer HDE-Umfrage eher pessimistisch auf das Weihnachtsgeschäft blicken. Quer über alle Branchen erwarten die Händler jedoch nicht, dass schon in diesem Weihnachtsgeschäft das Vorkrisenniveau erreicht wird.

Unabhängig von den einzelnen Branchen setzt sich eine Entwicklung fort, die sich auch nicht mehr umkehren dürfte: Unveränderter Krösus unter den Einkaufsquellen bleibt der Vertriebsweg Online. Während nach HDE-Berechnungen der gesamte Einzelhandel (Food- und Non-Food) 2021 um insgesamt 1,5 Prozent auf 586,1 Milliarden Euro anwachsen wird, schafft der Onlinehandel ein Plus von 19,6 Prozent auf 87,1 Milliarden Euro. Für das reine Weihnachtsgeschäft erwartet der HDE beim gesamten Handel ein Plus von 2 Prozent auf 111,7 Milliarden Euro, beim Onlinehandel dagegen eine Steigerung um 17,3 Prozent auf 23,1 Milliarden Euro. Beliebtestes Weihnachtsgeschenk aus Sicht der Kunden ist übrigens der Einkaufsgutschein. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund diverser Lieferprobleme nicht die schlechteste Wahl der Verbraucher. Für viele Branchen macht das Weihnachtsgeschäft rund ein Fünftel des Gesamtumsatzes aus.

Unter den Wünschen des Einzelhandles an die neue Regierung rangiert ganz oben der eindringliche Appell ● keine Steuern zu erhöhen (71 Prozent), gefolgt vom Wunsch ● eines fairen Wettbewerbs in der Plattformökonomie und der Hoffnung nach einer ● Entfesselungsoffensive zum Bürokratieabbau. Ganz am Ende rangieren zwei Themen, die der HDE selbst im politischen Raum dagegen sehr offensiv spielt: Nur 20 Prozent halten ● verlässliche Sonntagsöffnungen und gar nur 7 Prozent die ● Achtung und Stärkung der Tarifautonomie für wichtig. Letzteres erklärte Genth auf Mi-Nachfrage damit, der Organisationsgrad unter den Händlern sei eher niedrig, zugleich aber würde beispielsweise der Gehaltstarifvertrag auch von vielen nicht tarifgebundenen Unternehmen angewandt. Für die sei, im Gegensatz zum HDE als Arbeitgeberverband, die Tarifautonomie nicht so wichtig. Zudem verweigere die Dienstleistungsgesellschaft Verdi eine zeitgemäße Anpassung des Manteltarifvertrags, was die Begeisterung für die Tarifautonomie unter den Händlern auch nicht gerade stärke.

Der HDE selbst wünscht sich von der neuen Regierung, sie möge die finanziellen Hilfsangebote auch über das Jahresende hinaus verlängern und keine verschärften Einschränkungen für den Einzelhandel anordnen. So sei es für den Einzelhandel schlicht unmöglich, Zwei- oder Drei-G-Regelungen in den Ladenlokalen durchzuführen. Ein weiterer Lockdown wäre aus Sicht des HDE dagegen unverhältnismäßig.


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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