Donnerstag, 05. August 2021

Verhindert die Bundestagswahl steigende Insolvenzzahlen?

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Nur 8.800 Insolvenzen sind im ersten Halbjahr dieses Jahres angemeldet worden. 150 weniger als im Vorjahreszeitraum. Angesichts der mehrfachen Lockdowns eigentlich erstaunlich. Oder eben auch nicht. Denn es gibt Gründe für diese bisher niedrige Zahl. Biner Bähr, Partner der internationalen Anwaltskanzlei White & Case, hat gegenüber der Rheinischen Post (RP) darauf hingewiesen, die Insolvenzantragspflicht sei zwischenzeitlich ausgesetzt gewesen, was vielen geholfen habe, die Krise zu bewältigen. Der Staat habe Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung gestellt, „auch wenn die Hilfen für manche zu spät kamen“. Im Ergebnis hätten die staatlichen Hilfen allerdings nur den „notwendige Strukturwandel in bestimmten Bereichen“ verhindert. Die Konsequenz für Bähr: „Ich rechne für das kommende Jahr mit etwa 30.000 Unternehmensinsolvenzen.“

Ähnlich sieht dies auch Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung beim Verband der Vereine Creditreform. Er erkennt gegenüber der RP einen weiteren Grund für die bisher niedrigen Insolvenzzahlen: Viele Pleiten und hohe Arbeitslosenzahlen werde die Regierung in diesem Jahr nicht zulassen wollen. Spannend werde es, wenn die vom Staat bis zum Jahresende verlängerten Kurzarbeitergeld-Regeln ausliefen, Unternehmen die von der bundeseigenen Förderbank KfW gewährten Überbrückungskredite mit Zins und Tilgung bedienen müssten und in größerem Stil Rechnungen beglichen werden müssten.

„Wir haben in einer Studie mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung einen Rückstau von 25.000 Unternehmensinsolvenzen errechnet“, sagte Hantzsch der RP. Unternehmen, die längst einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht hätten stellen müssen, wenn die staatlichen Hilfen nicht gewährt worden wären oder nicht Amtsrichter womöglich schon vorsorglich ein Moratorium bei der Begleichung von Rechnungen verhängt hätten, noch ehe der Gang zum Insolvenzrichter notwendig geworden wäre.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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