KOSKINO — ein Filtersystem zur Aufbereitung von Abwasser aus Schleifmaschinen

Kennen Sie KOSKINO? Wir lernen das Filtersystem zur Aufbereitung von Abwasser aus Schleifmaschinen für Brillengläser und auch den Mann dahinter kennen. Im Gespräch mit Inhaber Matthias Scherler wollen wir wissen, was es damit auf sich hat, und erfahren spannende Details. So ist der Augenoptikermeister nebenberuflich in einem augenoptischen Geschäft im bayerischen Nördlingen tätig. Das Thema Umwelt liegt ihm sehr am Herzen, deshalb hat er schon früh begonnen, sich mit Naturmaterialien zu befassen, und stellt neben seiner Tätigkeit als Augenoptiker seit über 20 Jahren Holzbrillen her. Seit geraumer Zeit beschäftigt ihn auch das Thema Schleifabfälle, die bei der Herstellung von passgenauen Brillengläsern anfallen. Und er wurde aktiv.

'mi': Was hat Sie dazu veranlasst, einen Wasserfilter für Schleifsysteme zu entwickeln?

Scherler: „Eine Kundin bat mich mal um Auskunft zur Zusammensetzung ihrer Brillengläser, da sie ein Hautproblem hatte. Mich machte stutzig, dass die Nachfrage bei zwei Glasherstellern insofern scheiterte, als mir eine Auskunft verweigert wurde. Man verwies mich auf die Fachpublikation eines Berufsschullehrers aus den 1980er Jahren. Schließlich veranlasste ich eine Analyse aus privaten Mitteln. Deren Ergebnis bewog mich, ein Filtersystem zu entwickeln.“

'mi': Wie müssen wir uns das konkret vorstellen: Nach welchem System funktioniert das von Ihnen entwickelte Filtersystem?

KOSKINO-Filtersystem

Scherler: „Die Filtertechnologie unseres KOSKINO-Systems basiert auf einem Verfahren, das ich 'additive Schwerkraftfiltration' nenne. Das Herz meiner Anlage ist ein Filterkorb in der Größe einer Bierkiste, hergestellt aus hoch­wertigem Edelstahl. In diesem Korb ist ein High-Tech-Filtergewebe, das in der Lage ist, 100 % der nachweisbaren Partikel zurückzuhalten. Das verschmutzte Prozesswasser verrieselt über dem Korb. Die Schleifrückstände verbleiben im Filter, gereinigtes Wasser fließt in den unteren Behälter. Trotz geringer Baugröße beträgt die nutzbare Filterfläche fast 5.000 cm². Für wasserintensive Schleif-Jobs kommt ein interner Überlauf zum Zuge, über den größere Wassermengen entweichen können. Zunächst 'entkommene' Partikel verfangen dann beim nächsten Schleifvorgang im Filter, werden in den Filter 'addiert'. Die Wasserpumpen sind mit Inline-Turbinen ausgestattet. Die verwirbeln das Wasser im unteren Behälter. – Nach zwei Wochen wird ein frischer Filtersack eingelegt, während der benutzte an der Zyklon-Einheit trocknet und vor der Wiederverwendung innerhalb von einer Minute abgesaugt wird. Die Schleifpartikel landen im Auffangbehälter, der alle paar Monate in den Müll entleert wird. Die Zyklon-Einheit beansprucht die Fläche entsprechend DIN A4, und Sie brauchen einen handelsüblichen Staubsauger. Die Patent-Anmeldung wird noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.“

'mi': Sie denken und handeln sehr umweltorientiert. Warum empfehlen Sie für die Rückstände die Entsorgung und nicht das Recycling?

Matthias Scherler

Scherler: „Ich bin im Netzwerk der bayerischen Umweltwirtschaft namens 'Umwelt-Cluster Bayern'. Dort gibt es eine Arbeitsgruppe über Mikro-Verunreinigung. Ich hab' die Spezialisten mal gefragt: 'Was kann ich mit diesem Müll machen?' Die Antwort war: 'Verfeuern Sie das, da gibt es nichts anderes. Da ist so viel Müll drin, der faktisch aus dem Verkehr gezogen werden muss.' Und man möchte auch kein Produkt haben, das aus diesem Zeug, wo u. a. Schwermetalle enthalten sind, wieder gefertigt wird. Ich habe in der Tat noch keinen sinnvolleren Verwendungszweck gefunden.“

'mi': Wo und wie erfolgt die Herstellung des Systems?

Scherler: „Die Montage erfolgt in eigener Werkstatt in Nördlingen. Die Laserteile aus Edelstahl werden im Nachbarort gefertigt. Filtergewebe, Behälter und Pumpen kommen aus inländischer Produktion.“

'mi': Was unterscheidet Ihr System von anderen am Markt erhältlichen Systemen?

Scherler: „KOSKINO filtert so gut, dass das Schleifsystem nicht mehr verschmutzt oder verkalkt. Eine Wartung ist nicht nötig und somit auch kein Wartungsvertrag. Die textilen Filtersäcke verlieren ihre Filtereigenschaften nicht und können praktisch endlos verwendet werden.“

'mi': Wovon sprechen wir preislich?

Scherler: „Das System kostet etwa so viel wie zwei wertige Gleitsichtbrillen. Es gibt außer ein paar Cent für (50 ml) Aktiv­kohle, die jeweils in den frischen Filtersack gegeben werden, keine weiteren Folgekosten. Sie haben EINEN Invest und brauchen dann eben nur noch die Aktivkohle für ein paar Cent.“

'mi': Woher kommt der Name KOSKINO bzw. was bedeutet er?

Scherler: „KOSKINO bedeutet auf Griechisch 'Sieb'. Das fand ich ganz passend.“

'mi': Sie sind weiterhin Inhaber von Scherler Holzbrillen. Können Sie uns auch dazu etwas erzählen? Seit wann machen Sie das? Wo werden die Brillen produziert? Was ist das Besondere daran? Mit wie vielen Augenoptikern arbeiten Sie zusammen? Wo kann man diese Brillen beziehen?

Scherler: „Mit Holzbrillen befasse ich mich seit mehr als 20 Jahren. Die ersten Brillen fertigte ich noch während meiner Zeit in Berlin. 2013 habe ich eine kleine Kollektion ins Köfferchen gepackt und bin damit herumgereist, um einen kleinen Stamm an innovativen Optikern für meine Brillen zu gewinnen. In der Phase der Holzbrillen-Hysterie konnte ich vier Außendienstler für Scherler Holzbrillen gewinnen und verkaufte meine Brillen in Deutschland und Österreich, aber überwiegend in der Schweiz. Der Run ist längst vorbei, und ich beliefere inzwischen regelmäßig ca. 20 Geschäfte. Die Schweiz fiel wegen der aus meiner Sicht zu komplizierten Regelungen um das Medizinproduktegesetz ganz weg. Die 'Atempause' bei den Holzbrillen habe ich für KOSKINO verwendet, plane aber für das Frühjahr 2025 eine ganz neue Holzbrillen-Kollektion.“

'mi'-Fazit: Es gibt Menschen, die reden über Umweltschutz. Und es gibt Menschen, die packen an. Zu Letzteren gehört Ihr Kollege Matthias Scherler. Was er tut, tut er mit Herzblut und Verstand. Mit KOSKINO hat er ein interessantes Filtersystem entwickelt, das dem Umweltschutz Rechnung trägt und auch für den Augenoptiker in puncto Aufwand und Kosten übersichtlich ist. Sie wollen mehr darüber erfahren? Dann schauen Sie doch mal auf die Website ­https://koskino.de oder rufen Sie den Kollegen einfach ­direkt an. Lohnt sich!