PZ Management-Kongress 2024

Die Worte 'Gast'/'Gäste' und 'Nachhaltigkeit' wurden am Rande des 24. PZ Management-Kongresses in Palma de Mallorca schon eingehend diskutiert. Die Ausrichterin AVOXA/Eschborn bewirbt die Veranstaltung u. a. mit dem Claim „Das exklusive Strategie-Event für Apothekenleiter:innen“. Muss es denn wirklich exklusiv und auf Mallorca sein? Und warum sollten wir die Patienten und Kunden in den Apotheken lieber als Gäste bezeichnen? Beides erklären wir im Verlauf dieses Berichts.

Die Überschrift des diesjährigen Management-Kongresses lautete 'Schlüssel zur Apotheke der Zukunft: Fachkompetenz und wirtschaftliche Rationalität'. Für die zweitägige Veranstaltung hatte die AVOXA ein sehr schönes Hotel am Rande Palmas als Lokalität ausgewählt. Die individuelle Anreise der rund 70 Teilnehmer verlief reibungslos – Dank guter Planung des beauftragten Reiseservice. So konnten die Teilnehmer entspannt in die Eröffnung mit den Moderatoren Daniela Hüttemann und Alexander Müller sowie in die beiden Vorträge am Mittwochnachmittag starten. Der Stardirigent Robert Reimer begann mit der Keynote 'Körpersprache für Führungskräfte aus der Sicht eines Dirigenten'. Besonders anschaulich waren dabei seine Beispiele, wie sich die eigene Haltung auf das Orchester (oder Mitarbeiter) überträgt. Die Teilnehmer erkannten sich in mancher Hinsicht wieder und, wer wollte, nahm viele Tipps mit, um seine Wirkung auf andere besser zu steuern. Der folgende Vortrag zur aktuellen Lage der Apotheken und ein Kapitalmarktausblick zweier Referenten der apoBank kam weniger gut an. Während die Zahlen noch zur Kenntnis genommen und kritisch hinterfragt wurden, ging der Kapitalmarktausblick, so unsere Deutung der Reaktionen, an den Interessen der Zuhörer vorbei. Die Frage nach den Auswirkungen sinkender Zinsen, die in Bezug auf die Finanzierung einer Apotheke gestellt wurde, beantwortete der Referent mit den weiterhin guten Renditechancen für Investments.

Der Donnerstag, weder durch die An- noch die Abreise gekürzt, verhieß volles Programm. Rechtsanwalt Dr. Joachim Kasper befasste sich mit 'Kooperationsmodellen unter Einbeziehung von Apotheken'. Eine Kooperation definierte er zunächst als freiwillige Zusammenarbeit von Unternehmen, die ihre rechtliche Selbstständigkeit behalten, sich aber vertraglich zur Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen verpflichten. Kooperationsansätze sieht er zum Beispiel bei Apotheken und anderen Leistungserbringern wie Pflegediensten, Krankenhäusern, Diabetesassistenten und Pflegeheimen. Zu den rechtlichen Rahmenbedingungen ­präsentierte Kasper eine informative Übersicht und erklärte Details mithilfe verschiedener Beispiele. Unangenehm wurde es beim 100 -prozentigen Vergütungsverlust und disziplinarischen Maßnahmen. Viel Juristerei, aber durch die Aufbereitung im ­Frage- und Antwort-Format sowie die unterhaltsame Art des Vortragenden gut zu verfolgen.

Das erste Highlight des Kongresses präsentierte Franziska Scharpf, Apotheke Scharpf OHG/Sonthofen, unter 'Wo Fachkompetenz auf Wirtschaftsinnovation trifft'. Sie bezeichnete ihre Apotheke als 100-prozentigen Familienbetrieb und sich selbst als Teil einer großen Mission. Besonderen Wert legt die Familie auf eine Organisationsstruktur, die Agilität und Flexibilität fördert, den Teamgeist stärkt. Dabei würden Ideen nicht ignoriert, sondern wert­geschätzt. So könnten Familienmitglieder und Mitarbeiter gleichermaßen zu Innovationen beitragen. Da jeder einzelne Verantwortung tragen könne, würde sich eine Vertrauenskultur ergeben. Kunden wie Mitarbeiter fühlen sich der Apotheke verbunden. Im weiteren Vortrag ging sie auf die Rolle der Fachkompetenz in der Apothekonomie ein, und warum Tradition und Moderne in Aktion kein Widerspruch sein müssten. Es folgten mehrere Punkte möglicher Effi­zienz und Innovation. Das Team ist bei Familie Scharpf der Kern der Innovationskultur.

Nun folgten Einblicke in die Rathaus-Apotheke in Hagen. Inhaber Dr. Christian Fehske: „Wir dürfen rund 1.000 Gäste pro Tag begrüßen.“ Sein Vortrag 'Gastfreundschaftskonzept, Internationalität und Anpassungsfähigkeit – Erfolgsfaktoren auch für raue Zeiten' beginnt mit einer Darstellung der aktuellen „Polykrisenzeit“. Dieser begegnet das Team der Rathaus-Apotheke mit einer dreiteiligen Strategie: 1) Sich 'winterfest' machen: Sämtliche Kosten und Prozess-Optimierungsmöglichkeiten werden überprüft 2) Überprüfung der eigenen Positionierung: Sind die Erfolgsfaktoren der Vergangenheit auch die Erfolgsfaktoren für die Zukunft? 3) Angemessene Anpassungen an sich verändernde Gegebenheiten. Dr. Fehske setzt auf ein Gastfreundschaftskonzept, gleich bei der Firmenphilosophie beginnend: „Das Wohlbefinden der Teammitglieder ist Grundlage für das Wohlbefinden unserer Gäste und sichert damit unsere Arbeitsplätze und den Erfolg unseres Unternehmens!“ Verbunden mit einem hervorragend bestückten Warenlager können somit alle zentralen Kundenbedürf­nisse befriedigt werden. Am Ende eines jeden Tages empfiehlt er Ihnen wie jedem seiner Teammitglieder die Frage: „Wie viele Gäste habe ich zu einem Lächeln bewegen können?“ Die Patienten als Gäste wahrzunehmen, ist ungewohnt. Lassen Sie sich die beiden Bezeichnungen einmal durch den Kopf gehen. Geht Patient mit einem Makel einher? Ist Gast viel positiver – gerade auch für die eigene Einstellung und Motivation? Den Vormittag beschloss die Unternehmerin Vanessa Weber (Werkzeughandel) mit einem begeisternden Beitrag über die Unternehmerin als Marke. Am Donnerstagnachmittag folgten drei weitere Vorträge, am Freitag noch einmal drei Vorträge, eine Diskussionsrunde und, als diskretes Special, ein Interview.

'mi'-Fazit:  Der PZ Management-Kongress 2024 überzeugte durch seine Themenvielfalt und die Qualität der Vorträge. Der Donnerstag war besonders intensiv und anstrengend, von 9 bis 17:30 Uhr vollgepackt  Ganz bewusst lesen Sie hier nur kurze Ausschnitte der Beiträge. Fairerweise wollen wir den Appetit auf den nächsten Kongress nicht stillen  Eine Antwort sind wir noch schuldig: Sind die Reise nach Mallorca und die Buchung eines exklusiven Hotels noch zeitgemäß? Das muss Jeder für sich entscheiden. Beim aktuellen Kongressprogramm war es nicht möglich, in den Pausen irgendwelchen Freizeitaktivitäten nachzugehen. Im Gegenteil, es ergaben sich viele Stunden intensiver Motivation und Fortbildung. Das kann man wohl mal machen! Vielleicht auch etwas früher an- oder später abreisen und damit die persönlich ideale Mischung aus Arbeits- und Erholungsphasen fördern  Der 25. PZ Management-Kongress soll an gleicher Stelle stattfinden, der Termin steht noch nicht fest. Schauen Sie bei Interesse gelegentlich unter https://pz-kongress.de rein  Wir sagen nach den Erkenntnissen 2024: Daumen hoch!