Mittwoch, 21. Februar 2024

ZIA kritisiert Lähmung der Entwicklung des Wohnungsbaus durch miserable Rahmenbedingungen

Blogeintrag | Kommentare (0)

Die derzeitige katastrophale Situation des Wohnungsbaus in Deutschland ist bekannt. Wir haben darüber zuletzt auch schon berichtet. Gleichwohl gebietet die gestrige Vorlage des Frühjahrsgutachtens der Immobilienweisen durch ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner, die wesentlichen Ergebnisse hier zu präsentieren. Der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA) bewertet das Gutachten als „finstere Perspektiven für alle, die in Deutschland Wohnraum schaffen wollen oder verzweifelt eine Wohnung suchen“. Die Analyse der Experten sei „nicht nur ein Wake-up call, sondern in einigen Punkten ein regelrechter Sirenen-Alarm“, kommentierte Mattner die Ergebnisse scharf.

Die ganze Tragik der Entwicklung illustrierte Mattner in der sarkastischen Bemerkung: „Eine Schwarze Null bei Wohnungsneuentwicklungen würde man erst bei einer Durchschnittsmiete von 21 Euro erzielen. Das ist nicht möglich. Wer also baut, geht bankrott.“ Gebaut werden muss aber dringend, soll sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt speziell für kleine und mittlere Einkommensbezieher nicht geradezu dramatisch verschärfen. Auslöser der aktuellen Entwicklung seien erhöhte Baukosten und Finanzierungsschwierigkeiten, ausgelöst durch das höhere Zinsniveau. Dadurch seien „viele Bauvorhaben nicht mehr rentabel und werden zurückgezogen“, analysiert Prof. Dr. Lars P. Feld, einer der fünf Immobilienweisen, die gesamtwirtschaftliche Lage.

Der ZIA und die Immobilienweisen mahnen und warnen aber nicht nur, sie zeigen auch Wege auf, die Immobilienwirtschaft wieder auf die Beine zu bringen. Trotz geopolitischer Risiken und wirtschaftspolitischer Unsicherheit sei eine gesamtwirtschaftliche Aufhellung möglich, an der die Immobilienwirtschaft teilhaben könne. „Das muss unbedingt gelingen. Denn die Branche legt buchstäblich Fundamente für ökonomische Stärke und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und der braucht zwingend Stabilität“, betonte Mattner. Nach ZIA-Berechnungen werden in diesem Jahr 600.000 Wohnungen fehlen, in 2027 dann sogar 830.000.

Feld fordert beherztere Schritte, um einen stärkeren Anreiz für Investitionen durch geringere Regulierungskosten zu schaffen. „Es ist die schiere Vielheit von regulatorischen Einzelmaßnahmen, die den deutschen Gulliver lähmt”, bilanziert er die Ursachen. Besonders bei der energetischen Sanierung könnten Förderprogramme „zusätzliche Investitionsanreize setzen und dem Rückgang der Investitionstätigkeit entgegensteuern”, empfiehlt Feld. Der ZIA rät, der Bund solle das Programm klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment, für das er eine Milliarde Euro in diesem Jahr bereitstellt, massiv ausweiten: Ein KfW-Programm, das die Marktzinsen auf zwei Prozent reduziere, brächte bei einer Fördersumme von drei Milliarden Euro 100.000 zusätzliche Wohnungen. Angesichts der angespannten finanziellen Situation des Bundes weist der ZIA darauf hin, diesen Ausgaben stünden Einnahmen von 3,3 Milliarden Euro aufgrund der Umsatzsteuer und eine Milliarde Euro ersparter Transferkosten für Arbeitslosigkeit entgegen. Zudem gäbe es knapp eine Milliarde Euro an Grundsteuern.

Weiter schlägt er ZIA einen temporären Verzicht auf die Grunderwerbsteuer oder kommunale Abschöpfungen beim Wohnungsbau vor. Die wäre „der Superturbo“ für den Wohnungsbau und die Ökonomie insgesamt. Vor allem aber dringt auch der ZIA darauf, die von Bundesregierung und Bundestag gewünschten steuerlichen Anreize über die degressive AfA, die im Wachstumschancengesetz enthalten sind, umzusetzen. Sie dürften nicht mit anderen sachfremden Fragen verknüpft werden. Die Lage sei zu ernst „für politische Spielchen“. Es brauche die steuerlichen Anreize für die Immobilienwirtschaft, wie sie im Wachstumschancengesetz vorgesehen sind. „Diese Frage mit Entlastungen beim Agrardiesel zu verknüpfen, ist unangebracht“, monierte Mattner. Als „Lichtblick“ bezeichnete er die Einigung des Bundes und der Länder auf den Beschleunigungs-Pakt für Planungs- und Genehmigungsprozesse


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

Zurück zum Blog

Kommentar verfassen

Bitte beachten Sie bei Ihren Kommentaren unsere Netiquette