Mittwoch, 12. Oktober 2022

Roger Lewentz‘ Rücktritt kommt zu spät, um ihn zu entlasten

Blogeintrag | Kommentare (0)

Mehr 15 Monate sind seit der Flutkatastrophe im Ahrtal vergangen. 15 Monate, in denen von Tag zu Tag deutlicher wurde, dass diese Naturkatastrophe zwar nicht verhindert, aber sehr wohl ihre verheerenden Folgen hätten abgemildert werden können, wenn denn nur die politisch Verantwortlichen an der Ahr, im nahen Koblenz sowie im fernen Mainz konsequent gehandelt hätten. Doch die waren, speziell in Mainz, damit beschäftigt, ihr persönliches Versagen schönzureden. Anne Spiegel, damals Umweltministerin in Rheinland-Pfalz, hat dies bereits im April – ebenfalls zu spät – ihren Job als Bundesfamilienministern gekostet.

Roger Lewentz, den Spiegel seinerzeit schon in Verdacht hatte, ihr die Schuld am Versagen der Landesregierung in die Schuhe schieben zu wollen, hat heute endlich auch die persönliche Konsequenz aus seinem Versagen gezogen: Er ist als Innenminister in Rheinland-Pfalz zurückgetreten. Nur kann ihm dies beim besten Willen niemand mehr als Entschuldigung für sein Versagen durchgehen lassen. Dafür hat er einfach zu lange gebraucht, um diesen Schritt zu vollziehen. Auch die Rücktrittserklärung macht es nicht besser. Kein Eingeständnis, selbst etwas falsch gemacht zu haben, nur das Bekenntnis, falsche Eindrücke erweckt zu haben bzw. für das Organisationsverschulden im Innenministerium die Verantwortung zu übernehmen.

Nein, Lewentz hat genau gewusst, dass er seinerzeit einen Fehler gemacht hat. Fehler zu machen, ist menschlich und letztlich im Laufe eines Lebens auch unvermeidlich. Nur wer gar nichts tut, macht garantiert keine Fehler. Aber wer Fehler macht, muss dazu stehen und nicht versuchen, sie zu vertuschen. Zurückzutreten, wenn das Vertuschen gescheitert ist, auch wenn Lewentz ein Vertuschen nach wie vor bestreitet, ist jedenfalls kein honoriges Verhalten, sondern schlicht unumgänglich. Das galt für Anne Spiegel und Ursula Heinen-Esser ebenso wie jetzt für Lewentz. Dass Malu Dreyer als Ministerpräsidentin so lange tatenlos zugeschaut hat, wie Lewentz sich der Verantwortung zu entziehen versuchte, macht die Sache, bei aller persönlichen Verbundenheit, auch nicht besser. Wünschenswert wäre, dass demnächst auch Ex-Landrat Jürgen Pföhler zur Rechenschaft gezogen wird. Es ist das mindeste, was zur Befriedung der Menschen an der Ahr geschehen muss.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

Zurück zum Blog

Kommentar verfassen

Bitte beachten Sie bei Ihren Kommentaren unsere Netiquette