Dienstag, 07. Mai 2024

Markus Söder bleibt weiter unausgesprochener Kanzlerkandidat der Union

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Viele dürften mit Spannung erwartet haben, wie der CSU-Vorsitzende Dr. Markus Söder auf die gestrige Rede des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz in seiner heutigen Rede auf dem CDU-Bundesparteitag reagieren werde. Um es vorwegzunehmen: erwartbar. Während Merz eher staatstragend referiert hatte als aggressiv gegen den politischen Gegner auszuteilen, hielt sich Söder für seine Verhältnisse zwar auf dem Feld Attacke mehr zurück als zuletzt, blieb aber seiner scharfen Abgrenzung zur Ampel treu. Auch inhaltlich ging Söder mehr ins Detail als Merz. Aber er versuchte nicht, Punkte zulasten von Merz zu machen. Dass allerdings auch Söder – allen halbherzigen sprachlichen Distanzierungen zum Trotz – unverändert an dem Ziel festhält, Kanzlerkandidat der Union zu werden, dafür war seine knapp 50-minütige Rede ein deutlicher Beleg.

Schon seine süffisante Feststellung, nach minutenlangen Lobeshymen auf die gute Zusammenarbeit der beiden Unionsschwestern, „Jetzt aber genug gelobt. Am Ende glaubt's noch einer“ war ein beredtes Zeugnis für die Methode Söder. Auch die klare Aussage, er sei gegen Schwarz/Grün, was die Optionen für eine Regierung unter Führung der Union nach der Bundestagswahl naturgemäß stark einschränkt, passt in dieses Konzept. In Bayern kommt diese Positionierung wie auch bei vielen Delegierten der CDU bestens an. Je weiter es gen Norden in Deutschland geht, umso weniger wird diese Festlegung aber in dieser Absolutheit geteilt. Merz tut sich deshalb mit einer solchen ultimativen Distanzierung deutlich schwerer, was Söder nur zu gut weiß.

Ginge es allein nach der Länge des Applauses, hätte Merz das Duell deutlich gewonnen. Seinen neun Minuten und 37 Sekunden stehen bei Söder zwei Minuten und zwölf Sekunden gegenüber. Aber daran wird niemand in der Union die Frage nach dem besten Kandidaten beantworten. Merz jedenfalls wird wissen, dass er Söder noch längst nicht besiegt hat. Dafür ist auch das Geschenk, dass er Söder überreichte, ein guter Beleg. Merz schenkte Söder einen Berliner Bären im neuen CDU-Blau. Der (bayerische) Löwe sei wie der (Berliner) Bär ein Raubtier, ließ er das Publikum wissen. Der Bär sei aber schwerer und größer als der Löwe. Beiden gemeinsam sei, dass sie sich in der Natur aus dem Weg gingen. Gemeinsame Jagdreviere gebe es nicht, denn beide wüssten, dass man sich besser nicht miteinander anlege. Die Botschaft hat Söder wohl vernommen. Allein wie er sie auslegt, bleibt vorerst öffentlich sein Geheimnis.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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