Panasonic: Philipp Maurer gewährt uns ehrliche Einblicke in aktuelle Unternehmens- wie auch IFA-Herausforderungen!

Am 1. April 2023 zeichnet Philipp Maurer seit genau einem Jahr bei Panasonic als Country Manager DACH verantwortlich. Für uns ist dieser Jahrestag Anlass genug, um in Hamburg vorbeizuschauen und mit ihm persönlich die vergangenen zwölf Monate gemeinsam Revue passieren zu lassen. Themen gibt es schließlich eine Menge. Und dadurch, dass Maurer auch noch jüngst zum Aufsichtsratsvorsitzenden der gfu gewählt wurde, beschränken sich diese nicht mehr alleine auf Panasonic. Um aber mit dem Unangenehmen gleich direkt zu starten, auf ein Ereignis hätte er in seinem ersten Jahr doch sicherlich gut verzichten können, oder?

„Zunächst einmal grundsätzlich: Per se hatten wir sehr viele Herausforderungen. Doch ich weiß natürlich, worauf du abzielst: Wir hatten zum ersten Mal bei einem neu eingeführten Gerät ein Software-Problem. Das betraf zwar 'nur' einen kleinen Teil unserer TV-Range, hat uns aber im letzten halben Jahr definitiv gefordert. Unsere Kundschaft ist so etwas nicht von Panasonic gewohnt. Denn wir stehen nicht für so etwas. Ich bedanke mich daher zunächst bei unseren Händlern, dass sie den Weg trotzdem mit uns gegangen sind. Das ist nicht selbstverständlich. Denn die Situation hat zu vielen roten Köpfen in den vergangenen Monaten geführt. Und ja, das nächste und hoffentlich letzte Software-Update kommt dann am 12. April 2023. Und ich gehe davon aus, dass wir dann mit der Thematik endlich durch sind. Und wenn du mich fragst, ob ich mir das für mein erstes Jahr gewünscht hätte: Nein! Habe ich damit gerechnet? Definitiv nicht!

Doch wir haben daraus gelernt. Mit einer ganz konkreten Schlussfolgerung muss ich dich allerdings noch bis Juni auf die Folter spannen. Aber grundsätzlich: Wir arbeiten aktuell sehr stark daran, wie wir genau das Thema massiv wieder verbessern können. Nämlich dass jeder Kunde auch genau das von uns bekommt, was er von Panasonic erwartet! Denn beim Thema Software-Update haben wir in diesem Jahr definitiv nicht geglänzt. Und zum Juni werden wir diesbezüglich mit der einen oder anderen Neuigkeit für positive Überraschungen sorgen können!“

Natürlich haben wir an dieser Stelle gleich mehrfach versucht, nachzubohren. Aber zumindest offiziell bleibt Maurer dem Charakter seines Heimatlandes treu. Zumindest sagt man es den Schweizern nach: Stur! ;-)

Als wir uns mit Maurer vor einem Jahr unterhielten und ihn nach seinen ersten Zielen befragten, antwortete er u. a. wie folgt: „Wir haben Sortimente, die wir weiterentwickeln müssen. Wir haben zwar mit TV einen sehr starken Anker im Markt. Diesen Anker müssen wir behalten, keine Frage. Aber wir können nicht nur mit TV in die Zukunft.“ Haken wir also nach: Wie haben sich denn die angesprochenen Sortimente tatsächlich entwickelt?

Philipp Maurer

„Wir sind im Beauty-Sortiment zeitlich leicht in Verzug, aber aktuell mit dem Roll-out eines Fachhandelskonzeptes unterwegs. Mit diesem bieten wir gezielt für den Fachhandel entsprechende Unterstützungsmaßnahmen an, damit der Fachhändler mit unseren Produkten in der Lage ist, am PoS Geld zu verdienen. Es geht dabei zum Beispiel um hochwertige Produkte wie Shaver für 300 €. Den nimmt man nicht einfach mal in einer Aktions-Schütte mit. Wir wollen diese Produkte wirklich über den qualitativen Aspekt vermarkten. Und das kommt bei den Piloten, denen wir das Konzept bereits vorgestellt haben, sehr gut an. Auch bei den Smart Kitchen Appliances hatten wir in den letzten Monaten einen richtig guten Turn-around. Genauso sind wir mit der Entwicklung bei Lumix zufrieden. Die Leute reisen wieder. In dem Bereich ist jetzt wieder richtig Zug drin! Und das macht einfach Spaß!“

Aufmerksame Leser werden es bemerkt haben. Da fehlt doch noch etwas. Und richtig, Technics muss natürlich auch noch erwähnt werden:

„Bei Technics sind wir mit der Geschäftsentwicklung ebenfalls sehr zufrieden. Hier liegen wir klar im Business-Plan. Es geht also sehr aktiv und zügig vorwärts. Und das nicht nur mit Plattenspielern, sondern auch mit anderen Produkten. So kommen wir beispielsweise bei den Kopfhörern im neuen Line-up 'vom Kleinsten bis zum Teuersten'. Alles perfekt verpackt mit bester Produktqualität. Wir bauen also unsere Headphones-Range konsequent aus und konnten bereits mit den aktuellen Technics-In-Ear-Geräten europaweit eine große Anzahl an sehr guten Awards gewinnen, die wir kürzlich für eine entsprechende Mass-Media-Kampagne genutzt haben.“

Man merkt sofort, dieser Mann hat ein Faible für Kopfhörer! Die Begeisterung klingt gleich noch ein wenig anders! Verlassen wir damit aber wieder den Produktbereich und kommen noch auf ein anderes Thema zu sprechen, das in der (jüngeren) Vergangenheit ebenfalls für Irritationen sorgte. Maurer klärt uns auf:

„Es gibt das Gerücht, dass wir den Außendienst – wie es gewisse Marktbegleiter tun – abbauen. Das stimmt so nicht! Was wir aber tun: Wir legen den bisherigen Vertrieb 'Großfläche' und den bisherigen Vertrieb 'Fachhandel' zusammen. Dieser ist zuständig für ganz Deutschland. Dadurch verkleinern wir die zu betreuenden Gebiete und kommen so in die Lage, auch kleinere Fachhändler wieder direkt zu betreuen. Also im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern bauen wir die Vertriebsleistung im Fachhandel sogar aus. Für unsere Mitarbeiter hat die Umstrukturierung den Vorteil: Kürzere Fahrtwege und die Möglichkeit, mehr Kunden zu betreuen!“

Ziehen wir also einen Strich unter das erste Jahr, wie fällt dann das Gesamturteil aus? „Wir schließen über Business-Plan ab. Das ist mal das Positive! Aber wir sind auch Part dieser Branche. Wachsen die Bäume also in den Himmel? Nein! Sind wir über dem, was wir uns vorgenommen haben? Ja! Panasonic DACH schreibt schwarze Zahlen, damit sind wir auf Kurs!“

So, am 31. März endet nun das Panasonic-Geschäftsjahr, am 1. April wird alles wieder auf Null gestellt. Was steht denn auf der Agenda für das zweite Maurer-Jahr? Unser Gegenüber muss nicht lange überlegen: „Für uns ist wichtig: Wir wollen ein profitables und solides Geschäft betreiben! Es gibt Leute, die kämpfen um jeden Marktanteil und jeden Preis. Zu denen gehören wir nicht! Denn das ist am Ende nicht profitabel! Und wenn jetzt alle davon berichten, bei geringeren Stückzahlen noch mehr auf Premium zu setzen, ist da aus meiner Sicht sehr viel Luft dabei. Dass das nicht aufgeht, dafür brauchst du keinen Mathe-Kurs.

Auf der anderen Seite: Wir haben auch in der Vergangenheit bewiesen, dass man mit einer gewissen Kontinuität relativ weit kommt. Wir waren nie diejenigen, die schnell Marktanteile gewonnen haben. Bei uns steht ein profitables und gesundes Geschäft im Vordergrund und das ziehen wir auch im nächsten Geschäftsjahr wieder durch!

Und wenn du mich zum Gesamtmarkt fragst: Der wird in diesem Jahr nicht durch die Decke gehen! Der wird im Gegenteil weiter vor sich hin dümpeln, denn es gibt keine externen Stimulatoren. Die aktuelle Wirtschaftslage ist nun mal so, wie sie ist. Dass die Konsumentenstimmung plötzlich anzieht, das glaub ich nicht. Und genauso haben wir auch unsere Planung aufgesetzt.“

Und dann wird Maurer noch ein bisschen konkreter, was die Aufstellung von Panasonic betrifft und was diese Marke für den Fachhandel aus seiner Sicht so interessant gestaltet: „Wir haben unsere Produkte, die für sich selbst sprechen. Wir haben auf der CES den wahrscheinlich besten Fernseher (MZW2004) der Welt präsentiert. Und das ist definitiv ein Stimulator, weil wir damit ein Produkt auf dem Markt haben, das in der Kombination von Bild- und Tonqualität einzigartig ist. Entscheidend sollte aus meiner Sicht für einen Fachhändler sein: Wenn ein Konsument in den Laden kommt, sollte ich ihm einen Panasonic verkaufen. Denn das ist ein wertschöpfungsorientiertes Produkt! Wenn ich am Ende des Tages den wenigen Kunden, die kommen, ein Produkt verkaufe, das nicht wertschöpfungsorientiert ist, wird es doppelt übel! Nicht jeder kauft einen Fernseher für 5.000 €. Entscheidend ist also, dass ich auch einen Fernseher für 1.500 € am PoS habe, bei dem ich ebenfalls etwas verdiene. Und hier kann man sich auf Panasonic verlassen!“

Nähern wir uns damit langsam dem branchenpolitischen Teil unseres spannenden Gesprächs. Zunächst dazu die vorbereitende Frage, in welcher Form sich denn die Hamburger auf der diesjährigen IFA präsentieren werden: „Wir sind auf der IFA präsent und werden im Hub 27 zu finden sein. Wir stehen zur IFA und wir stehen zum Fachhandel, der die IFA besucht. Und wir freuen uns jetzt schon darauf, dass möglichst viele Fachhändler und Journalisten auf der IFA präsent sein werden. Was ich heute schon sagen kann: Wir werden unseren Auftritt für dieses Jahr überarbeiten.“

'Überarbeiten' ist ein gutes Stichwort. Denn Sie alle haben längst mitbekommen, dass das Konzept der IFA und das ganze Gebilde drum herum sehr heftig diskutiert und teilweise auch genauso kritisiert wird. Wie steht denn der neue gfu-Aufsichtsratsvorsitzende zu dem ganzen Thema?

„Ich liebe Herausforderungen. Grundsätzlich glaube ich zudem, dass man es nie allen Leuten recht machen kann. Es wird also immer Menschen geben, die sagen, dass sie das nicht gut finden, was da läuft. Damit muss man leben können. Ich habe eine lange Verbindung zur IFA. Vom Branchen-Junior bis jetzt war ich immer bei der IFA mit dabei. Ich bin also ein Mensch, der Messen liebt. Und es ist ja genau dieser Reiz, wenn man mit etwas nicht zufrieden ist:

Jetzt kann ich hinter die Kulissen schauen, um zu überlegen, wie man das verändern kann, um wieder zufrieden zu sein. Das ist die Challenge und das, was motiviert. Früher gab es die gfu, und die Messe Berlin hat im Auftrag der gfu die IFA organisiert. Heute gibt es eine IFA Management GmbH. Und die hat wiederum zwei Eigentümer, einerseits mit kleiner Mehrheit Clarion und andererseits die gfu. Letztendlich verschiebt das ein bisschen die Rolle von der gfu zur IFA Management GmbH. Das ist nicht dieselbe Konstellation wie früher. Heute steht genauso eine Clarion hinter der Management GmbH wie eine gfu. Aus lokaler, deutscher Sicht steht die gfu nach wie vor ein Stück weit im Fokus.

Aufgrund dieser Konstellation nehmen wir als Aufsichtsrat primär im Hintergrund Einfluss auf die Ausrichtung der GmbH. Und da gibt es Themen, in denen wir aktuell mittendrin stecken. Läuft schon alles rund? Nein! Nach außen sieht es aus, so hast du es ja auch formuliert: Wir haben einen Kopf mit zwei Armen. Und die Frage ist, wie funktionieren diese Teile miteinander?

Ich würde es mal so sagen: Das läuft intern besser als es nach außen wirkt. Sei dir sicher: Wir wissen im Aufsichtsrat genau, was da läuft. Und wir diskutieren das auch – und zwar sehr intensiv. Aber es ist aktuell kein Thema, das wir nach außen mit der gesamten Branche diskutieren. Und da kannst du dich auf den Aufsichtsrat verlassen, dass wir da dran sind! Jeder weiß: Das einzige, was zählt, ist, dass alle Beteiligten die IFA 2023 rocken müssen und die Messe ein Erfolg werden muss! Und wir sind nicht schneller, wenn wir die Themen öffentlich diskutieren.“

Das sind doch interessante und vielversprechende Aussagen! Philipp Maurer könnte dem Unternehmen Panasonic wie auch der allgemeinen IFA-Entwicklung langfristig sehr gut tun. Er hat die Gelassenheit und den notwendigen Humor, um stets seine eigene Person im Hintergrund zu halten und für die Sache zu argumentieren. Er selbst betont immer wieder, erst seit eineinhalb Monaten aktiv im Amt des gfu-Aufsichtsrates zu sein und sich manche Dinge eine Zeit lang noch anschauen zu wollen. Gleichzeitig macht er aber auch klar, entscheidungswillig und konsequent zu sein. Und was Panasonic betrifft: Wir sind uns sicher, dass die angekündigte Nachricht im Juni großes Überraschungspotenzial haben wird. In wenigen Wochen sind wir schlauer …