Donnerstag, 21. Dezember 2023

Arbeitgeber im Handel bieten verdi letzten Einigungsversuch für dieses Jahr an

Blogeintrag | Kommentare (0)

Die derzeit laufenden Tarifverhandlungen der GDL mit der Deutschen Bahn grenzen seitens der GDL eher an Erpressung, denn an verantwortliches Handeln im Sinne der Beschäftigten. Es kann nicht im Interesse der Mitglieder der GDL sein, den eigenen Arbeitgeber derart auszupressen, dass er in die Grätsche geht. Nichts anderes betreibt GDL-Chef Claus Weselsky mit seiner Forderung nach dem Einstieg in die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für Lokführer. Wäre die Bahn nicht ein Staatsunternehmen und könnte sie ihre ‘Produktion’ ins Ausland verlagern, wäre dies mit Sicherheit die Konsequenz eines jeden privaten Unternehmens in vergleichbarer Situation. Dass der GDL-Chef nun geradezu großherzig erklärt, ein unbefristeter Streik werde seitens der GDL nicht geführt, sondern nur ein Streik von „drei bis fünf Tagen“, ist dann der vorläufige Höhepunkt eines sich selbst maßlos überschätzenden Gewerkschaftsführers.

Vor diesem Hintergrund wirken die Tarifverhandlungen im Einzelhandel nahezu zivilisiert. Doch auch bei ihnen fühlen sich die Arbeitgeber seitens der Gewerkschaft verdi mehr als schlecht behandelt. Über 60 ergebnislose Tarifrunden in den verschiedenen Tarifgebieten des Einzelhandels hat es gegeben. Zudem ein ohne Annäherung zu Ende gegangenes Spitzengespräch von Handelsverband Deutschland (HDE) und ver.di in Berlin. Deshalb bieten die Arbeitgeber, wie der HDE aktuell mitgeteilt hat, verdi  einen letzten Verhandlungstermin am 28. Dezember 2023 in Hamburg an, um doch noch zu einer Einigung in diesem Jahr zu kommen.

„Nachdem der letzte Termin Anfang Dezember von ver.di krankheitsbedingt abgesagt worden ist“, so der HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke, „möchten wir uns auf der Basis unseres aktuellen Angebots in diesem Jahr weiterhin um einen Abschluss der Tarifrunde bemühen“. Das Angebot enthalte alle Komponenten, die es für einen kurzfristigen Tarifabschluss brauche. Aus den Belegschaften und selbst von Mitgliedern der verdi-Verhandlungskommissionen werde das zunehmend bestätigt. „Hintergrund ist sicher auch“, erläutert Haarke die Situation, „die wachsende Sorge, dass im neuen Jahr unter neuen Vorzeichen verhandelt würde. Die Beschäftigten nehmen wahr, dass einige Unternehmen eigene Lösungen suchen werden, 2023 tarifpolitisch ungelöst bleiben könnte und bei der sinkenden Inflation das bisherige Angebot in dieser Form nicht mehr zur Disposition steht“.

Die Arbeitgeber hätten ihr Angebot seit dem Frühjahr wiederholt nachgebessert und zuletzt ein Angebot unterbreitet, über das sie mit Blick auf die Branchen- und Flächenverträglichkeit nicht hinausgehen könnten, betont der HDE. Das Angebot sehe bei einer Laufzeit von 24 Monaten eine tabellenwirksame Entgeltsteigerung von insgesamt 10,24 Prozent vor, zuzüglich einer Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 750 Euro. Das wichtige tarifliche Verkäufereckgehalt würde nach dem Arbeitgeberangebot zum Beispiel in NRW von aktuell 17,37 Euro pro Stunde ab 1. Mai 2024 auf 19,15 Euro pro Stunde ansteigen.

„Die Gewerkschaft verdi hat dieses Angebot als unzureichend zurückgewiesen und in der laufenden Tarifrunde keinen einzigen Beitrag zu einem möglichen Verhandlungsergebnis geleistet“, betont Haarke. Die Gewerkschaft habe sich bislang lediglich auf eine Wiederholung ihrer Eingangsforderungen berufen, die durchschnittliche Entgeltentwicklungen von ca. 15 Prozent für zwölf Monate bedeuteten. Haarke appelliert daher an verdi: „Lassen Sie uns die Tarifrunde in Hamburg im Interesse der Beschäftigten noch in diesem Jahr abschließen! Im nächsten Jahr wird es ungleich schwerer, eine Einigung zu erreichen.“

Wäre Claus Weselsky verdi-Chef, würde er dieses Angebot sicher brüsk zurückweisen. Wir haben aber die Hoffnung, bei verdi könne man die tatsächliche Situation der Arbeitgeber in dieser Branche realistischer bewerten als der GDL-Chef dies bei der Bahn tut.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

Zurück zum Blog

Kommentar verfassen

Bitte beachten Sie bei Ihren Kommentaren unsere Netiquette