Dienstag, 06. Juni 2023

IHK Düsseldorf will sich in der PR besser darstellen

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„Die IHK Düsseldorf veröffentlichte vor Kurzem eine Ausschreibung zur Erarbeitung eines neuen PR-Konzepts. Ziel sei eine verbesserte Wahrnehmung der IHK nach außen“, informiert ein Mitglied der Düsseldorfer Pflichtkammer ‘mi’. Sein ebenso kurzer wie knackiger Kommentar: „Statt mit guter Arbeit versucht man es mit einer PR-Strategie auf Kosten der Beitragszahler.“

Mehr muss man eigentlich dazu tatsächlich gar nicht sagen. Aber wir haben uns trotzdem die Mühe gemacht, uns die Ausschreibungsunterlagen anzusehen. Sie sind durchaus unterhaltsam. Je nach Betroffenheit dürfte das Vergnügen aber auch durch einen nicht unbeachtlichen Ärger getrübt werden.

Die Ausschreibung trägt den schönen  Titel „Angebot Strategieberatung Gesamtkommunikation für die IHK Düsseldorf“. Spontan könnte man denken, das könne eine der größten Kammern der Republik eigentlich selbst leisten, aber es ist ja noch nie falsch gewesen, sich des Sachverstands Dritter zu bemächtigen. Die entscheidende Frage am Ende wird sein, wie teuer das Ganze die IHK, und damit in letzter Konsequenz die Pflichtmitglieder der Kammer, zu stehen kommt.

Und damit ist dann auch schon das eigentliche Problem benannt: Wofür braucht eigentlich die IHK eine aus den Beiträgen der Pflichtmitglieder bezahlte PR-Strategie? Schaut man sich § 1 des IHK-Gesetzes an, fällt die Antwort schwer. Dort heißt es in dessen Absatz 1: Die Industrie- und Handelskammern haben, soweit nicht die Zuständigkeit der Organisationen des Handwerks nach Maßgabe der Handwerksordnung oder die Zuständigkeit der Kammern der freien Berufe in Bezug auf die Berufspflichten ihrer Mitglieder gegeben ist, die Aufgaben: 1. das Gesamtinteresse der ihnen zugehörigen Gewerbetreibenden ihres Bezirks, einschließlich der Gesamtverantwortung der gewerblichen Wirtschaft, die auch Ziele einer nachhaltigen Entwicklung umfassen kann, auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene wahrzunehmen, 2. für die Förderung der gewerblichen Wirtschaft ihres Bezirks zu wirken, 3. für die Wahrung von Anstand und Sitte der ehrbaren Kaufleute, einschließlich deren sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung, zu wirken und dabei stets die wirtschaftlichen Interessen einzelner Gewerbezweige oder Betriebe abwägend und ausgleichend zu berücksichtigen.“

Da behaupten wir jetzt einfach mal: Das geht alles ohne PR-Konzept. In der Ausschreibung heißt es lapidar: „Die IHK zu Düsseldorf benötigt ein PR-Gesamtkonzept für die Kommunikation. Es soll gemeinsam mit verschiedenen Akteuren in der IHK im Zuge eines Strategieberatungsprozesses erarbeitet werden.“ Gerichtsfest dürfte diese Begründung nicht sein. Auch das Leistungsverzeichnis gibt da nicht viel mehr her. Dort heißt es etwas umfangreicher: „Im Zuge des hausinternen Veränderungsprozesses der IHK Düsseldorf soll ein PR-Konzept erstellt werden. Ziel ist es, gemeinsam mit einer externen Beratung, die sowohl Expertise in Changeprozessen als auch in der PR sowie im Training von Führungskräften hat, ein PR-Konzept zu erarbeiten. Ein solches Gesamtkonzept für die Kommunikation soll – über die meist reaktive Arbeit im Tagesgeschäft hinaus – strategischer Natur sein und zur einheitlichen, verbesserten Wahrnehmung der IHK nach Außen beitragen.“

Kniffliger für die IHK wird es allerdings in den benannten vier Schritten, die das Konzept enthalten soll. Zu Schritt 1 heißt es nämlich: „Analyse, Ausarbeitung der Positionierung sowie die Definition der für die IHK strategischen Themenbereiche und Zielgruppen.“ Sorry, liebe IHK, die ergeben sich aus dem Gesetz! Alles, was da nicht drinsteht, kann kein Themenbereich oder eine Zielgruppe der IHK sein. Und die Zielgruppen sind dort klar benannt! Entsprechend ‘verrückt’ ist Schritt 3: „Ausarbeitung der Storylines zu den festgelegten strategischen Themenbereichen und Erarbeitung des Konzeptes inklusive Maßnahmenplan.“ Welche Storylines?

Leider ist es so wie immer: Die IHK-Funktionäre wären gerne Chefs eines schicken modernen Unternehmens, wollen aber auf die Vorteile einer Zwangskörperschaft des öffentlichen Rechts nicht verzichtet. Das geht nicht, auch wenn es die Aufsichtsbehörden mitmachen!


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (2)

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#1 Aufgabenüberschreitung mit Ansage
von Jonas Kuckuk, 13.06.2023 10:01

<p>Danke für die immer wieder tiefen Einblicke und Kommentare von marktintern. Die IHK Düsseldorf plant hier also eine Aufgabenüberschreitung mit Ansage und lässt sich für viele viele tausend Euro das ganz unverblümt als PR Strategie verkaufen. Freie und unabhängige Handwerker*Innen wundert das nicht.</p>
#2 Leserkommentar
von Timo Schnitzler, 22.06.2023 17:31

<p>Bei einem Gewinn von über 11 Mio. Euro in 2022 kann sie sich das doch leisten. Wir Zwangsmitglieder zahlen es.</p>

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