Dienstag, 14. Februar 2023

Bundesbankvorständin Sabine Mauderer kündigt weitere Zinserhöhungen an

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Es ist eher ungewöhnlich, dass sich Bundesbankvorstände öffentlich zu zukünftigen Zinsentscheidungen der EZB äußern. Insofern überraschte es schon einigermaßen, dass Dr. Sabine Mauderer, im Vorstand der Deutschen Bundesbank zuständig für Beschaffungen, Personal und Märkte, auf dem Jahresempfang der Deutschen Bundesbank gestern in Düsseldorf öffentlich davon sprach, es werde weitere Zinserhöhungen der EZB geben, und zwar außer der bereits von EZB-Präsidentin Christine Lagarde für März angekündigten Erhöhung. Noch überraschender war, dass Mauderer dabei immer davon sprach, „wir“ würden diese Entscheidungen treffen. Zinsentscheidungen trifft aber nicht der Vorstand der Bundesbank, sondern der EZB-Rat, dem Mauderer nicht angehört. Wen sie also mit „wir“ meinte, bleibt ihr Geheimnis.

Auch ihre Begründung für die Zinserhöhungen barg einen gewissen Sprengsatz. Zwar wird ihr niemand widersprechen, dass die Inflationsrate im Euroraum deutlich zu hoch ist. Aktuell liegt sie dort bei 8,5 Prozent. Die Bundesbank erwartet derzeit eine Rückkehr zum angestrebten Wert von zwei Prozent erst für 2025. Auch Mauderers Erkenntnis, also müssten die Zinsen weiter erhöht werden, entspricht der ‘normalen’ Lehre der Geldpolitik. Aufhorchen ließ allerdings, dass sie zugleich betonte, die Kreditzinsen, die logischerweise mit jedem Zinserhöhungsschritt der EZB weiter steigen, seien im langjährigen Vergleich auch noch niedrig. Im Klartext: Die Unternehmen verkrafteten höhere Kreditzinsen. Das ist allerdings eine gewagte Wette. Auch wenn die Konjunktur weniger stark eingebrochen ist, als viele noch vor Kurzem befürchtet haben, ist die Wirtschaft insgesamt in einer sehr labilen Lage. Ein Blick auf die Bauwirtschaft spricht da Bände. Insofern kann man nur eindringlich an die zuständigen Währungshüter der EZB appellieren, dieser Einschätzung Mauderers nicht ungeprüft zu folgen. Das könnte ein böses Erwachen geben.

Doch nicht nur Mauderer überraschte mit Teilen ihrer Aussagen, auch der neue nordrhein-westfälische Finanzminister Dr. Markus Optendrenk hatte eine solche parat. Er versuchte die politische Haltung der Landesregierung, nicht möglichst viel Geld auszugeben, sondern gezielt Geld einzusetzen, mit einem Einkaufserlebnis zu illustrieren. Wenn er zum Mediamarkt gehe, um einen Fernseher zu kaufen, werde seine Frau ihn zu Hause auch nicht danach fragen, ob er möglichst viel Geld für einen neuen Fernseher ausgegeben habe, sondern ob er einen vernünftigen Fernseher zu einem ordentlichen Preis erworben habe. Wenn das dann noch in einer angenehmen Atmosphäre, in einem Unternehmen mit einem nachhaltigen Konzept erfolge, bei dem man sich sicher sein könne, dass es auch in zwei Jahren noch existiere, dann sei das ein perfekter Mitteleinsatz. Dass Optendrenk dabei ausgerechnet an Mediamarkt dachte, überrascht wahrscheinlich nicht nur uns.

Ansonsten stand der Jahresempfang unausgesprochen unter dem Motto ‘Die Hälfte des wirtschaftlichen Erfolges beruht auf Psychologie’. Alle Redner betonten, wie kompliziert und angespannt die Lage immer noch ist, sahen aber alle berechtigte Gründe, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Der Präsident der Hauptverwaltung Nordrhein-Westfalen der Deutschen Bundesbank, Jochen Metzger, bemühte dafür sogar die Astrologie. 2023 sei das Jahr des Mars und der wiederum stehe für Antrieb und Willenskraft, Engagement und Selbstvertrauen. Moderatorin Sissi Hajtmanek konnte da nur noch hinzufügen, das Chinesische Jahr sei dem Tierzeichen des Hasen zugeordnet. Der Hase steht für Frieden und Wohlstand. Wenn das kein gutes Omen ist!


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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