Donnerstag, 14. April 2022

Umfrage der DZ BANK belegt: Krieg in der Ukraine zwingt Mittelständler zu Preiserhöhungen wegen exorbitant steigender Kosten

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Der Krieg Russlands gegen die Ukraine bereitet auch dem deutschen Mittelstand große wirtschaftliche Sorgen, vermeldet die DZ BANK, die Zentralbank der Genossenschaftlichen Finanzgruppe. Obwohl nur eine Minderheit der deutschen Mittelständler direkt in Russland oder der Ukraine engagiert ist, können sich die mittelständischen Unternehmen insgesamt den wirtschaftlichen Belastungen des Krieges nicht entziehen. Dies verdeutlicht eine repräsentative Umfrage der DZ BANK, in der mehr als 1.000 Geschäftsführer und Entscheider zu den Auswirkungen der geopolitischen Lage in Osteuropa befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen: Vier von fünf mittelständischen Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Absatzpreise zu erhöhen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs zu bewältigen.

Vor allem die Energiepreise, heißt es in der Studie, seien nahezu explodiert, was nicht ohne Wirkung auf die gesamten Importpreise und die gesamten Großhandelspreise geblieben sei. Alle Preisindizes zeigten eine in dieser Dynamik in den vergangenen 20 Jahren nicht gekannte Entwicklung nach oben. Dem könnten sich vor allem energieintensive Industriebranchen wie etwa die Chemie und das Ernährungsgewerbe nicht entziehen.

Besonders dramatisch ist nach der Studie die Lage in der Elektroindustrie und im Ernährungsgewerbe. Dort gaben jeweils fast 90 Prozent der Befragten an, die eigenen Preise nach oben korrigieren zu müssen. Auch im Handel, im Metall-, Kfz- und Maschinenbausektor sowie in der Chemiebranche ist mit jeweils 85 Prozent die überwältigende Mehrheit der Mittelständler darauf angewiesen, höhere Kosten an ihre Kunden weiterzureichen. Größere Unternehmen ab 50 Millionen Euro Umsatz sind dabei tendenziell stärker betroffen (87 Prozent) als kleinere mit einem Umsatz unter 25 Millionen Euro (78 Prozent).

Grund für den Preisdruck, erläutert Autor Dr. Claus Niegsch, sind vor allem zwei Entwicklungen. Zum einen stellten Lieferengpässe mittlerweile 77 Prozent der Mittelständler vor große Herausforderungen – insbesondere aus dem Handel (88 Prozent), aus der Chemiebranche und aus der Elektroindustrie (je 86 Prozent). Zum anderen sorgten steigende Kosten für Vorprodukte, Treibstoffe und andere Rohstoffe dafür, dass die Firmen ihre Preise nicht mehr halten können. Teure Vorprodukte bereiteten mittlerweile mehr als jedem zweiten Mittelständler große Sorgen. Auffällig seien hierbei große Branchenunterschiede: Während die Industrieunternehmen überdurchschnittlich stark leiden (Chemie: 76 Prozent, Elektro: 63 Prozent, Metall-, Kfz- und Maschinenbau: 62 Prozent), ist in der Dienstleistungsindustrie weniger als jeder Dritte betroffen. Höhere Treibstoffkosten machten insgesamt rund 55 Prozent der Firmen zu schaffen, vor allem aber der Agrarbranche (80 Prozent) und dem Baugewerbe (73 Prozent).

Besserung ist kaum in Sicht. Denn neben dem Krieg in der Ukraine dürften auch die weiterhin stark ausgelasteten Häfen und Containerschiffe sowie angesichts der hohen Ansteckungsgefahr der Omikron-Variante die Null-Covid-Politik der chinesischen Regierung eine schnelle Entspannung verhindern, glaubt die DZ BANK.

„Russlands Krieg gegen die Ukraine beeinträchtigt eine Vielzahl an mittelständischen Unternehmen. Viele von ihnen kämpfen bereits seit der Corona-Pandemie mit Lieferengpässen und hinken seitdem beim Abarbeiten von Aufträgen hinterher”, mahnt Stephan Ortolf, Leiter des Firmenkundenzentralbereichs der DZ BANK. „Dass zusätzlich dazu die Produktion immer teurer wird, ist für einige Unternehmen existenzbedrohend. Wenn sie die Absatzpreise nicht entsprechend erhöhen, kommt der Motor der deutschen Wirtschaft zum Erliegen.“

Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 23. Februar bis 22. März 2022 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen.


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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