„Es war mir in all den Jahre eine Ehre und eine Herzensangelegenheit die Institution Bundesbank – und damit auch Sie alle – zu vertreten und gemeinsam mit Ihnen die Positionen der Bank im Interesse einer stabilen Währung, eines stabilen Finanzsystems, stabiler Zahlungsverkehrssysteme und einer sicheren Bargeldversorgung zu gestalten. Ich kenne keine andere Institution, in der so viel Sachkenntnis mit so viel Engagement für die vielfältigen wichtigen öffentlichen Aufgaben zusammentrifft.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich der Präsident der Deutschen Bundesbank, Dr. Jens Weidmann, von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank, die er freiwillig zum Jahresende verlässt.
Die Entscheidung sei ihm schwer gefallen, erläutert Weidmann. „Aber ich bin zur Überzeugung gelangt, dass mehr als 10 Jahre ein gutes Zeitmaß sind, um ein neues Kapitel aufzuschlagen – für die Bundesbank, aber auch für mich persönlich.“ Mehr verrät er den Mitarbeitern nicht über seine Gründe für den Rückzug. Nur noch so viel lässt er noch wissen: „Bleiben Sie eine hörbare Stimme der Vernunft in den öffentlichen Diskussionen und bewahren Sie das wichtige stabilitätspolitische Erbe der Bundesbank, das diese Institution so einzigartig macht. Gleichzeitig hoffe ich, dass Sie mir gewogen bleiben und versuchen, meine Entscheidung zu verstehen.“
Das dürfte den Mitarbeitern schwer fallen, sofern es auch intern bei diesen Erläuterungen bleibt. An sich verbietet es sich, um die Gründe dieses Rückzuges zu spekulieren. Aber Weidmann ist lange genug im politischen Geschäft, um zu ahnen, dass es Spekulationen über seine Gründe gibt. Dass es persönlich absolut nachvollziehbar ist, nach zehn Jahren an der Spitze der Bundesbank abzudanken, versteht sich dabei von selbst. Aber es gibt auch weitere mögliche Gründe.
So betont zwar Weidmann in seinem Brief an die „Lieben Kolleginnen und Kollegen“ mehrfach die gewachsene Bedeutung der Bundesbank. Aber auch er kommt nicht an der Realität vorbei, wonach eben die Europäische Zentralbank (EZB) und nicht mehr die Bundesbank den Ton angibt. Dass Weidmann sich in der Rolle des Bremsers der seit Jahren grenzwertigen Beschlüsse der EZB (vor allem unter dem früheren EZB-Präsidenten Mario Draghi) unwohl gefühlt hat, ist ein offenes Geheimnis. Getroffen hat ihn dabei vor allem, dass er sich aufgrund der Zusammensetzung des EZB-Rates nie durchsetzen konnte. Unter Draghis Nachfolgerin Christine Lagarde ist es erwartbar nicht besser geworden.
Unterstützung durch Bundeskanzlerin Dr
. Angela Merkel konnte er dabei kaum erwarten. Die verkämpfte sich lieber auf andern Gebieten als der Währungs- und Stabilitätspolitik. Und Weidmann dürfte ahnen, dass es unter einem Bundeskanzler
Olaf Scholz und einer Ampel-Regierung in dieser Hinsicht nicht besser, sondern eher schlechter werden würde. Die Neigung speziell der
SPD und von
Bündnis 90/Die Grünen das europäische Füllhorn auszuweiten, ist bekannt. Da wäre es nur konsequent, sich gar nicht erst darauf einzulassen, am Ende als notorischer Querulant dazustehen. Und mit ansehen zu müssen, wie das originäre Ziel der Währungspolitik, die Geldwertstabilität zu gewährleisten, politischen Wunschträumen geopfert wird, wollte er sich sicher auch nicht antun. Unseren Respekt für diesen Schritt hat er!
vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich teile Ihre Befürchtungen, besonders wegen der in der Diskussion zur Nachfolge stehenden EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Zu recht schrieb sogar die BILD vor wenigen Tagen: "Vor dieser Frau müssen deutsche Sparer zittern" (https://www.bild.de/geld/wirtschaft/wirtschaft/inflation-nullzins-wehe-dem-sparschwein-wenn-sie-ueber-unser-geld-wacht-78035960.bild.html).
Herr Weidmann wird uns noch sehr fehlen, zumal auch ich glaube, dass die FDP kein ausreichendes Korrektiv in der kommenden Ampel sein wird. Wenn ich dennoch nicht ganz verzage, dann deshalb, da ein ganz anderer Druck die EU mächtig unter Dampf setzen wird. Vieles verändern könnte zum einen die nächste französische Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr und desweiteren die immer selbstbewusster auftretenden Polen und Ungarn. Lassen wir uns überraschen. Traurig aber, dass es so weit kommen konnte. Die damaligen Kritiker hatten leider umfänglich recht mit ihren Bedenken zu der Währungsunion in der Form, in der sie umgesetzt wurde.
Herzliche Grüße
Olaf Weber
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