GEDISA bietet CardLink-Lösung für alle Apotheken mit iA.de

Vor gut zwei Wochen verabschiedete das Bundesgesundheitsministerium im Alleingang, dabei gegen die Stimmen aller Minderheitsgesellschafter der gematik, die (bisher) endgültigen CardLink-Spezifikationen (s. P 12/24). Daraufhin wandte sich ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening per Brief an die Abgeordneten des Gesundheitsausschusses des Bundestages (s. P 13/24): „Bei allen bislang zur Verfügung stehenden E-Rezept-Einlösewegen mussten strengste Sicherheitsanforderungen erfüllt werden, bevor sie für den Versorgungsalltag zugelassen wurden.“ Beim CardLink-Verfahren hätten die Mitgesellschafter der gematik, außer dem BMG, wiederholt auf erhebliche Sicher­heitsbedenken hingewiesen. Umso erstaunlicher war die Meldung, die nur wenig später aus Potsdam in den Redaktionen eintraf:

CARDLINK: STANDESEIGENE LÖSUNG KOMMT BALD FÜR ALLE APOTHEKEN!

Einheitliche CardLink-Lösung für ApoGuide App und iA.de-Infrastruktur

War das seitens der ABDA zu diesem Zeitpunkt hervorragend orchestriert? Oder hat man Frau Präsidentin mit ihrem Brand-Brief an die Gesundheitspolitiker, nur eine Woche vorher, schlicht auflaufen lassen? Checken wir zunächst die weiteren Informationen seitens der GEDISA: „Die GEDISA – Gesellschaft für digitale Services der Apotheken mbH – wird demnächst allen öffentlichen Apotheken in Deutschland eine einheitliche Lösung für die Übertragung elektronischer Rezepte via CardLink anbieten.“

Aktuell arbeitet die IT-Tochter von 16 Landesapothekerverbänden und -vereinen nach eigenen Angaben „mit Hochdruck an einer Gesamtlösung, die neben der Bereitstellung der Basis­lösung als zertifizierter CardLink-Provider gleichzeitig die Einbindung einer nutzerfreundlichen und hochsicheren CardLink-Funktion in die GEDISA Kundenapp ApoGuide sowie in die iA.de-Infrastruktur von IhreApotheken.de vorsieht“. Fassen wir das in verständliche, kurze Sätze: Durch das CardLink-Verfahren können die Patienten ihre E-Rezepte über eine bestimmte Software mit ihrem Smartphone einlösen. Um die notwendige Verknüpfung im Hintergrund herzustellen, bedarf es eines sogenannten Providers. Als ein solcher will sich die GEDISA zertifizieren lassen. Das ist ausgezeichnet: So muss kein branchenfremder Dienstleister beauftragt werden.

„Um die öffentlichen Apotheken nicht erneut vor die Qual der Wahl bezüglich eines oder gar mehrerer CardLink-­Anbieter zu stellen, haben wir uns als standeseigenes Unternehmen dazu entschieden, den Vor-Ort-Apotheken eine bundesweit einheitliche Lösung zu einem fairen Preis zur Verfügung zu stellen“, lässt sich Sören Friedrich, Geschäftsführer der GEDISA, zitieren. Er lädt alle Anbieter von Kunden-Apps ein, an die standeseigene Lösung anzudocken. So würde den Kunden/Patienten die einheitliche Lösung mit der besten Breitenwirkung schmackhaft gemacht. Die weitere Hürde, die Zulassung als Anbieter bei der gematik, strebt die GEDISA mit weiteren technischen Partnern an. Die GEDISA rechnet mit einer schnellstmöglichen Umsetzung – voraussichtlich im Laufe des zweiten, also des ­gerade aktuellen Quartals 2024!

Zusammen mit Sören Friedrich meldet sich Simon Bücher, Geschäftsführer der IhreApotheken.de: „Die Zusammen­arbeit mit der GEDISA ermöglicht es uns, einen Meilenstein in der Digitalisierung des Apothekenwesens zu setzen. Durch die gemeinsame Entwicklung werden wir unseren Kunden einen zuverlässigen und innovativen Service anbieten können.“ Was heißt das für alle Nutzer von iA.de und, soweit gewollt, für alle anderen? Ende Februar 2024 hatten die beiden Unternehmen bereits eine Intensivierung ihrer Zusammenarbeit verkündet (s. P 10/24). Denn das Einlösen eines E-Rezepts ist nur eine einzige Funktionalität – zu einer für Endverbraucher attraktiven App gehört weit mehr: eine Shop-Funktion, eine attraktive Internetseite und die 'Kanalisierung' von Internetrecherchen nach Gesundheitsthemen in Richtung der öffentlichen Apotheken. Das können alle Apotheken buchen – die iA.de-Nutzer kennen die Funktionen bereits. Ebenso die App, die für jede Apotheke individualisiert angeboten wird. Diese App wird also bald schon über die CardLink-Funktion verfügen.

'mi'-Fazit:  Kein Gejammer über die Werbung der Versandapotheken jenseits der Grenze: Weisen Sie Ihre Kunden darauf hin, dass auch Sie eine Tür für Online-Bestellungen geöffnet haben  Bald schon werden auch Sie das bequeme Verfahren per Smartphone bieten, das aktuell entwickelt wird und bei keinem der Mitbewerber verfügbar ist  Nur Insider dürften die entscheidenden Nuancen bemerkt haben, weshalb die ABDA erst vor CardLink warnt, um wenige Tage darauf eine Lösung durch ihr Tochterunternehmen proklamieren zu lassen  Die breite Aufstellung, zusammen mit der ebenfalls apothekereigenen IhreApotheken.de, und das Angebot an wirklich alle Apotheken machen Hoffnung. Dieses Angebot könnte das Interesse vieler Kunden wecken  Wehren Sie sich nicht gegen den Lauf der Zeit. Selbst wenn Sie berechtigterweise von Sicherheitsbedenken hören, stimmen letztendlich die Kunden mit ihrem Tun ab!

„Würde Herr Lauterbach rauchen, könnten die Briefe von Frau O. wenigstens noch als Zigarrenanzünder dienen. So aber sind sie völlig nutzlos. In Apothekerkreisen wird schon darüber nachgedacht, Herrn Weselsky zum Ehrenapotheker zu machen, wenn er bei der Bahn ausscheidet, und ihm die Verhandlungen zu überlassen.“

(Anregung eines 'mi'-Partners, der Red. bekannt)