PHAGRO begrüßt Rechtssicherheit

Gleich nach dem Bekanntwerden des Skonto-Urteils des Bundesgerichtshofs am Donnerstag vor einer Woche (8.2.2024) rauschte eine Welle von Pressemeldungen mit Stellungnahmen vieler Standesvertreter und aller möglichen Marktpartner in unser E-Mail-Postfach. Wie wir telefonisch abklopften, saßen die Verantwortlichen der Großhandlungen spätestens am nächsten Tag in ihren Leitungsteams beieinander und diskutierten die möglichen Auswirkungen des Urteils auf die Beziehungen zu den eigenen Kunden. Schnell wurde klar, dass zunächst die schriftliche Ausfertigung des Urteils mit der Urteilsbegründung abzuwarten ist. Aber vorsorglich wurden möglichst alle denkbaren Szenarien durchgespielt. Denn am Exodus vieler Apotheken, also der eigenen Kunden, dürfte kein Großhandel Interesse haben.

Vergleichsweise viel Zeit ließ sich der PHAGRO | Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels mit seiner Äußerung zum Skonti-Urteil. Gut Ding will Weile haben? In der Kürze liegt die Würze? Fünf Tage nach dem Urteil lesen wir einige wenige Sätze vom Vorsitzenden des PHAGRO. Marcus Freitag begrüßt, dass mit dem Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs Rechtssicherheit geschaffen wird: „Für unsere Mitgliedsunternehmen, die vollversorgenden pharmazeutischen Großhandlungen in Deutschland, ist die Entscheidung des BGH maßgebend für die Zusammenarbeit mit unseren Kunden, den Apotheken. Zur abschließenden Bewertung der Folgen dieses Urteils sind wir jedoch auf die Urteilsbegründung des Gerichts angewiesen.“

Im PHAGRO sind acht vollversorgende pharmazeutische Großhandlungen organisiert. Jede öffentliche Apotheke hat mit mindestens einem der Mitglieder eine geschäftliche Beziehung. Eine Einlassung, wie die von Marcus Freitag, wurde unter Garantie intern abgestimmt. Und ist gerade deshalb überraschend neutral. Sie enthält kein Wort zu den finanziellen Schwierigkeiten, vor denen die Apotheken/Kunden der PHAGRO-Unternehmen fast unmittelbar stehen. Am 'mi'-Telefon hören wir die ketzerische Frage, ob der Großhandel sich deshalb auf keine Apotheken-freundlichere Sprachregelung einigen konnte, weil die Stuttgarter und die Mannheimer 'Freunde' außerhalb Deutschlands zahlreiche Apotheken in eigener Regie betreiben.

„Bricht die flächendeckende Versorgung durch inhabergeführte Apotheken zusammen, kann sich der Messias mit den Apothekenketten bei Herrn Lauterbach als kostengünstiger Retter empfehlen“, lautet eine gewagte These. Vergleichen Sie allerdings, wie viel ein vollsortierter Großhandel zu verlieren hat, wenn die Kunden als Absatzmittler wegfallen! Und wie viel (mehr) Rendite er möglicherweise erzielen könnte, wenn die gesamte Spanne in einer Hand bliebe. Ein riskantes Spiel – zumal die Politik bei einer solchen Entwicklung wiederum die Konditionenschraube anziehen würde. Es gilt genau hinzuschauen, welche Änderungen die Großhandlungen schon vorbeugend und erst recht nach der Veröffentlichung der Urteilsbegründung avisieren. Wir bleiben für Sie am Ball!