Corona beschleunigt Digitalisierung in Verwaltungen

Die schlanke, schnelle, unkomplizierte Verwaltung, die in erster Linie serviceorientiert ist und dem Bürger als Dienstleister zur Verfügung steht, ist der Traum vieler politischer Akteure. Wie weit die Realität davon entfernt ist, wissen Sie leider ziemlich gut. Doch nicht nur der aktuelle Gesetzentwurf der Bundesregierung bringt Fahrt in das Thema. Die Digitalisierung in den Verwaltungen des Landes wird aktuell vor allem durch die Coronapandemie beschleunigt. Zu dem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom. Zwei von drei Bundesbürgern (66 %) meinen, dass die Krise die Digitalisierungsprozesse der Verwaltung beschleunigt.

Demnach hat fast die Hälfte der Verwaltungen (47 %) seit Ausbruch der Pandemie neue digitale Angebote für Bürger eingeführt. Jeder fünfte Bundesbürger (22 %) hat diese neuen Angebote bereits genutzt. Jeder Zehnte (10 %) hätte sich als Reaktion auf die Pandemie neue digitale Angebote gewünscht, wurde an seinem Wohnort jedoch enttäuscht. Allerdings wissen beachtliche 43 % der Befragten gar nicht, ob es vor Ort überhaupt neue digitale Verwaltungsleistungen gibt oder haben daran kein Interesse. „Viele Städte und Gemeinden haben im Zuge der Coronakrise von null auf digital geschaltet und im Rekordtempo Schriftformerfordernisse gestrichen, digitale Anträge bereitgestellt und die Bürger von der Pflicht befreit, vor Ort zu erscheinen. Das kommt in der Bevölkerung gut an“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Politik, Wirtschaft und Kommunen müssen jetzt über die nächsten Schritte sprechen und die Digitalisierung verstetigen.“

Weitere Ergebnisse der Umfrage weisen auf den Handlungsbedarf hin. Denn die Zeit, die die Bürger mit Amtsbesuchen verbringen, ist beachtlich: durchschnittlich 148 Minuten. Davon entfallen 59 Minuten auf die An- und Abreise, 64 Minuten auf das Warten in der Behörde und nur 25 Minuten auf den eigentlichen Zweck des Besuchs: die Bearbeitung des jeweiligen Anliegens. Insgesamt sind acht von zehn Bürgern (83 %) der Meinung, Ämter brauchen prinzipiell zu lange, um ihre Vorgänge zu bearbeiten. Rund 76 % der Befragten sind der Ansicht, dass mit digitalen Behördengängen Zeit gespart werden könne. Sogar jeder Zweite (52 %) findet, dass die meisten Verwaltungsangelegenheiten problemlos online erledigt werden können. „Es kann nicht sein, dass Menschen Urlaub nehmen müssen, nur um einen schlichten Verwaltungsvorgang anzustoßen. Nicht nur während der Coronakrise sind solche Verpflichtungen völlig anachronistisch. Ziel muss sein, ohne Ausnahme alle Verwaltungsleistungen in Bund, Ländern, Gemeinden und nachgeordneten Behörden digital anzubieten“, so Rohleder.

Laut der Bitkom-Studie würden gern vier von fünf Bundesbürgern (82 %) online zum Amt 'gehen'. Neun von zehn (91 %) finden, dass die Beantragung, Verlängerung und Zusendung von Dokumenten wie Reisepass und Personalausweis automatisch ablaufen sollte. Auch für ein einheitliches Bürgerkonto, über das sich Bürger identifizieren und authentifizieren können und Zugang zu allen digitalen Verwaltungsleistungen haben, sprechen sich 82 % aus. Vier von neun Bürgern (44 %) würden sogar so weit gehen, die eigenen Stammdaten einmalig bei einer Behörde zu hinterlegen und im Anschluss zu erlauben, dass diese zwischen Behörden ausgetauscht und wiederverwendet werden dürfen. Besonders für Familien würden digitale Angebote offensichtlich eine deutliche Erleichterung des Alltags darstellen: So findet jeder Zweite (50 %), Familienleistungen wie Kinder- oder Elterngeld sollten online angeboten werden. Fast genauso viele würden es befürworten, wenn die Geburtsurkunde und -bescheinigung (42 %) online beantragt werden könnte. Darüber hinaus würden jeweils 93 % ein zentrales Anmeldeportal für Kindergärten und Schulen sowie einen automatischen Vorschlag für einen Kitaplatz bevorzugen, um den Aufwand der Anmeldung zu minimieren.

'mi'-Fazit: Der Wunsch nach einem guten und schnellen Service ist groß – egal, ob im Fachhandwerk oder im Amt. Der Bürger oder Endverbraucher wird immer anspruchsvoller Dass sich gerade in Coronazeiten niemand lange in vollen Wartebereichen aufhalten möchte, ist verständlich. Sie und wir wissen, dass es noch lange dauern wird, bis zum Beispiel flächendeckend ein Bauantrag online abgewickelt werden kann. Erste Ansätze sind vorhanden und die Bitkom-Studie zeigt wichtige Hinweise auf. Haben Sie Ideen, die wir einer breiten Öffentlichkeit präsentieren können?