Ein Beispiel, das Schule machen kann/sollte: Stadtentwicklungsprogramm 'Hanau aufLADEN' ermöglicht Eröffnung der 'Glücks Spielzeugkiste'!

Es sind genau Termine wie diese, bei denen man sich besonders ärgert, wenn man wegen bereits anderweitiger beruflicher Verpflichtungen nicht dabei sein kann: Wir schreiben den 1. September 2022. Alexandra und Ralph Glück übernehmen an diesem Tag in privater Regie und nach Erwerb der Immobilie durch die städtische Baupro GmbH und Vermittlungsaktivitäten der Hanau Marketing GmbH das dortige Spielwaren-Traditionshaus Brachmann und führen es fortan unter dem Namen 'Glücks Spielzeugkiste'. Allein der lange Satz und die Nennung mehrerer Unternehmen (auch die VEDES spielt hier noch eine wichtige Rolle!) zeigen eindrucksvoll, dass zu diesem tollen Erfolg gleich mehrere Faktoren zusammengespielt haben müssen. Zahnräder, die perfekt ineinandergegriffen und zu einer Geschichte geführt haben, die es zumindest aus unserer Sicht wert ist, detaillierter vorgestellt zu werden. Ein Kapitel in mehreren Teilen:

Zunächst ein paar Sätze zum Traditionshaus Brachmann, das im Jahr 1846 von der Familie Brachmann in Hanau gegründet worden war. Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky bringt die Entwicklung dieses Hauses im Rahmen der Neueröffnung sehr passend auf den Punkt. Er betont dabei, dass die Ausgangslage bei Brachmann geradezu typisch sei für viele Situationen und Mechanismen im stationären Einzelhandel, der durch den Online-Boom und die gestiegenen Immobilienpreise gehörig unter Druck gekommen sei und nach seiner Ansicht deshalb „vor einem Schicksalsjahrzehnt“ steht. Er fügt hinzu: „Die Inhaber eines Traditionsgeschäftes finden keine Nachfolge, das Ladengeschäft steht zum Verkauf, spekulative Anleger schielen auf den schnellen Euro, und in der Folge entstehen in ganzen Straßenzügen Monostrukturen. Oft genug genügt ein spekulativer Verkauf, der wie ein gekippter Dominostein dafür sorgt, dass ganze Straßen vom Trading-down-Effekt erfasst werden.“

Nicht so in Hanau: Denn hier hat die Stadt das Entwicklungsprogramm 'Hanau aufLADEN' aufgelegt. Worin besteht der Zweck dieses Konzeptes? Wir zitieren dazu aus einer Unterlage, die uns die Stadt Hanau zukommen ließ: „Es unterstützt mit konkreten Maßnahmen bestehenden Handel und Gastronomie, fördert neue, kreative Geschäftsmodelle und besondere Läden. Und es leitet eine grundsätzliche Neuausrichtung der Innenstadt-Nutzung ein. Für die Neuentdeckung und (Wieder-)Belebung einer Innenstadt gibt es keine Vorlage. Hanau schafft sich seinen eigenen Plan und integriert auf dem Weg zur Frequenzsteigerung und Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt 'Komplizen'. So werden augenzwinkernd Handeltreibende und Dienstleistende, Gastronominnen und Gastronome, Kulturschaffende, Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer und weitere tatkräftige Menschen genannt, die an Hanau interessiert sind.“

Eine wichtige Grundlage war dabei die im Jahr 2019 beschlossene Vorkaufsrechtssatzung, die der Stadt den Einfluss auf die Immobiliengeschäfte in der Innenstadt sichert. So auch im Fall des Spielwarengeschäftes Brachmann. Um es abzukürzen: „Die Stadt hatte das Traditionshaus, das keinen Nachfolger gefunden hat, übernommen – durch die Berichterstattung wurde die Spielzeug-Spezialisten-Familie Glück aus der Wetterau aufmerksam und übernimmt nun.“

Oberbürgermeister Claus Kaminsky betont in seiner Rede zur Neueröffnung mit beeindruckenden Argumenten die Wichtigkeit derartiger Maßnahmen: „Wir können und vor allem wir werden als Kommune damit weiter proaktiv handeln, um einen nachhaltigen Angebotsmix, neue Konzepte und eine insgesamt gesunde Struktur in unserer Innenstadt zu fördern und zu erhalten, denn viele Beispiele andernorts zeigen uns, was passiert, wenn wir die Entwicklung allein dem freien Markt überlassen.“

Die Vorkaufsrechtssatzung sei ein probates Mittel, mit dem eine Kommune Einfluss auf die Innenstadtentwicklung nehmen könne. Und wichtige Ergänzung: Die Stadt gehe mit dem Erwerb der Brachmann-Immobilie, zu der im ersten Obergeschoss auch mehrere Wohnungen gehören, kein finanzielles Abenteuer auf Steuerzahlerkosten ein: „Die Kostenkalkulation zeigt, dass bei einer Gegenüberstellung der Finanzierungskosten zu den Bestandsmieten eine 'schwarze Null' erzielt wird. Da wir als Stadt kein Hedge-Fonds sind, müssen wir keine Gewinne erzielen.“

Man könnte zu diesem tollen Konzept 'Hanau aufLADEN' noch viele Ergänzungen aufführen. Das Engagement der Stadtverantwortlichen ist in jedem Fall ein Paradebeispiel, wie und was eine Kommune für den Erhalt einer attraktiven Innenstadt leisten kann. Für Alexandra Glück bedeutet die Unterstützung im wahrsten Sinne des Wortes großes Glück: „Wir sind gekommen, um zu bleiben, denn wir sehen den Standort Hanau als langfristiges Projekt. Unser Anliegen ist es, den Kundinnen und Kunden den Unterschied zwischen inhabergeführten Unternehmen und einer großen Kette mit unserem Serviceangebot aufzuzeigen. Zufriedene Kunden sind uns ein Herzensanliegen.“

Vorbild für Hanau seien die bereits bestehenden Läden in Nidderau und Karben. Dort würde den Kunden neben einem sich ständig verändernden Spielzeugsortiment auch die komplette Angebotspalette eines Schreibwarenladens präsentiert. Und was hat nun noch die VEDES mit der ganzen Geschichte zu tun? Dazu sei noch einmal aus offiziellen Unterlagen zitiert: „VEDES hatte ihr umfangreiches Know-how und Netzwerk eingebracht, um den Weiterbetrieb des Hanauer Traditions-Spielwarengeschäfts zu unterstützen. Mit der Stadt ging das Handelsunternehmen dafür eine Kooperation ein, um das Hanauer Ladengeschäft nach neuesten Richtlinien zu modernisieren. Als privatwirtschaftliches Unternehmen war Spielwaren Brachmann bereits seit 1909 mit dem Handelsunternehmen VEDES verbunden.“

Der für den Gesamtvertrieb der VEDES-Gruppe verantwortliche Geschäftsführer Paul Weber ergänzt ebenfalls anlässlich der Eröffnung: „Wir sind stolz, dass wir einen Teil dazu beitragen konnten, um die Zukunft unseres VEDES-Traditionshauses in Hanau zu sichern. Das alles war nur möglich durch das einzigartige Zusammenspiel aller Beteiligten. Bedanken möchten wir uns vor allem auch bei der Stadt Hanau, die sich aktiv für die Förderung des stationären Fachhandels einsetzt. Wir haben gemeinsam die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und im Vorfeld alle Kräfte gebündelt. Nun freuen wir uns, in der Unternehmerfamilie Glück den richtigen Partner vor Ort gefunden zu haben, der das seit 175 Jahren bestehende Spielwarenfachgeschäft weiter in eine erfolgreiche Zukunft führen wird – ein echter Glücksfall für alle. Hanau müsste überall sein.“

Ein besseres Fazit kann man an dieser Stelle kaum ziehen! Auch die 'markt intern'-Redaktion gratuliert allen Beteiligten zu diesem grandiosen Gemeinschaftserfolg und wünscht Alexandra Glück, ihrem Ehemann und ihrem Sohn nur das Beste mit 'Glücks Spielzeugkiste' in der Rosenstraße 9–11! „Hanau müsste überall sein!“ Wohl wahr!