'Bei Laune' zu bleiben, kann eine Abwägung sein
Eine Kolumne von RA Oliver Blumberg, Chefredakteur markt intern-Verlag
„Die Einschränkungen der Corona-Pandemie gehen mir auf den Keks. Da kann man wirklich nicht erwarten, auch noch gute Laune zu verbreiten,“ – es dürfte wohl kaum jemanden geben, der sich bei diesem Gedanken noch nicht erwischt hätte. Im Vertrieb finden Branchenveranstaltungen und Dienstreisen nicht statt. Handwerker treffen an ihren Einsatzorten auf genervte Kunden. Mitarbeiter aus dem Einzelhandel müssen zu Hause bleiben, weil Ladenlokale nicht öffnen dürfen. Medizinisches Personal und Beschäftigte im Supermarkt arbeiten am Limit – oftmals auch darüberhinaus. Ansonsten dominiert Home-Office den Alltag – auch bei Schülerinnen und Schülern.
In manch einem Haushalt braut sich einiges zusammen. Wenn drei schulpflichtige Kinder zu Hause gleichzeitig per PC am virtuellen Unterricht teilnehmen, kann sich die Magie der Digitalisierung schnell in Luft auflösen. Vielleicht auch deshalb, weil die verfügbare Anzahl internetfähiger Endgeräte genau zu dem Zeitpunkt erschöpft ist, an dem Eltern aus dem Home-Office heraus ebenfalls zur Arbeit am PC verdammt sind. Stress-Faktoren, die uns beeinflussen – gar keine Frage! Aber sind die äußeren Umstände wirklich dafür verantwortlich, wenn ich schlechte Laune habe? Und, darf ich diese Laune dann an anderen auslassen – gegenüber meinen Mitarbeitern, gegenüber meinen Kunden?
Gelegentlich ertappe ich mich selbst dabei, diese Frage mit 'Ja' zu beantworten. Im Grunde zeigt mir das: Ja, ich habe ein Kompetenzproblem! Die Fähigkeit, mich selbst 'bei Laune' zu halten. Wie es mir mental geht, dafür bin ich verantwortlich – kein anderer!
- Konzentriere ich mich auf das Positive?
- Bin ich tatsächlich all den negativen Reizen hilflos ausgesetzt?
- Ist es notwendig, gleich morgens nach dem Aufstehen die aktuellen Infektionszahlen des Robert-Koch-Instituts zu ermitteln?
- Was spricht gegen den Versuch, die Nutzung von Endgeräten zeitlich aufeinander abzustimmen – dort, wo es irgendwie möglich ist?
- Hat es nicht auch eine positive Seite, dass sich die Zahl der Dienstreisen auf das Allernotwendigste beschränkt?
- Muss ich als Installateur, als Mitarbeiter im Supermarkt oder als Krankenpfleger die schlechte Laune und die Ignoranz meines Gegenübers persönlich nehmen?
- Leidet der oder die Andere vielleicht unter einem (Lockdown?)-Stress, der viel schlimmer ist als das, was ich selbst gerade zu erdulden habe?
Mit Abwägungen dieser Art beschäftigt sich derzeit
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