VWs radikale Vertriebspläne

„Wer zu klein ist oder am falschen Standort, fliegt raus“, fasst Wolf Warncke, Autohaus Warncke/Tarmstedt, zusammen und findet gegenüber dem 'ManagerMagazin' am 1.12.22 deutliche Worte zum VW-Kahlschlag des Händlernetzes: „Volkswagen scheint Händler, die sich für eine Verkehrswende einsetzen, nicht eine Sekunde zu brauchen und nicht eine Sekunde zu vermissen.“ Für den Unternehmer, der seit 50 Jahren Autos für VW verkauft, ist am Ende des Jahres Schluss, bis zuletzt hatte er gehofft, den Hersteller umstimmen zu können. Die Wolfsburger hatten im Frühjahr 2018 ihren Händlern die Verträge gekündigt, damals ging es vor allem darum, die Regeln im Sinn des Konzerns zu verändern. Die Mehrheit der Händler erhielt neue unbefristete Verträge. Eini­ge aber schieden bereits mit der Einführung der neuen Regelungen zum April 2020 aus. Eine dritte Gruppe erhielt nur Dreijahresverträge. Die stehen jetzt im Feuer: die Verträge laufen zum 31.3.2023 aus. Einige Händler scheiden nach Informationen des 'ManagerMagazin' bereits vor dem Stichtag am 31.3.2023 aus. Sie haben sich mit dem Hersteller auf eine Entschädigung geeinigt und verzichten im Gegenzug auf die Option, VW zu verklagen (Ausgleichsanspruch nach § 89b HGB). Weitere trifft es dann nach dem ersten Quartal 2023. – 2015 hatte es in Deutschland noch 1.253 VW-Autohäuser gegeben. Es folgte der Dieselskandal, der auch die Händler traf und etliche zum Ausscheiden zwang. Dann kündigte der Hersteller selbst Verträge. Ende 2020 blieben 851 Händlerbetriebe übrig. Nach dem ersten Quartal 2023 werden es noch rund 740 sein, ­erklärte eine VW-­Sprecherin. Dazu kommen über 1.000 Betriebe, die keine VW-Modelle verkaufen, aber reparieren. Der radikale Abbau von Handelspartnern ist kein Phänomen, welches ausschließlich VW betrifft. Auch andere Automarken verringern die Zahl ­ihrer Händler. Opel reduzierte seit 2017 von 1.180 Betrieben auf 944 Ende 2021. Mercedes verknappte im gleichen Zeitraum von 586 auf 537, BMW von 524 auf 484 Verkaufsstellen. – ­Bitter für Autohäuser wie das des Kollegen Warncke, für den der Lohn nach 50 VW-Jahren der Undank ist.