Deutschland ist großer Verlierer im Standort­wettbewerb für Familienunternehmen

Prof. Rainer Kirchdörfer

Mittelstand, Familienunternehmen, Deutschland – dieses Triptychon ­bildet bis heute den Backbone für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes. Aber das Rückgrat hat einen massiven Bandscheibenvorfall, wie Ergebnisse des neuen Länder­index der Stiftung Familienunternehmen zeigen: Deutschland kann bei der Attraktivität für Familienunternehmen kaum mehr mit Spitzenstandorten in Nordamerika, West­europa und Skandinavien mithalten. Der einzige klare Aktiv­posten sei die vergleichsweise geringe Verschuldung des Staates und der privaten Haushalte: Deutschland könne es sich als relativ solides Land leisten, auf Krisen zu rea­gieren. Der Län­derindex wird als Vergleich von 21 Industriestaaten im ­Auftrag der Stiftung regelmäßig von dem Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW erstellt und setzt sich aus sechs ­Unterkategorien zusammen: Steuern, Arbeit, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur und Investitionen sowie Energie. Angeführt wird die Rangliste von den USA, Kanada, Schweden und der Schweiz, Deutschland liegt auf einem traurigen 18. Platz; nur Ungarn, Spanien und Italien schneiden schlechter ab. Erhebliche Mängel attestiert die Studie der Bundesrepublik u. a. durch lähmende Regu­lierungslasten, steuerliche Bedingungen (vorletzter Platz!) und eklatanten Fachkräftemangel – hier sei eine echte ­Wende in der Bildungspolitik nötig. Auch Infrastruktur sowie das Verhältnis von Arbeitskosten und Produktivität zeigten einen ungünstigen Trend im Vergleich zu den Wettbewerbern. Diese Nachteile seien durch die positive Tendenz beim Indikator Finanzierung nicht auszugleichen. „Der Indus­triestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren. Gerade die hohen Energiepreise, an denen wir wenig ändern können, müssten doch ­Anreiz bieten, die übrigen Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern. Im internationalen Vergleich auf den hintersten ­Plätzen – das ist nicht das Feld, in das wir gehören“, bilanziert ­Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung ­Familienunternehmen. Die vollständige Studie finden Sie zum kostenfreien Download unter https://t1p.de/index-­familienunternehmen2023.