Abschaffung des Ehegattensplittings?

Abschaffung des Ehegattensplittings? Als Steuerberater wissen wir, nicht alles, was im öffentlichen Raum zum Steuerrecht gesagt wird, ist auch von Fachwissen getragen. Dies gilt insbesondere für Politiker, die es für regulatorische Eingriffe missbrauchen wollen. Legendär sind mittlerweile die Aussagen von Robert Habeck zur Pendlerpauschale in der ARD-Sendung 'Bericht aus Berlin'. Bedenklich ist es allerdings, wenn vermeintliche Experten fragwürdige Vorschläge zur Änderung des Steuerrechts machen. So wird in der Presse die 'Wirtschaftsweise' Prof. Dr. Monika Schnitzer mit ihrem Vorschlag zur Abschaffung des Ehegattensplittings zitiert. Noch abstruser als der Vorschlag selbst ist die Begründung hierzu: Frauen hätten hierdurch keinen Anreiz, in Vollzeit zu arbeiten. Die Steuerklassen III und V sollten daher abgeschafft werden. Ferner würden Frauen häufig Minijobs annehmen und mangels Einzahlungen in die Rentenversicherung im Falle einer Scheidung leichter in die Altersarmut abrutschen. Aus kurzfristigen politischen und feministischen Gründen möchte man ernsthaft ein in der Praxis bewährtes System der Steuerklassenwahl willkürlich beseitigen. Wie in vielen Bereichen üblich, glauben Politiker und angebliche Fachleute, besser als der Steuerzahler selbst, zu wissen, was für ihn vorteilhaft ist. Sofern trotz hoher Inflation und damit einhergehenden steigenden Preisen Familien auch weiterhin in der Lage sind, ausschließlich oder überwiegend von einem Gehalt zu leben, dürfen diese durch Abschaffung der Steuerklasse III nicht dazu verpflichtet werden, dem Staat durch einen überhöhten Lohnsteuerabzug ein zinsloses Darlehen zu geben.