Söder führt Laschet vor und bringt CDU in schwierige Lage

Es klang immer so schön, wenn CSU-Chef Dr. Markus Söder davon sprach, er werde sich mit dem Parteichef der CDU verständigen und beide würden dann einen gemeinsamen Vorschlag zum Kanzlerkandidaten der Union machen. Gerne griff Armin Laschet diese Sprachregelung nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden der CDU auf. Dabei war von Anfang an klar, dass der Machtmensch Söder nicht im Traum daran denkt, die für ihn einmalige Chance einer Kanzlerkandidatur auf dem Tisch der größeren Schwester zu opfern. Schon sein perfides Spiel, mindestens ein halbes Jahr mit der Kandidatur zu kokettieren, ohne sich klar zu ihr zu bekennen (was fair gewesen wäre, vgl. Mi 16/20), legte Zeugnis dafür ab, worum es ihm wirklich geht: Den potenziellen Kandidaten der CDU so lange zu schwächen, bis allein Söder als Retter gefährdeter Bundestagssitze der Union erscheint. Nicht zuletzt wegen Söders ständiger Attacken sind die Popularitätswerte Laschets gesunken. Für Söder das Einfallstor, um nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur festzustellen, es komme zwar auf die Popularitätswerte nicht entscheidend an, aber sie dürften auch nicht unbeachtet bleiben.

Aus dem angekündigten gemeinsamen Vorschlag ist also die Ansage geworden, beide stünden als Kandidat bereit. Söder garnierte seine Bereitschaft mit der großzügigen Geste, sollte die CDU ihn nicht wollen, werde er nicht antreten. Feinsinnig fügte er hinzu: Aber Entscheidungen für einen der beiden Kandidaten müssten der Öffentlichkeit und der Basis der Partei auch vermittelbar sein. Was im Klartext natürlich heißt: Nur der Kandidat Söder ist aufgrund seiner Popularitätswerte vermittelbar. Seine weitere großzügige Erklärung, wenn die CDU ihn nicht wolle, werde er „ohne Groll“ weiter gut mit ihr zusammenarbeiten, sollte die CDU eher als Drohung empfinden. Wer in der CDU allerdings glaubt, mit dem Kandidaten Söder sei die Wahl bereits gewonnen, könnte noch eine böse Überraschung erleben. Alle politische Erfahrung besagt, dass Söder mit dem Tag, an dem er als Kandidat ausgerufen wird, in ein ganz anderes Sperrfeuer als bisher geraten wird. Dann werden sich aller Voraussicht nach auch seine Popularitätswerte schnell ändern.

Trotz Söders miesem Spiel sollte Laschet aber auch nicht vergessen, dass er selbst nach seinem gelungenen Auftritt auf dem Wahlparteitag der CDU viel dazu beigetragen hat, seine Chancen auf die Kanzlerkandidatur zu verspielen. Was ihn beispielsweise zuletzt geritten hat, einen Brücken-Lockdown samt vorgezogener Ministerpräsidentenkonferenz vorzuschlagen, wird sein Geheimnis bleiben. Die Ablehnung beider Vorschläge war nahezu einhellig. Laschet steht vor dem Problem, das im Titel eines Buches von Ulrich Wickert zum Ausdruck kommt: 'Der Ehrliche ist der Dumme'. Söder spielt gnadenlos foul, aber seine Gegner trauen sich mit Rücksicht auf die Folgen nicht, ebenfalls foul zu spielen. Setzt sich Laschet durch, wird Söder nichts unversucht lassen, ihn bis zur Wahl schlecht aussehen zu lassen. Verzichtet Laschet deshalb auf die Kandidatur, hätte Söder ein eindrucksvolles Beispiel gesetzt, dass Ellbogenmentalität gepaart mit rotzfrechem Auftreten zum Erfolg führt. Keine guten Aussichten für die Union.