Wofür steht eigentlich noch die CSU?

Wofür steht eigentlich noch die CSU? Geht es nach Parteichef Markus Söder, dann ändert sich die Antwort je nach politischer Wetterlage. Einst waren Bündnis 90/Die Grünen sein ärgster politischer Feind. Inzwischen will er mit ihnen koalieren. Es gab Zeiten, da ließ er medienwirksam Kreuze in Bayern aufhängen. Inzwischen müssen die Bayern froh sein, wenn er nicht befiehlt, sie abzuhängen. Aufschlussreich für die Wandlungsfähigkeit der CSU ist ein langes Interview, das die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) Anfang Dezember mit CSU-Generalsekretär Markus Blume geführt hat. Dort lässt sich beispielsweise nachlesen, wofür die CSU laut Blume steht: „Wir sind als Volkspartei auch nach 75 Jahren in Europa einzigartig. Wir schaffen es bis heute, zugleich modern und konservativ zu sein.“ Man muss wohl in Bayern geboren sein, um ein Bundesland gleich mit der ganzen Bundesrepublik gleichzustellen. Ansonsten ist der Anspruch Volkspartei von einer Regionalpartei schon grundsätzlich nicht zu erfüllen. Sehr aufschlussreich ist auch, dass Blume offenbar zwischen modern und konservativ einen Gegensatz erkennt. Aber es wird noch besser. Blume teilt der NZZ auch mit, die CSU sei immer „eine zukunftsoptimistische Partei gewesen, die deshalb absolute Mehrheiten erringen konnte, weil unsere Politik das Lebensgefühl und den gesunden Menschenverstand getroffenen hat“. Nun ja, gegenüber AfD-Politikern wird diese Haltung gerne als Populismus verbrämt. Noch schöner ist, was Blume zur Umsetzung dieses bisher gelungenen Weges verkündet: „Um das zu erreichen, darf man in seinen Positionen nie zu fest werden. Die CSU will den Zeitgeist prägen. Dafür dürfen wir uns weder mit ihm vermählen noch dürfen wir uns als Bollwerk gegen ihn stellen.“ Früher nannte man Menschen mit einer solchen Haltung auch schon mal Wendehals. Das sollten alle wissen, die vom Markenkern der Union träumen und gleichzeitig Markus Söder zum Kanzler machen wollen. Bei Interesse können Sie das vollständige sehr aufschlussreiche Interview hier nachlesen: https://www.nzz.ch/international/csu-generalsekretaer-markus-blume-nennt-gruene-mogelpackung-ld.1589561.