Sitzt Markus Söder in der selbst gestellten Falle?

Sitzt Markus Söder in der selbst gestellten Falle? Seit dem Beginn der Coronakrise strahlte Dr. Markus Söder als hellster Stern am politischen Himmel. Und ganz offensichtlich hat er Gefallen daran gefunden. Medienerfahren wie Söder nun einmal ist, wusste er die Coronakrise und seine Rolle als starker und entscheidungsfreudiger Ministerpräsident auf der medialen Klaviatur geschickt zu spielen. Sämtliche CDU-Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur wurden von ihm systematisch klein geredet oder für untauglich erklärt. Zugleich gefiel es ihm, sich demonstrativ von eigenen Kanzlerambitionen zu distanzieren. Doch damit hat er sich erkennbar inzwischen selbst eine Falle gestellt. Denn es vergeht kein Auftritt mehr von ihm, ohne dass er obligatorisch gefragt würde, ob er als Kanzlerkandidat antreten möchte. Seine stereotype Antwort, die Frage stelle sich nicht, sein Platz sei in Bayern …, trägt aber erkennbar nicht mehr. Denn erstens sagt Söder ja nicht, wie es beispielsweise weiland Hannelore Kraft als zu der Zeit erfolgreiche nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin tat, er stehe definitiv nicht für das Kanzleramt in Berlin zur Verfügung. Damit ist für jeden klar, er will sich diese Option offenhalten. Zugleich will er sich einen Verzicht auf die mögliche Kandidatur aber möglichst politisch wertvoll abkaufen lassen, falls am Ende die Zweifel überwiegen, ob er tatsächlich bundesweit die dafür nötigen Stimmen bei der Bundestagswahl holt. Nur lassen ihm das jetzt viele in der CDU nicht mehr durchgehen. Daher ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger kategorisch erklärt hat, er könne nicht verstehen, warum die Leute Söder für einen geeigneten Kanzlerkandidaten hielten. Sagt Söder weiterhin nicht endgültig zu oder ab, wird er als der ewige Zauderer dastehen, was die politische Konkurrenz gerne zum eigenen Vorteil nutzen wird. Bekennt er sich jedoch vor dem Bundesparteitag der CDU dazu, als Kanzlerkandidat antreten zu wollen, entwertet er den Parteitag der CDU und dürfte sich damit in Teilen der CDU reichlich unbeliebt machen. Mancher in der CDU empfindet im Übrigen, Söder habe durch das indirekte Abwatschen der Kandidaten der CDU der Partei schon jetzt massiv geschadet. Denn wer immer außer Söder antrete, habe damit den Makel, nur zweite Wahl zu sein.