Wettlauf um Marktanteile im österreichischen Sportartikel-Markt
Nicht nur der deutsche Sportartikel-Markt steckt angesichts der Online-Konkurrenz von Amazon, Zalando & Co. und der rasanten Filialisierung des französischen Discounters Decathlon in disruptiven Entwicklungen, auch die benachbarte Alpenrepublik Österreich steht vor vergleichbaren Herausforderungen, seit die norwegische Sporthandelskette XXL 2017 die erste Filiale eröffnete und Decathlon nach dem Markteinstieg 2018 Ambitionen auf weitere Standorte hat. Rund läuft es allerdings nicht für das börsennotierte XXL-Unternehmen. Vor ein paar Tagen wurde nach einem operativen Gewinnverlust im vierten Quartal 2018 um 65 % die Dividende ausgesetzt und der österreichische Geschäftsführer ausgewechselt.
Währenddessen schockierte der österreichische Vorzeigehändler Sport Bründl, mit 26 Geschäften und 550 Mitarbeitern mit Stammsitz in Kaprun, angesichts seines Vorhabens, per 1. September 2019 aus einer der beiden führenden Verbundgruppen, Intersport Austria, auszutreten und zukünftig als eigenständige Marke unter Bründl Sports als unabhängiger, erlebnis- und serviceorientierter Premium-Sportfachhändler aufzutreten. Die Begründung: „Intersport ist eng mit der Geschichte unseres Familienunternehmens verbunden. Gemeinsam haben wir die letzten fünf Jahrzehnte den heimischen Sportartikelhandel maßgeblich beeinflusst und bewegt. Darauf blicken wir mit Stolz zurück! Nun ist es jedoch an der Zeit, unsere eigenen Wege zu gehen. Bründl steht für besondere Menschen und herausragende Produktkompetenz, für Einkaufserlebnisse in architektonisch außergewöhnlichen Shops, beste Beratung und noch mehr Service. Das sind die Bründl Magic Moments, das sind unsere Stärken. Auf diese wollen wir uns künftig noch mehr konzentrieren und diese unseren Kunden und Gästen vermitteln. Dazu gehört auch eine eigenständige Marke.“ Hut ab vor der Courage, sich in diesen Zeiten individuell aufzustellen und aus einer einflussreichen Händlerorganisation zu lösen.
Um Intersport Austria hingegen muss einem angesichts des Verlustes nicht bange werden. Die mit 107 Händlern an 280 Standorten vertretene Verbundgruppe wird die Lücke bald schließen. Konkreter wird Intersport Austria-Geschäftsführer Thorsten Schmitz gegenüber dem österreichischen Handelsmagazin CASH vom 15. Februar: „Zwei neue Filialen werden im Frühjahr 2019 in Krems und Feldkirch eröffnet. Auch in zwei Landeshauptstädten sind wir aktuell in den Schlussverhandlungen für neue Intersport-Hotspots in Premiumlage.“
In dieser Situation kommt eine gerade veröffentlichte Studie zum Thema Kundenzufriedenheit gelegen, in der Intersport Austria die Konkurrenz in fünf Kategorien toppen kann. Die jährlich von der Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS) in Kooperation mit dem Magazin 'News' durchgeführte Studie ermittelt, welche 1.802 Unternehmen aus 177 Branchen die zufriedensten Kunden haben. Der Bewertungsmaßstab umfasst eine Skala von 0 (sehr negative Erfahrung) bis 10 (sehr positive Erfahrung) Punkten. Die 300 am besten bewerteten Unternehmen erhielten den Titel 'Kunden-Champion 2019'. Intersport Austria landete mit der Punktzahl 8,03 auf Rang 68 von 300, der Intersport-Online-Shop erreichte mit 8,00 Punkten Rang 73 und Intersport Rent belegte mit 8,28 Punkten den 17. Platz. In der Branchen-Betrachtung eroberte Intersport im Segment 'Sport, Hobby & Freizeit' fünfmal den Spitzenplatz: Outdoor-Bedarf stationär (7,99 Punkte) Outdoor-Bedarf online (7,99) Skibedarf Online (8,00) Skiverleih (8,28) und Sportgeschäfte allgemein (8,03). Wenn das keine Akquise-Argumente sind!
Und wie wappnet sich die andere führende Sporthandelsorganisation, Sport 2000, für den Wettbewerb im sportaktiven Nachbarland? Mit ihrem nach eigenen Worten „Erfolgskonzept“ Ordermesse und einem Gütesiegel für herausragende Marktteilnehmer. Vom 29. bis 30. Januar fand in Ohlsdorf zum achten Mal die Sport 2000-Ordermesse Textil für die Wintersaison 2019/2010 statt. Auf 738 Quadratmetern stellten 33 Aussteller ihre 44 Marken vor. Mit 41 % der insgesamt 235 Sport-2000-Händler sowie 27 Händlern aus Tschechien und der Slowakei wurde ein Besucherrekord eingefahren. Sport 2000 Österreich erzielte mit 297 Sportfachhändlern und 481 Geschäften im Jahr 2018 einen Umsatz von 570 Mio. Euro, was einem Marktanteil von 29 % entspricht.
Im Rahmen der Ordermesse wurden neun Händler als Sport Leading Company ausgezeichnet. Die von Dagmar und Toni Pichler initiierte Zertifizierung wird nach den Kriterien Leitbild, Marketingauftritt, Mitarbeiteraus- und weiterbildung, Internationalisierungsquote und standortrelevante Parameter erteilt. Das Messeformat der Sport 2000 zieht sich durch das gesamte Jahr. Die nächsten Veranstaltungen: 24. und 25. März 2019: Sport-2000-Ordermesse-Spezial Winter/Hartware 16. bis 18. Juni 2019: Sport-2000-Top-5-Messe (Nike, Adidas, Asics, Puma, Under Armour) und Lauf-Profis-Messe 7. bis 9. Juli 2019 Outdoor-Profis-Messe 20. bis 23. Juli 2019 Sport-2000-Ordermesse Frühjahr/Sommer, Hartware, Schuhe und Textil: Teamsport, Running, Walking, Outdoor, Multisport, Bade/Beach 1. bis 3. Dezember 2019 Sport-2000-Top-5-Messe (Nike, Adidas, Asics, Puma, Under Armour) und Lauf-Profis-Messe. – So weit unser Blick über die Ländergrenzen hinweg. 5,86 Mio. deutsche Urlauber waren im vergangenen zu Gast in Österreich. Umgekehrt steht Deutschland hoch in der Gunst der österreichischen Fernreisenden: Von 25 % der Österreicher, die im Urlaub nicht daheim blieben, zog es 2018 23 % nach Deutschland, an zweiter Stelle hinter Kroatien/Italien (33 %). Gut zu wissen, dass es hüben wie drüben qualitäts- und erlebnisorientierte Sport-Fachgeschäfte gibt.
Redaktionsleiterin