Planet Sports zieht sich fast vollständig aus dem stationären Einzelhandel zurück
Der Street- und Sportswear-Händler Planet Sports/München wird von einem, bisher noch unbekannten, Unternehmer übernommen. Das Unternehmen beantragte zu Beginn des Jahres, noch vor der Pandemie, ein Insolvenzverfahren (berichtet in Sp 10/20). Nach intensiven Gesprächen mit Interessenten teilt der zuständige Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach, Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen/München, Ihrer 'mi'-Sportredaktion mit, dass ein Käufer gefunden wurde. Die Übernahme des Streetwearspezialisten erfolgte rückwirkend zum 1. Mai 2020. „Die Erwerber-Gesellschaft wird den gesamten Online-Handel des Unternehmens sowie die Filiale in Köln übernehmen“, erläutert uns der Insolvenzverwalter. Planet Sports muss sich also vom Großteil seiner stationären Filialen verabschieden. Lediglich das Geschäft in Köln wird weiterhin fortgeführt, die restlichen neun Ladengeschäfte in Deutschland wurden bereits geschlossen. Die Erwerbsgesellschaft bleibt künftig weiter unter dem etablierten Namen 'Planet Sports' am Sportmarkt aktiv bestehen. Der neue Besitzer wolle sich in erster Linie auf den Online-Handel konzentrieren. Da der Multichannel-Händler darin bereits in der Vergangenheit besonders stark war, ergibt dieses Vorhaben durchaus Sinn. Ein einziger Standort bleibt als stationäres Geschäft erhalten, die restlichen Läden werden aufgegeben. Diese Filialen seien für eine Fortführung „leider zu defizitär“, erklärt Axel W. Bierbach. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass es uns trotz der derzeit gesamtwirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen gelungen ist, den Betrieb aufrechtzuerhalten und eine finanzstarke Käufergruppe mit umfangreicher Erfahrung im Online-Handel für Planet Sports zu finden“, sagt der Insolvenzverwalter. Weniger glücklich dürften die Angestellten von Planet Sports über die Schließungen der stationären Einzelhandelsgeschäfte sein. Ein Großteil der Mitarbeiter wurde entlassen: Vor der Insolvenz beschäftigte Planet Sports 192 Angestellte, durch die Übernahme bleiben davon jetzt nur noch 62 Mitarbeiter beim Sportswear-Händler angestellt. „Mein ausdrücklicher Dank gilt dem Finanzierer und den Mitarbeitern von Planet Sports, die trotz der schwierigen Arbeitsbedingungen im Homeoffice motiviert weitergemacht und das Unternehmen nach besten Kräften gestützt haben“, teilt Bierbach mit. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis einschließlich April gesichert gewesen.
Der führende Händler für Boardsports und Streetwear erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 75 Mio. € und war ein Unternehmen der 21sportsgroup/Ketsch. Die 21sportsgroup hat den Multichannel-Händler vor fünf Jahren von der Puccini-Gruppe/München übernommen. Interessanterweise hatte Planet Sports im vorletzten Jahr laut Geschäftsbericht der 21sportsgroup „ein sehr erfolgreiches Jahr 2018“. Kurze Zeit später wurde der Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt – welche Gründe es für den drastischen Abstieg gibt, ist bisher unbekannt. Ebenfalls lässt sich Axel Bierbach nicht in die Karten schauen, wer nun der neue Inhaber des Sportswear-Händlers ist. Ihre Sportredaktion hakt nach!
Ressortleiterin