Politiker im Fachhandelssinne wachrütteln — Aldi, Lidl usw. zum fairen Miteinander auffordern
Um politisch unsinnige Entscheidungen öffentlich zu machen wünschen sich Fachhändler, dass wir bei ihren wichtigsten Qualitätslieferanten sowie Verbundgruppen vorstellig werden. Aus dem Bereich Sport nimmt u. a. Jan Lorch, Vertriebsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung der VAUDE Sport GmbH/Tettnang, Stellung. Zum Schweizer System, wonach der Schweizer Bundesrat in der Coronaverordnung festlegt, dass sogenannte Mischbetriebe den Anteil ihrer Waren des nicht täglichen Bedarfs abdecken und nicht verkaufen dürfen, stellt Jan Lorch heraus: „Das ist im Sinne der Fairness mit den geschlossenen Fachhändlern ein sinnvolles Vorgehen, das Chancengleichheit bei den Warensegmenten, die der Fachhandel eben nicht offline verkaufen darf, herstellt“ (s. SPS 13/21). Aus der Markenschuh-Industrie meldet sich Geschäftsführer Matthias Fischer, Fischer Markenschuh GmbH/Schneverdingen:
„Ich fordere die bedingungslose Öffnung des Einzelhandels. Der Einzelhandel ist kein Treiber der Pandemie und besitzt sehr gute Hygienekonzepte, um der Pandemie entgegenzuwirken. Vor kurzem habe ich in einem Bericht über eine Studie gesehen, dass das Ansteckungsrisiko bei privaten Treffen 20 Mal höher ist als bei einem Besuch eines Einzelhandelsgeschäfts. Entsprechend sollten private Treffen nach Draußen verlagert werden bzw. mit einer Testpflicht verbunden werden. Außerdem sollte man das Impfen weiter beschleunigen. Hätte man beim Einkauf der Impfstoffe vernünftig unternehmerisch gehandelt, hätte man zwar viel Geld investieren müssen, aber die Kosten wären weitaus geringer, als die wirtschaftlichen Folgen zu begleichen, welche dieses Coronachaos nach sich zieht.“
Stellung bezieht ein weiterer Qualitätshersteller. Für die Lloyd Shoes GmbH/Sulingen meldet sich Geschäftsführer Andreas Schaller. Zu der Schweizer Verordnung sowie zu Forderungen an politisch Verantwortliche heißt es aus Sulingen:
„Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass unsere Marke nicht bei stationären Handelsunternehmen geführt wird, die zurzeit geöffnet sind, stellt sich die Frage nicht. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Verkauf von Nichtlebensmitteln – auch wenn dieses nicht als Hauptwarengruppe geführt wird – eine massive Benachteiligung von Branchen bedeutet, die hiervon betroffen sind. Die Vorgehensweise des Schweizer Bundesrates ist zu begrüßen.“
Familienbetriebe würden es begrüßen, wenn der Anteil der Waren des nicht täglichen Bedarfs Handelsketten bzw. Discountern wie Aldi, Lidl usw. verboten wird. Zudem fordern Fachhändler, Discountern sowie Online-Giganten wie Amazon und Zalando eine Abgabe aufzuerlegen, die in einen zweckgebundenen Fördertopf kommt, um die dramatische Situation im Fachhandel und in den Innenstädten zu verbessern. Hierzu äußert sich Lloyd-Chef Andreas Schaller:
„Dies wäre eine Maßnahme zur finanziellen Unterstützung des betroffenen stationären Fachhandels.“
Wer will sich nicht äußern? Aus der Zentrale der Deuter Sport GmbH/Gersthofen heißt es: „Es ist kein Thema, das für uns relevant ist in der jetzigen Zeit.“ Aus dem Hauptquartier eines weiteren Sportartikel-Herstellers klingt es ähnlich. Reusch/Bonstetten informiert: „Reusch möchte hier keine Stellungnahme abgeben.“
'mi'-Fazit: Weitere Markenanbieter trauen sich bzw. sagen laut, was sie von Politikern hinsichtlich der Ungleichbehandlung von Familienbetrieben fordern. Deren Stellungnahmen folgen in Kürze. Laut werden, das praktizieren wir in Ihrem Sinne. Verschiedenen Fernseh- sowie Radiosendern schlagen wir vor, für ihre kommenden Diskussionsrunden z. B. das Thema Verödung der Innenstädte öffentlich zu machen. Wir setzen uns hierbei dafür ein, dass die Verursacher einer immer monotoner werdenden Handelslandschaft, zu denen auch Aldi, Lidl usw. gehören, genannt werden. Der Anteil von Waren des nicht täglichen Bedarfs der Handelsketten muss kritisch unter die Lupe genommen werden. Mit Kampagnen wie Fairplay- für Handelsvielfalt am Ort und ICH KAUF GERN VOR ORT machen wir auf Ihre Leistungen aufmerksam. Um Aufmerksamkeit geht es uns auch bei unseren offenen Briefen, Leserbriefen, Gastkommentaren sowie Pressemitteilungen.
Ende November hieß die Überschrift unserer Pressemitteilung: Hofer, Lidl und Spar verstoßen gegen COVID-19-Notmaßnahmenverordnung in Österreich. Sich wehren hilft. Seit dem 1. April 2021 stellt Schuh Mücke heraus: „In allen Mücke Filialen sind die Verkaufsflächen mit Schuhen für Sie geöffnet.“ Lob an die ANWR-Gruppe. Bezüglich des Urteils des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes zugunsten von Schuh-Fachgeschäften erreichen uns über die Ostertage viele Fragen. Diese klären wir.
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