Eine Kolumne von RA Oliver Blumberg, Chefredakteur markt intern-Verlag
Donnerstag, 18. März 2021
Kann Fehlerkultur einen ‘Nutzen‘ bringen?
„Wer Fehler kleinredet und keine Konsequenzen zieht, ist selbst schuld. Dadurch entfällt jenes Drohpotenzial, das viele Menschen dazu bringt, Fehler zu vermeiden!“ – Manches Mal erwische ich mich dabei, solche oder ähnliche Gedanken zu formulieren. Wenn mich etwas ‘auf die Palme‘ bringen kann, dann ist es fehlende Konsequenz – bei mir selbst und bei anderen Menschen. Wie geht man damit um? Woraus besteht die viel gelobte, aber nur selten praktizierte ‘konstruktive Fehlerkultur‘? Blicken wir auf folgende Beispiele:
- Ein Schulkind erledigt seine Hausaufgaben nur unzureichend, weil es über eine noch nicht diagnostizierte Lernschwäche verfügt
- Eine Abteilung verliert umsatzstarke Vertriebsmitarbeiter, weil der Vorgesetzte dringend anstehende Mitarbeitergespräche vor sich herschiebt. Grund für die ‘Aufschieberitis‘ ist eine bei der Führungskraft bisher unerkannte Kontaktschwäche
- Eine langjährige Beschäftigte arbeitet ineffizient. Wegen einer depressiven Erkrankung ist sie kaum noch in der Lage, das übliche Arbeitspensum zu bewältigen. Dabei versucht sie, ihre Erkrankung durch Lügen und Tricksereien vor sich selbst und gegenüber Dritten zu verbergen.
Fälle, bei denen man sich fragt: Was kommt dabei heraus, wenn Menschen in erster Linie mit ihren Fehlern konfrontiert werden? Und im Wiederholungsfall negative Konsequenzen befürchten müssen? – Zugegeben, es gibt Schulkinder, die einfach nur faul sind. Auch Führungskräfte sind ihrer Aufgabe häufig nicht gewachsen. Und für eine unzureichend motivierte Service-und Dienstleistungskraft muss man nicht immer Verständnis haben. Diesen Personengruppen unterlaufen Fehler, weil sie für ihre jeweilige Tätigkeit nicht hinreichend qualifiziert sind.
Wer in seinem privaten Umfeld, im Unternehmen oder auch in der Familie genau hinschaut, wird feststellen: Häufig führen mangelnde Erfahrung, Missverständnisse, Unklarheiten und verborgene Hemmnisse zu schlechten Ergebnissen. Im Gegensatz zu einer fehlenden Grundqualifikation lassen sich diese Faktoren oftmals abstellen – wenn sie als solche wahrgenommen werden. Dies gelingt vor allem dann, wenn Menschen eine Chance erhalten, ihre persönliche Schwäche oder einen konkreten Fehler zuzugeben. Sind Fehler grundsätzlich erlaubt, gibt es keinen Grund, diese zu verheimlichen. Wer sein Fehlverhalten selbst einräumt, möchte sich fast immer verbessern! Nur derjenige, der auch unter diesen Voraussetzungen seine Schwächen verheimlicht, ist ein hoffnungsloser Fall.
Wem es gelingt, diese Dinge auseinanderzuhalten, wird von einer konstruktiven Fehlerkultur profitieren. Davon überzeugt ist …
RA Oliver Blumberg
Dienstag, 2. März 2021
Mit Fehlern und Emotionen Stärke ausstrahlen
„Jens, jetzt keine Emotionen!“ – mit diesen Worten versuchte wohl Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang des Jahres, ihren Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu bremsen. Der Kanzlerin war aufgefallen: Sichtlich genervt von der Kritik an den Fehlern seiner Impfstrategie, lief der junge Minister Gefahr, emotional zu werden. In kritischen Situationen sind Führungskräfte gut beraten, die Ruhe zu bewahren – heißt es immer wieder. Aber „authentisch ‘rüberkommen“ soll die Person trotzdem! Lassen sich diese Anforderungen in Einklang bringen?
Vorgesetzte, die das Anliegen eines Mitarbeiters mit einer einzigen Handbewegung wegwischen – ganz so als ginge es darum, eine lästige Fliege zu verscheuchen. Geschäftspartner, die ein nicht akzeptables Angebot zu einem ehrverletzenden Frontalangriff aufbauschen, um dann den vermeintlichen Agressor mit einem Gegenangriff kampfunfähig zu machen. Funktionsträger, die im Rahmen einer Bürgeranhörung auf unbequeme Fragen lächeln und mit wohlklingenden, aber nichtssagenden Floskeln reagieren. Diese Situationen haben etwas gemeinsam: Sie fühlen sich nicht gut an! Betroffene empfinden es als herabsetzend, von ‘denen da oben‘ nicht gehört zu werden! Sobald Menschen in Bedrängnis geraten, erscheinen ihnen aber die hier aufgezeigten Fluchtwege oft als einziger Ausweg. Zu Recht?
Vermutlich nicht! Man kann nicht alles ausplaudern, aber: Dies sollte niemanden davon abhalten, offen, ehrlich und respektvoll mit seinem Gegenüber zu kommunizieren. Wer fachlich qualifiziert ist und die Bereitschaft mitbringt, Fehler einzuräumen und Ungewissheiten auszusprechen, strahlt Stärke aus. Unter anderem deshalb, weil sich die wahre Gefühlslage ohnehin fast immer an der Stimme oder an dem verwendeten Vokabular ablesen lässt. Wie jeder andere auch, werde ich gelegentlich mit dem Unmut meines Gegenübers konfrontiert – in der Familie, im Kollegenkreis, im privaten Umfeld. Manchmal gelingt es, die Situation in ein gutes Ergebnis zu überführen, ein anderes Mal klappt es nicht.
- Bin ich in solchen Fällen mal wieder in die Falle getappt, auf Erklärungen zu verzichten?
- War ich freundlich genug?
- Habe ich überwiegend Kommandos erteilt, deren Sinn mein Gegenüber vielleicht gar nicht nachvollziehen konnte?
- Konnte der oder die Andere erfahren, wo ich selbst einen Fehler gemacht habe?
- Hatte mein Gesprächspartner die Möglichkeit, eigene Lösungsvorschläge zu entwickeln und einzubringen?
- Falls ja, konnten die Vorschläge einen konstruktiven Beitrag leisten?
- Falls nein, warum nicht?
- Habe ich nicht dann die größte Überzeugungskraft, wenn ich auf dem Fundament einer nüchternen Grundhaltung konstruktive Emotionen zulasse?
Sich möglichst oft von diesen Fragen leiten zu lassen, daran arbeitet
RA Oliver Blumberg
Dienstag, 9. Februar 2021
'Bei Laune' zu bleiben, kann eine Abwägung sein
„Die Einschränkungen der Corona-Pandemie gehen mir auf den Keks. Da kann man wirklich nicht erwarten, auch noch gute Laune zu verbreiten,“ – es dürfte wohl kaum jemanden geben, der sich bei diesem Gedanken noch nicht erwischt hätte. Im Vertrieb finden Branchenveranstaltungen und Dienstreisen nicht statt. Handwerker treffen an ihren Einsatzorten auf genervte Kunden. Mitarbeiter aus dem Einzelhandel müssen zu Hause bleiben, weil Ladenlokale nicht öffnen dürfen. Medizinisches Personal und Beschäftigte im Supermarkt arbeiten am Limit – oftmals auch darüberhinaus. Ansonsten dominiert Home-Office den Alltag – auch bei Schülerinnen und Schülern.
In manch einem Haushalt braut sich einiges zusammen. Wenn drei schulpflichtige Kinder zu Hause gleichzeitig per PC am virtuellen Unterricht teilnehmen, kann sich die Magie der Digitalisierung schnell in Luft auflösen. Vielleicht auch deshalb, weil die verfügbare Anzahl internetfähiger Endgeräte genau zu dem Zeitpunkt erschöpft ist, an dem Eltern aus dem Home-Office heraus ebenfalls zur Arbeit am PC verdammt sind. Stress-Faktoren, die uns beeinflussen – gar keine Frage! Aber sind die äußeren Umstände wirklich dafür verantwortlich, wenn ich schlechte Laune habe? Und, darf ich diese Laune dann an anderen auslassen – gegenüber meinen Mitarbeitern, gegenüber meinen Kunden?
Gelegentlich ertappe ich mich selbst dabei, diese Frage mit 'Ja' zu beantworten. Im Grunde zeigt mir das: Ja, ich habe ein Kompetenzproblem! Die Fähigkeit, mich selbst 'bei Laune' zu halten. Wie es mir mental geht, dafür bin ich verantwortlich – kein anderer!
- Konzentriere ich mich auf das Positive?
- Bin ich tatsächlich all den negativen Reizen hilflos ausgesetzt?
- Ist es notwendig, gleich morgens nach dem Aufstehen die aktuellen Infektionszahlen des Robert-Koch-Instituts zu ermitteln?
- Was spricht gegen den Versuch, die Nutzung von Endgeräten zeitlich aufeinander abzustimmen – dort, wo es irgendwie möglich ist?
- Hat es nicht auch eine positive Seite, dass sich die Zahl der Dienstreisen auf das Allernotwendigste beschränkt?
- Muss ich als Installateur, als Mitarbeiter im Supermarkt oder als Krankenpfleger die schlechte Laune und die Ignoranz meines Gegenübers persönlich nehmen?
- Leidet der oder die Andere vielleicht unter einem (Lockdown?)-Stress, der viel schlimmer ist als das, was ich selbst gerade zu erdulden habe?
Mit Abwägungen dieser Art beschäftigt sich derzeit
RA Oliver Blumberg
Dienstag, 20. Januar 2021
Sächsischer MP verunglimpft Handwerksbetriebe
Eigentlich erweckt der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) den Eindruck, ein rationaler und einfühlsam agierender Mensch zu sein. Da verwundert es doch sehr, wie sich der oberste Sachse kürzlich im Rahmen einer Twitter-Botschaft zu der Frage äußerte, warum derzeit die Infektionszahlen zum Corona-Virus in nicht ausreichendem Maße zurückgehen. In dem Video heißt es unter anderem wörtlich: „… die Sparkassen, die ich gesehen habe, keine gemeinsamen Frühstückspausen, getrennte Teams. Es sind die Handwerksbetriebe, wo die Kollegen zusammen beim Frühstück sitzen und sich unterhalten. Dort kommen die Infektionen her. Und es ist immer der private Bereich.“ Puh, da wird manch einer erst einmal tief durchatmen müssen. Als oberste Führungskraft im Freistaat Sachsen sollte Herr Kretschmer wissen: Der Fisch stinkt immer am Kopf! Wenn ein Unternehmen schlecht geführt ist, kann es tatsächlich dazu kommen, dass sich einzelne Mitarbeiter verantwortungslos verhalten ‒ im schlimmsten Fall sogar gesetzliche Vorgaben missachten. Dies aber pauschal auf „die Handwerksbetriebe“ zu beziehen, ist ein Unding! Die allermeisten Handwerksbetriebe werden von verantwortungsvollen Unternehmern geführt. Die dortigen Mitarbeiter wissen, wie man sich im Betrieb und vor Ort beim Kunden zu benehmen hat. Auch bei Banken und Sparkassen wird es gelegentlich vorkommen, dass Regeln nicht beachtet werden. Ich selbst habe in meinem persönlichen Umfeld sogar von einem vergleichbaren Fall im Gesundheitswesen gehört. Dort haben sich beispielsweise sogar Krankenschwestern bei der obligatorischen Frühstückspause ohne Mundschutz gegenseitig infiziert. Wenige Tage später wurde die halbe Krankenstation positiv auf das Corona-Virus getestet. Ob der CDU-Politiker sich in Anbetracht dieser Beobachtung auch zu einer Bemerkung hinreißen lassen würde, wonach „die Pflegekräfte in den Krankenhäusern sich und ihre Patienten durch ihre Frühstückspausen ohne Mundschutz“ gegenseitig anstecken und das Virus verbreiten?
Über eine Antwort auf diese Frage grübelt derzeit
RA Oliver Blumberg
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