'eNet' — womit die Hersteller-Allianz das Smart-Home aus Meisterhand weiter voranbringt
In EI 36/18 analysierte 'markt intern' den Messeauftritt des Herstellers Busch-Jaeger auf der Internationalen Funkausstellung (IFA). Vom 31. August bis zum 5. September erbrachten die Lüdenscheider in Berlin folgenden Nachweis: Die Lösungskompetenz im Bereich Smart Home kann sich sehen lassen. Im Vergleich zu anderen industriellen Anbietern aus der Elektrotechnik wäre es allerdings übertrieben, der Mannschaft von Busch Jaeger-Geschäftsführer Adalbert M. Neumann übersinnliche Kräfte zuzusprechen. So können es insbesondere die traditionellen Wettbewerber aus der Schalter-'Fraktion' mühelos mit Busch-Jaeger aufnehmen, wenn es darum geht, im Bereich der Gebäudeautomation zu punkten.
Insbesondere Gira, Hager (inklusive der Vertriebsmarken Berker und Elcom) und Jung (in Kooperation mit Siedle) setzen seit vielen Jahren – genau wie Busch-Jaeger – Maßstäbe im High-End-Segment auf Basis des KNX-Standards. Vor einigen Jahren riefen dann Gira und Jung gemeinsam den fachhandwerksexklusiven eNet-Standard ins Leben. Mittlerweile ist eNet SMART HOME erwachsen geworden. Nicht zuletzt durch die Einbindung zahlreicher weiterer Markenhersteller ist eNet nicht mehr weit davon entfernt, sich als Branchenstandard zu etablieren. Dies zeigen jene aktuellen Entwicklungen, die sich seit der Light+Building 2018 (18. bis 23. März 2018 in Frankfurt a. M.) immer mehr herumsprechen. Der aktuelle Stand in Sachen eNet SMART HOME lässt sich im wesentlichen an den nachfolgend aufgeführten Fakten festmachen:
Die eNet-Allianz bündelt derzeit das Know-how von acht renommierten Herstellern. Die jeweiligen eNet-Produkte der einzelnen Anbieter übernehmen gemeinsam eine funkbasierte Steuerung vernetzter Gebäudetechnik in Wohnungen und Eigenheimen bis zu 120 qm. Das System ist ein umfassendes, intuitiv steuerbares Bediensystem mit einem breiten Produktportfolio. Es besteht nicht nur aus Wand- und Handsendern mit zahlreichen Bedienaufsätzen. Hinzu kommen weitere Komponenten der jeweiligen Hersteller. So heißt es derzeit beispielsweise beim Sensor-Spezialisten Steinel:
„Die neuen 'XLED PRO'-Strahler zur Ausleuchtung großer oder extrem breiter Flächen und der 'sensIQ', ein Infrarotbewegungsmelder […] sind Vorboten für ein kommendes umfassendes Sortiment an Steinel-Produkten. Im Zusammenspiel mit den eNet-Komponenten und den Produkten anderer hochkarätiger Marken sind die Weichen für die Zukunft gestellt.“
Dass es für die Steuerung der eNet-Komponenten eine eigene 'eNet SMART HOME App' gibt, wird niemanden überraschen. Die Bedienung erfolgt aus dem Heim-Netzwerk oder per Fernzugriff über das Internet. Von unterwegs aus behalten Anwender per 'eNet SMART HOME remote' immer Zugang zu ihrer eNet Installation. Über die browserbasierte Inbetriebnahme-Oberfläche 'eNet SMART HOME connect' werden Sender und Aktoren miteinander verbunden Einstellungen vorgenommen und System-Diagnosen durchgeführt.
Geschützt wird das vernetzte Gebäude durch gezielte Sicherheitsmaßnahmen. Dazu kommunizieren alle Geräte ausschließlich über eine vollverschlüsselte Verbindung. Für zusätzliche Datensicherheit sorgt die Tatsache, dass der eNet-Server – im Gegensatz zu zahlreichen anderen Smart Home-Konzepten – nicht in irgendeinem Silicon Valley am anderen Ende der Welt, sondern auf deutschem Boden steht. Damit unterliegt das zu beachtende Datenschutzrecht den sehr strengen heimischen Vorgaben.
In funktionaler Hinsicht dürfte insbesondere bei vielen Anwendern die Möglichkeit zur Einbindung der intelligenten tado° Heizungssteuerung ein relevantes Entscheidungskriterium sein. Denn dadurch wird es möglich, dass beim Verlassen des Gebäudes nicht nur Rollläden herunterfahren und das Licht ausgeschaltet wird. Verlassen die Bewohner das Haus, ist zusätzlich die Regulierung von Heizkörpern und Fußbodenheizung möglich. Dabei kommen u. a. die automatische Erkennung eines geöffneten Fensters die aktuelle Wettervorhersage und die ortsabhängige Steuerung bei Abwesenheit zum Tragen.
'mi' meint: Der Gedanke, mit eNet SMART HOME einen fachhandwerksexklusiven Branchenstandard ins Leben zu rufen, ist aus Sicht des elektrotechnischen Fachhandwerks grundsätzlich sinnvoll. Zumal die Anzahl der eingebundenen Markenhersteller mittlerweile beachtlich ist. Mit Bachmann Brumberg Häfele Siedle Steinel und tado haben die eNet-Initiatoren Gira und Jung leistungsstarke Partner ins Boot geholt, die sich vom Sortiment her untereinander ideal ergänzen. Dadurch lässt sich mit eNet SMART HOME eine Funktionstiefe erreichen, die über das hinausgehen dürfte, was ein einzelner Hersteller mit einer 'Insellösung' abbilden kann. Ob das Ganze am Ende tatsächlich ein Erfolg wird, hängt zum einen davon ab, ob der zahlende Kunde den Nutzen einer überdurchschnittlichen Funktionstiefe unterhalb des KNX-Segments zu schätzen weiß. Zum anderen wird es darauf ankommen, ob es den teilnehmenden Partnern aus dem Fachhandwerk gelingt, sich bei einer hinreichend großen Anzahl potenzieller Kunden als langfristig verlässlicher Partner für das Thema Smart Home in Szene zu setzen. Das Grundproblem für alle elektrotechnischen Anbieter liegt auf der Hand:
Die Innovationszyklen der digitalen Welt weisen eine deutlich höhere Schlagzahl auf, als man es von der konventionellen Elektrotechnik gewohnt ist. Als Marktantreiber ohne nennenswerte eigene Anwendungskompetenz gelingt es den Online-Giganten Amazon, Google & Co. seit Jahren, unzählige Branchen vor sich herzutreiben. Zahlreiche Dienstleister, Hersteller und ausführende Handwerker haben die undankbare Aufgabe, jene Erwartungen zu erfüllen, die Amazon, Google & Co. durch vollmundige Versprechen erzeugen. Die in der digitalen Welt praktizierte Gratis-Kultur steht dabei in unmittelbarem Widerspruch zu dem, was einen verlässlichen Service-Partner ausmacht. Denn: Qualifizierte Beratung, technologisch erstklassige Lösungen und eine umfassende Funktionstiefe kann es nicht zum Nulltarif und auch nicht für eine moderate Schutzgebühr geben. Kein Hersteller, kein Schnittstellen-Anbieter, kein Systemintegrator, kein Fachhändler und auch kein Elektro-Handwerker wird jemals in der Lage sein, verlässliche Lösungen zum Preis einer DIY-Einstiegslösung anzubieten. Im Grunde kann es immer nur darum gehen, potenziellen Kunden diese Zusammenhänge vor Augen zu führen – in der Hoffnung, dass möglichst viele die Bereitschaft zeigen, ihre anfänglich oftmals geringe Investitionsbereitschaft für ein Smart Home an ihren tatsächlichen Qualitätsanspruch anzupassen. Je häufiger dies gelingt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass 'eNet' für alle Beteiligten ein Erfolg wird. Dabei dürfte eine konsequente Marktbearbeitung insgesamt alternativlos sein. Mit dem eingängigen Slogan 'SMART HOME aus Meisterhand' läuft das Ganze auf jeden Fall in die richtige Richtung.
Chefredakteur