Anfahrtkosten-Pauschale — wie die Sonepar-Antwort auf exorbitant gestiegene Logistikkosten ausfällt

Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das erste Großhandelsunternehmen aus der Deckung wagen würde, um die kalkulatorische Herausforderung permanent steigender Logistikkosten gezielt anzugehen. Ende Januar informiert der Großhandelskonzern Sonepar seine Kunden in ganz Deutschland über eine bemerkenswerte Abänderung seiner Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Dazu heißt es in einem Rundschreiben an die „Sehr geehrten Geschäftspartner“ unter anderem wörtlich:

„Leider sind in den vergangenen drei Jahren, vor allem aber im letzten Jahr, die Kosten für die Auslieferung erheblich gestiegen. Die sogenannte 'letzte Meile' macht dabei ca. 50 % der gesamten Logistikkosten aus. Grund für die Kostenexplosion beim Transport zu Ihnen ist, neben einer überlasteten Infrastruktur und des erheblich zunehmenden Paketdienstversands, insbesondere der zunehmende Fahrermangel. Hinzu kommen aktuelle Umweltdiskussionen und Dieselfahrverbote […] Wir bitten Sie daher um Verständnis, dass wir für Bestellungen ab dem 1. Februar 2020 Anfahrtskosten pro Tag in Höhe von 4,90 Euro für Lieferungen aus unserem Zentrallager erheben.

Sollten Sie an mehr als sechs Tagen pro Monat Lieferungen benötigen, berechnen wir selbstverständlich nur eine für Sie günstigere Monatspauschale. Diese wird 29,90 Euro betragen, d. h. die Anlieferung kostet Sie weniger als 1,50 Euro pro Tag an allen Werktagen im Monat und unabhängig von der Anzahl der für Sie zu beliefernden Baustellen.“

Im weiteren Verlauf ihres Anschreibens zeigen sich die beiden Geschäftsführer Ingolf Coers und André Thönes sichtlich bemüht, allen Beteiligten gegenüber einen guten Willen zu signalisieren. Sind 1,50 Euro pro Tag zusätzlich gerecht? Gut möglich, dass es zu dieser Frage unterschiedliche Sichtweisen gibt. Was man zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte: Wenige Monate später verliert Sonepar-Geschäftsführer Thönes seinen Job als Mitglied der Sonepar-Geschäftsführung. Nach miEI-Informationen hat diese Entwicklung jedoch nichts mit der Einführung des Logistik-Zuschlags zu tun!