SH-Award 2019 — In welchen Segmenten kann der Erstplatzierte mit SymBox neo nachhaltige Erfolge erzielen?

„Die 'markt intern'-Beiträge über die Perspektiven des Fachhandwerks beim Thema Smart Home sind immer eine echte Bereicherung für alle Beteiligten,“ kommentiert ein aufmerksamer Leser von 'markt intern' Elektro-Installation unseren jüngsten Beitrag über das eNet-Jugend-Camp 2019 (vgl. EI 32/19). Keine Frage, der Grundgedanke für das eNet-Smart-Home ist für das installierende Fachhandwerk eine tolle Sache. Gleichzeitig weiß aber auch jeder: Der Teich der Gebäudeautomation gleicht im Grunde einem offenen Meer, in dem sehr viele Fische ihre Bahnen ziehen.

Dies zeigt sich immer dann, wenn die wohl bedeutendste gewerkeübergreifende Smart-Home-Institution, SmartHome Deutschland e. V., in Berlin ihre Auszeichnungen verleiht. In der Katgeorie 'Bestes Produkt' beim Smart-Home-Deutschland-Award landete vor zwei Jahren mit dem Markenhersteller Jung ein renommierter Hersteller des dreistufigen Vertriebswegs auf 'Platz 1'. Im vergangenen Jahr sorgte die 'herstellerübergreifende Konnektivität' dafür, dass die Elektroplanungssoftware 'terminal' auf einem hervorragenden 3. Platz landen konnte. Auch in diesem Jahr hat sich die neunköpfige Jury bei ihrer Bewertung vom Faktor 'Konnektivität' leiten lassen. Sieger in der Kategorie 'Bestes Produkt 2019' ist die Symcon GmbH mit ihrer Portallösung 'SymBox neo.'

SymBox neo versteht sich als Komplettlösung für zahlreiche denkbare Lösungen im Bereich der Gebäudeautomation. Es bietet dem professionellen Systemintegrator einen umfassenden Werkzeugkasten für die systemübergreifende Verknüpfung vieler Systeme, Produkte und Protokolle. Nach dem Vorbild eines AppStore-Konzepts soll ein neu geschaffener ModuleStore die Insel-Problematik proprietärer Systeme überwinden. Das Ganze versteht sich als Einladung an Hersteller und Entwickler, bereits realisierte Systemanbindungen schrittweise zu erweitern. Durch den Ansatz zur permanenten Weiterentwicklung bezeichnet Symcom seine Entwicklung als „eine perfekte und zukunftssichere Plattform“. Eine geräteübergreifende Visualisierung für Browser und mobile Apps bietet zusammen mit den Sprachassistenten Amazon Alexa, Google Assistant und Apple HomeKit (als Community-Erweiterung) viele Möglichkeiten zur Steuerung und Überwachung.

In technologischer Hinsicht basiert SymBox neo auf dem von der Raspberry Pi Foundation entwickelten 'Compute Module'. Dieses kommt seit vielen Jahren im industriellen Umfeld zum Einsatz. Dies nehmen einige Experten zum Anlass, SymBox neo als ausgereiftes Konzept zu bezeichnen. Derzeit sind integrierbare Erweiterungen für PoE, M-Bus, RS232, RS485 (ModBus RTU) und KNX verfügbar. Zu den anbindbaren Systemen zählen unter anderem KNX LCN EnOcean Z-Wave HomeMatic digitalStrom ALLNET Siemens Wago und Beckhoff SPS M-Bus 1Wire eKey-Fingerprint-Lösungen und Modbus TCP/RTU. Hinzu kommen jene Erweiterungen des 'ModuleStore', die aus dem Umfeld einzelner Hersteller oder diverser Community-Entwickler stammen. Gemeint sind hier beispielsweise Philips Hue, Doorbird, IFTTT oder auch die Sprachausgabe durch Amazon-Echo-Geräte, die SqueezeBox oder durch Verstärker von Denon, Marantz oder Yamaha. Eine geräteübergreifende, verschlüsselte Visualisierung macht es möglich, das Zuhause mit mobilen Endgeräten, fest installierten TouchPanels und über Sprache zu steuern. Die Konfiguration erfolgt über eine webbasierte Konfigurationsoberfläche.

Hört sich von der Entwicklung her kompliziert an – und vermutlich würde der Anbieter Symcom dieser Einschätzung allenfalls in Ansätzen widersprechen. Letzten Endes erhebt das System aber auch den Anspruch, Flexibilität mit tiefgreifenden Möglichkeiten der Individualisierbarkeit zu vereinen. Im Hinblick auf mögliche Einsatzgebiete hat Symcom zugleich kleinere und auch große individuelle Projekte im Visier. Über die angebotene JSONRPC-Schnittstelle lassen sich eigene Visualisierungen und Konfigurationsoberflächen erstellen. Nach Angaben von Symcom soll es bereits einen Fertighaushersteller geben, der auf diesem Wege vollständige Planungen und Konfigurationen durchführt.

Gut möglich, dass der letztgenannte Aspekt dem einen oder anderen elektrotechnischen Fachbetrieb nicht in den Kram passt. Verständlich, denn: Wenn Fertighaushersteller sich dazu aufschwingen, ihren Kunden vollständige Gebäudeautomationskonzepte anzubieten, kann dies nicht im Sinne des planenden und installierenden Fachhandwerks sein. Aber letzten Endes liegt es an jedem einzelnen selbst, aktuelle technologische Herausforderungen als solche anzunehmen. In technologischer Hinsicht dürfte SymBox neo einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die viel beschworene Insel-Problematik zu überwinden. Zu einem echten Problem dürfte dieses Thema aber in erster Linie nur dort werden, wo es um großangelegte Wohnungs-, Gewerbe- oder Zweckbauten geht. Handelt es sich um andere Segmente, dann hält der Markt bereits zahlreiche Ansätze bereit, um proprietäre Systeme miteinander zu verknüpfen. Oftmals dürften auch bereits diese Konzepte vielen vermeintlich ungelösten Problemen ihren Schrecken nehmen. Ganz abgesehen davon, dass eine verlässliche und zugleich einfach handhabbare Insellösung nicht nur für Privatanwender, sondern auch für kleinere und mittlere Gewerbekunden völlig ausreichend sein kann. Man darf gespannt sein, ob und ggf. in welchen Bau-Segmenten, Symcon seine Entwicklung erfolgreich am Markt platzieren kann – 'mi' bleibt für Sie dran'!