E-Mobilität — Mennekes veranschaulicht das Funktionsprinzip und den Nutzen eichrechtskonform zertifizierter Ladelösungen

In EI 11/19 berichtete 'markt intern' unter anderem, warum sich bei der Elektro-Mobilität eine historische Chance bietet: Die Umsetzung eines möglichst einheitlichen Abrechnungsstandards ist zum Greifen nahe. Gleichzeitig läuft die Branche jedoch Gefahr, diese gute Ausgangslage leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Dazu erreicht uns aktuell der nachfolgend aufgeführte Leserkommentar von Alfred Vrieling, Bereichsleiter e-mobility beim Hersteller Mennekes:

„Sehr geehrter Herr Blumberg, mit großem Interesse haben wir Ihren jüngsten Beitrag zur Elektro-Mobilität gelesen. In EI 11/19 ist es Ihnen gelungen, den unmittelbaren Nutzen möglichst einheitlicher Abrechnungsstandards aufzuzeigen. Wir als Fa. Mennekes halten eine einheitliche Standardisierung für außerordentlich sinnvoll. Deshalb setzen wir bei der Entwicklung von Ladeinfrastruktur, wie die meisten anderen führenden Lösungsanbieter auch, auf den universellen OCPP-Standard. Dieser bietet dem Anwender aus unserer Sicht die größtmögliche Flexibilität. In der Sache sollte es darum gehen, dass sich ein Anwender für künftige Erweiterungen möglichst viele Optionen offenhält. Ich bin mir sicher, dass unsere Partner aus Großhandel und Fachhandwerk alles tun werden, um hier – im eigenen Interesse und im Interesse heutiger Anwender – tragfähige Entscheidungen zu treffen.“

Dass Alfred Vrieling an dieser Stelle die technologische Flexibilität in den Vordergrund rückt, ist nachvollziehbar. Letzten Endes dürfte es aber auch noch um etwas anderes gehen: Der Energiemarkt befindet sich seit vielen Jahren im Umbruch. Dieser Prozess wird uns wegen der politisch verordneten Energiewende noch lange begleiten. Unter diesen Voraussetzungen sind möglichst viele verschiedene Optionen bei der Auswahl des Energieversorgers ein weiterer Trumpf. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird sich der Energiemarkt der Zukunft fundamental von dem unterscheiden, was wir heute gewohnt sind. Allein deshalb ist jeder Anlagenerrichter gut beraten, sich nicht ohne Not in die Abhängigkeit einiger weniger Anbieter zu begeben. Dass das Ganze im Moment eine erhebliche praktische Relevanz hat, zeigt sich beispielsweise an den Vertriebsaktivitäten der RWE-Tochter innogy:

Diese war in den letzten Monaten erkennbar bemüht, das installierende Fachhandwerk und den Elektro-Großhandel in seine Aktivitäten zur Verbreitung von Ladeinfrastruktur einzubinden. Dies ist im Grunde keine schlechte Nachricht – eher im Gegenteil. Vermutlich hat es sich aber noch nicht überall herumgesprochen, dass innogy bei seinen Konzepten zur Schaffung von Ladeinfrastruktur auf den 'hauseigenen' Abrechnungsstandard 'LG2WAN' setzt. Dabei handelt es sich zwar um ein offenes Protokoll, aber: Für Außenstehende ist nicht wirklich ersichtlich, wieviele Lösungsanbieter – abgesehen von innogy selbst – ebenfalls auf diesen Standard setzen. Allzu viele können es nicht sein. Die meisten führenden Hersteller von Lösungen zur Schaffung von Ladeinfrastruktur setzen derzeit nämlich auf den OCPP-Standard. Die abstrakten Vor-und Nachteile dieses weit verbreiteten und universell ausgerichteten Protokolls hat 'markt intern' seinen Lesern bereits in EI 11/19 vorgestellt. Die heutige Wortmeldung von Alfred Vrieling nimmt 'markt intern' zum Anlass, das komplexe Thema aus Sicht eines dreistufig agierenden Herstellers zu beleuchten. So erfahren wir von dem Mennekes-Experten unter anderem folgende Details:

Wenn es beim Thema Elektro-Mobilität um die technologische Umsetzung von Abrechnungsmodalitäten geht, dann befinden wir uns – genau genommen – im Bereich der 'eichrechtskonformen Ladelösungen'. Auf Vorgabe des Mess- und Eichgesetzes sind dazu 'geeichte' Messgeräte einzusetzen. Für die Ladestation als 'Messgerät mit Zusatzeinrichtung' und ständig wechselnden Nutzern gelten zusätzlich besondere Vorgaben für die Verwendung der ermittelten Werte.

Damit ein Hersteller in dem Teich der 'eichrechtskonformen Ladelösungen' mitschwimmen darf, muss er mit seinen jeweiligen Lösungsangeboten ein Konformitätsbewertungsverfahren durchlaufen. Im Erfolgsfalle verleiht dann die Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB) eine offizielle 'eichrechtliche Zertifizierung'. Ein solches Zertifikat hat der Hersteller Mennekes für seine Ladelösungen im September 2018 erhalten. Damit ist der Nachweis erbracht: Bei der jeweiligen Ladelösung sind alle relevanten eichrechtlichen Vorgaben erfüllt. Wurden die Lösungen zunächst noch unter der Aufsicht der Eichdirektion Köln bzw. Dortmund ausgeliefert, so hat Mennekes sich vor wenigen Wochen zusätzlich auch noch vom VDE den Produktionsprozess zertifizieren lassen. Durch das zertifizierte Qualitätsmanagement-System ist es ab sofort möglich, dass der Hersteller die eichrechtskonforme Produktion, die Stückprüfung selbst durchführen und die Konformitätserklärung selbst erstellen kann. In einer offiziellen Mitteilung aus dem März 2019 heißt es dazu unter anderem: „Mennekes ist somit einer der ersten Hersteller, der seinen kompletten Produktionsprozess auf die Anforderungen seitens des Gesetzgebers und der Kunden erfolgreich erfüllt hat.“

Bei so vielen gesetzlichen Vorgaben stellt sich fast schon zwangsläufig die Frage, welche Kriterien für die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben relevant sind. Gegenüber 'markt intern' stellt der eingangs bereits erwähnte Alfred Vrieling für sein Unternehmen klar, dass Mennekes „die gesetzlichen Vorgaben für alle vier relevanten Punkte erfüllt“ habe und mittlerweile über „umfassende und kundenfreundliche Lösungen“ verfüge. Im Einzelnen stehen dabei folgende Faktoren im Vordergrund:

1. Messwerterfassung mit einem geeichten Messgerät – Mennekes-Ladesysteme erfassen die relevanten Werte einzelner Ladevorgänge mit einem geeichten Messgerät. Die geladene Energie lässt sich vor Ort über einen, in die Ladesäule integrierten und von außen einsehbaren, eichrechtskonformen Zähler ablesen.

2. Speicherung und Übermittlung signierter und gesicherter Datensätze – Die notwendigen Datensätze werden zunächst signiert. Gemeinsam mit einer Nutzer-ID übermittelt die Ladestation die Zählwerte an eine zur Verwaltung von Ladeinfrastruktur und zur Abrechnung geeignete Software, das sog. Backend. An dieser Stelle sorgt das bereits vorgestellte OCP-Protokoll dafür, dass die Daten von einer Mennekes-Ladesäule an jedes auf OCPP-Basis agierende Backend übertragen werden können. Hinzu kommt: Eine vorhandene Mennekes-Ladeinfrastruktur lässt sich zu einem späteren Zeitpunkt auch durch die Anbindung solcher Ladepunkte erweitern, die von einem anderen Hersteller stammen, der ebenfalls eichrechtskonforme OCPP-basierte Lösungen anbietet. Die hohe Verbreitung von OCPP ist in solchen Fällen ein Garant für größtmögliche Investitionssicherheit. Nicht morgen, nicht übermorgen, sondern bereits heute!

3. Transparenzsoftware zur Überprüfung der Signatur der Datensätze – Mit Blick auf mögliche Komfortwünsche dürfte die speziell von Mennekes entwickelte Transparenzsoftware dem Anwender einen unmittelbaren Nutzen bieten: Dieser besteht darin, dass ein Kunde seine Datensätze mit dem eigenen PC unabhängig von Zeit und Ort überprüfen kann. Das Funktionsprinzip ist relativ simpel: Mit dem Beginn eines Ladevorgangs werden die Daten des Zählers, des Benutzers und des jeweiligen Ladevorgangs signiert, verschlüsselt und an das Backend eines Fahrstromanbieters übermittelt. Dort erfolgt eine unveränderte Speicherung der Daten. Direkt im Anschluss tarifiert der Betreiber den Ladevorgang, um dem Nutzer den Energiebezug in Rechnung stellen zu können.

Im Fall einer Reklamation kann der Ladekunde die relevanten Daten mit der zertifizierten Transparenzsoftware von der Entstehung in der Ladesäule bis hin zur Rechnungsstellung überprüfen. Der Ladeinfrastrukturbetreiber stellt dafür die signierten Ladedaten zur Verfügung. Der Kunde überprüft eigenständig und unabhängig von Zeit und Ort die Signatur der Daten. Bei eventuellen Unklarheiten kann der Anwender sich direkt an seinen Fahrstromanbieter wenden.

Jeder, der sich mit der Materie näher beschäftigt, wird schnell erkennen: Unterschiedliche Fahrstromanbieter haben zwangsläufig ein nachvollziehbares Interesse daran, für mehrere Hardwareanbieter eine einheitliche Transparenzsoftware anbieten zu können. Auf Nachfrage von 'markt intern' erfahren wir dazu: Mennekes beschränkt sich nicht allein darauf, eine eigene Transparenzsoftware anzubieten. Gleichzeitig unterstützt der Hersteller die neue zusätzliche Initiative SAFE. Diese befindet sich zur Zeit in ihrer Gründungsphase. Um aber bereits heute eichrechtskonforme Produkte anbieten zu können, so heißt es bei Mennekes, sei die Eigenentwicklung einer Transparenzsoftware zunächst unumgänglich gewesen. Ergänzend dazu betont Alfred Vrieling gegenüber 'markt intern' außerdem:

„Bei unserem Konzept setzen wir auf einzelne Messkomponenten, welche für die Eichrechtskonformität zertifiziert wurden. Dabei verwendet Mennekes serienreife, eichrechtskonforme Komponenten, die im Rahmen der Nacheichpflicht getauscht oder rezertifiziert werden können. Andere Lösungen sind teilweise so aufgebaut, dass bei einem Austausch von Komponenten ggf. der komplette Ladepunkt getauscht oder nachgeeicht werden muss. Denn wenn nicht nur Messkomponenten zertifiziert wurden, sondern komplette Steuerungseinheiten, dann kann bei jedem Software-Update eine Nacheichung erforderlich werden. Das könnte mit erheblichen Folgekosten verbunden sein. Genau das möchten wir unseren Partnern – im wahrsten Sinne des Wortes – ersparen. Auch für unsere bisherigen Kunden soll die einfache Nachrüstung der Hardware und Software auf den eichrechtskonformen Standard möglich sein. Deshalb werden wir in Kürze für die bereits im Markt befindlichen Ladesäulen 'Premium' und 'Smart' passende Nachrüstkits zur Verfügung stellen. Lösungen, die jetzt und in Zukunft erworben und installiert werden, sind von Beginn an als eichrechtskonforme Ladelösung verfügbar. Die von der PTB ebenfalls zertifizierte Transparenzsoftware ist der wichtigste Baustein zur Kontrolle und Vertrauensbildung. Sie bietet Kunden die Möglichkeit, die zu einzelnen Ladevorgängen gehörenden Signaturen der Daten unabhängig von Zeit und Ort eigenständig zu überprüfen. Die Software kann sowohl von Endverbrauchern als auch von Betreibern genutzt werden. Für Computer, z. B. mit einem Windows Betriebssystem, steht die Software unter www.chargeupyourday.de kostenlos zum Download bereit. Eine Vor-Ort-Überprüfung des Ladevorgangs ist grundsätzlich möglich, aber dank der Transparenz-Software keineswegs alternativlos.“

Puh, gut möglich, dass der eine oder andere Elektromeister an dieser Stelle erst einmal tief durchatmen muss. Für Außenstehende dürfte es schwierig sein, all die komplexen Zusammenhänge wirklich zu verstehen. Wer aber die Bedeutung eines weit verbreiteten Abrechnungsstandards richtig einschätzen und seinen Kunden den unmittelbaren Nutzen des eichrechtskonformen Ladens vermitteln kann, der ist derzeit beim Thema Ladeinfrastruktur schon mal recht weit vorne!

Insofern gilt für Sie: Schenken Sie dem Thema Elektro-Mobilität eine möglichst große Aufmerksamkeit Bedenken Sie, dass dieses Geschäftsfeld derzeit von einer rasanten technologischen Entwicklung profitiert – nicht nur bei den verfügbaren Fahrzeugen, sondern auch bei den Möglichkeiten zur Einbindung von Ladeinfrastruktur in ein ganzheitliches Energiemanagement Überlegen Sie anhand der hier aufgeführten Hintergrundinformationen, inwieweit Sie und Ihre Mitarbeiter auf dem aktuellen Stand sind Prüfen Sie die Kooperations-Angebote unterschiedlicher Partner gründlich Scheuen Sie sich nicht, Ihren jeweiligen Ansprechpartner mit gezielten und fundierten Detailfragen zu konfrontieren Werden Sie misstrauisch, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Gesprächspartner Sie mit oberflächlichen Sprüchen ablenken oder gar mit gönnerhaftem Grinsen einschüchtern möchte Verfolgen Sie weiterhin die 'markt intern'-Berichterstattung zu aktuellen Entwicklungen rund um die Elektro-Mobilität – 'mi' bleibt für Sie dran!