Mittwoch, 23. November 2022

Mona Neubaur umgarnt Handwerkskammer Düsseldorf

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Mehr als zweieinhalb Jahre fand coronabedingt keine große Präsenzveranstaltung der Handwerkskammer Düsseldorf mehr statt. Gestern konnte Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert – letzte Woche für weitere drei Jahre als Präsident von HANDWERK.NRW wiedergewählt – anlässlich des Herbstempfangs der Kammer endlich wieder mehr als 250 Gäste in den Räumlichkeiten der Kammer begrüßen. Als Festrednerin hatte die Kammer die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen), eingeladen. Neubaur, so Ehlert in seiner sehr wohlwollenden Vorstellung der Ministerin, sei als Handwerksministerin, auch wenn das Handwerk im Titel des Ministeriums nicht vorkomme, die „wichtigste“ Ministerin für das Handwerk.

Der Titel war von der letzten Rot/Grünen-Landesregierung mit Minister Garrelt Duin (SPD) – inzwischen Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Köln – als Namensbestandteil in die Bezeichnung des Wirtschaftsministeriums eingefügt worden. Die Schwarz/Gelbe-Landesregierung mit Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP) als dessen Nachfolger und Neubaurs Vorgänger hatte ihn wieder gestrichen. Neubaur nahm diesen Ball dankbar auf und betonte zur großen Freude der Gäste, wer das Handwerk im Herzen trage, „muss es nicht im Schilde führen“. Gelernt ist gelernt, kann man da nur zu dieser rhetorischen Glanzleistung sagen. Und damit war dann auch der Spirit der Rede Neubaurs gesetzt.

Ist das Herz voll, weiß der Volksmund, geht der Mund über. Und so würdigte wenig überraschend Neubaur anschließend das Handwerk in ihrer Rede in den höchsten Tönen. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. In der Tat leistet das Handwerk beispielsweise in Bezug auf die Ausbildung der Jugendlichen, der Integration ausländischer Arbeitnehmer oder als „die Wirtschaftskraft von nebenan“, wie es einmal in einem Slogan des Handwerks hieß, Hervorragendes. Aber im Gegensatz zu dieser empathischen Würdigung des Handwerks steht doch so manches, was Grüne, ob in Kommunen, dem Land NRW oder auch im Bund, politisch zu vertreten haben, durchaus im Widerspruch zu originären Interessen des Handwerks. Wer sich noch an die massive Kritik Ehlerts am früheren Düsseldorfer OB Thomas Geisel wegen der Umweltspur in Düsseldorf erinnert, dürfte sich ein wenig wundern, dass verkehrspolitische Vorstellungen der Grünen (autofreie Innenstädte, Wegfall von Parkplätzen oder Fahrverbote) beispielsweise so gar nicht thematisiert wurden.

Es ist auch seitens Neubaurs einigermaßen dreist gewesen, schlicht festzustellen, trotz des dringend notwendigen Klimaschutzes sei es notwendig, wieder Kohlekraftwerke ans Netz zu bringen. Die Wahrheit ist: Es wäre jedenfalls nicht in dem Umfang notwendig, wenn denn die Laufzeit der verbliebenen AKWs verlängert worden wäre und neue Brennstäbe gekauft worden wären. Und generell darf man sich vielleicht etwas wundern, dass die Beschleunigung der Energiewende mit all ihren Problemen und die reihenweise Ausrufung der Klimaneutralität mit immer kürzeren Fristen nunmehr als Transformation der Wirtschaft nicht nur von Neubaur und den Grünen, sondern offenbar auch dem kompletten Handwerk gefeiert werden. NRW müsse zeigen, wie klimaneutrales Wirtschaften „als erfolgreiches Geschäftsmodell“ betrieben werden könne, verlangte Neubaur. Transformation bedeute, so fügte sie hinzu, NRW müsse sich „komplett neu aufstellen“. Wie das gehen soll? Darum müssen sich dann wohl die kümmern, die so heftig applaudiert haben.

Da wirkt es kaum als Beruhigung, dass Neubaur betonte, NRW sei ein Industrieland und müsse es auch bleiben. Denn zugleich appellierte sie an die Zuhörer, sich zum Prinzip „Less is more“ zu bekennen. Jede Kilowattstunde zählen. Die beste Energie sei die, die gar nicht erst verbraucht werde. Das klingt dann leider doch eher nach Deindustrialisierung als nach Industrieland. Hat das Publikum allerdings nicht so gesehen, sondern ihr mit lang anhaltendem Applaus für die, so HWK-Hauptgeschäftsführer, Dr. Axel Fuhrmann„große Rede“ gedankt. Wenn da mal nicht in fernerer Zukunft der Katzenjammer folgt.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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