Donnerstag, 01. September 2022

NDR tauscht Geschäftsleitung im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein aus

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So langsam wird es wahrlich eng, was den Fortbestand der ARD betrifft. Erst die skandalösen Vorgänge rund um den rbb und jetzt sieht sich der NDR nach Recherchen u.a. des Stern gezwungen, die Leitung des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein auszutauschen. Hier geht es bisher nicht um finanzielle Unregelmäßigkeiten und Luxusvergütungen, sondern um die journalistische Unabhängigkeit der Berichterstattung. Das ist nicht gerade weniger dramatisch.

Zunächst gab es Vorwürfe, die redaktionelle Leitung des Landesfunkhauses habe kritische Berichterstattung zu Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther unterdrückt, was diese bestreitet. Dennoch wurden der Chefredakteur und frühere Leiter des Fernsehbereichs, Norbert Lorentzen, und die Chefin des medienübergreifenden Ressorts Politik und Investigation, Julia Stein, bis auf Weiteres von ihren Aufgaben entbunden. Beide hätten darum gebeten, ließ der Direktor des Landesfunkhauses Volker Thormälen dazu wissen und betonte dabei die Geltung der Unschuldsvermutung hinsichtlich der beiden Mitarbeiter.

Inzwischen hat der Stern nachgelegt und aufgezeigt, dass auch kritische Berichte zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) unterbunden worden sein sollen. Das Pikante daran: Zum Zeitpunkt der Recherchen war die SPD-Politikerin Anette Langner Vorstandsvorsitzende des DRK. Ihre Lebensgefährtin war zeitgleich Vorsitzende des Rundfunkrates des NDR. Dies hat nun dazu geführt, dass Thormälen seinerseits NDR-Intendant Joachim Knuth vorgeschlagen hat, so der NDR, „für vier Wochen unbezahlten Urlaub zu nehmen“.  Dem hat Knuth entsprochen und dabei betont: „Ich danke ihm für dieses Angebot und habe es angenommen. In den vergangenen Tagen wurde für mich sehr deutlich, dass im Landesfunkhaus in Kiel nicht nur aufgeklärt werden muss, sondern auch Dinge geändert werden müssen. Wir stoßen für die Gestaltung der Zukunft nun einen Prozess an, um in Kiel künftig ein Klima des Muts zu etablieren.“

Ein Klima des Muts würde der gesamten ARD guttun. Es ist allerdings eine Illusion anzunehmen, diese könne nun quasi par ordre du mufti angeordnet werden. Im großen Reich der ARD dürfte es etliche Fälle dieser Art geben, die bisher nur nicht den Weg ans Licht der Öffentlichkeit gefunden haben, weil keiner nach ihnen gesucht hat.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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